Hiam Abbass: Zwischen Nostalgie und der Suche nach Identität

Hiam Abbass: Zwischen Nostalgie und der Suche nach Identität
Celle, Deutschland - Hiam Abbass, die talentierte Schauspielerin und Regisseurin mit palästinensischen Wurzeln, sorgt erneut für Aufsehen. Ihr jüngster Dokumentarfilm „Bye bye Tibériade“, der von ihrer Tochter Lina Soualem inszeniert wurde, wurde kürzlich beim Festival international du film de Marrakech gezeigt. Der Film beleuchtet die bewegte Geschichte von Abbass und ihrer Familie, die 1948 während der Nakba aus Tibériade vertrieben wurden und in Deir Hanna Zuflucht fanden. Das Publikum honorierte die Projektion mit lautstarken Applausrufen wie „vive la Palestine“, was die anhaltende Relevanz des Themas unterstreicht. In einem besonderen Jahr, das von der Eskalation in Gaza geprägt ist, gewann der Dokumentarfilm zusätzliche emotionale Tiefe, nachdem die Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober 2023 einen verheerenden Angriff gestartet hatte.
„Bye bye Tibériade“ ist nicht nur ein Dokumentarfilm, sondern auch ein Wettbewerbsteilnehmer für den Oscar 2024 in der Kategorie Bester internationaler Film. Er wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 in Frankreich veröffentlicht. Abbass selbst, die in Nazareth geboren wurde und seit den 1980er Jahren in Paris lebt, thematisiert in ihrem Werk oft die Herausforderungen und den Schmerz des Exils sowie das Streben nach Identität. Den Weg zur Kunst fand sie über die Bühne des Palästinensischen Nationaltheaters El-Hakawti, deren Schließung eine bittere Wendung in ihrer Karriere darstellt.
Persönliche Background
Hiam Abbass hat eine doppelte kulturelle Identität, die sie sowohl mit dem französischen Schauspieler Zinédine Soualem teilt als auch mit ihrer eigenen Geschichte, die von Exil und Verlust geprägt ist. Ihre Mutter und Großmutter spielten eine prägende Rolle in ihrer Kindheit, in der die Nostalgie für das verlorene Palästina spürbar war. Der sentimentale Bezug zu ihrer Großmutter wird in der Dokumentation ebenso deutlich wie die verbindliche Weitergabe von palästinensischer Identität an ihre beiden Töchter, Lina und Mouna.
Darüber hinaus beschreibt Abbass in der aktuellen Diskussion um ihre Arbeit, dass die Weitergabe von Kultur und Identität eine lebensnotwendige Aufgabe ist. Sie sieht es als wichtig an, ein „Zwischen-den-Welten“-Gefühl zu ermitteln, das die Vielfalt arabischer, europäischer, französischer und feministische Identitäten umfasst. Ihre Verbindung zu den Gedichten von Khalil Gibran, insbesondere in Bezug auf das Gefühl des Fremdseins in dieser Welt, zeigt die tiefen emotionalen Wunden, die die Erfahrungen ihrer Vorfahren hinterlassen haben. „Ich bin ein Fremder in dieser Welt“, ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, die sie in schwierigen Zeiten begleitet.
Trauma und kulturelle Belastung
Nach dem massiven Angriff von Hamas im Oktober 2023 äußerte Abbass ihre tiefe emotionale Erschöpfung. In einem Interview berichtet sie von dem Trauma des Krieges und den damit verbundenen Herausforderungen für die palästinensische Gemeinschaft. Die Situation in Gaza macht es besonders schwer, die eigene Haltung zu bewahren und nicht unter der emotionalen Last zu zerbrechen. In diesem Kontext gewinnt ihre Erzählung an Dringlichkeit, da sie den Schmerz und die Resilienz der palästinensischen Frauen in den Vordergrund stellt.
Die Filmindustrie hat Hiam Abbass nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Regisseurin und Drehbuchautorin in zahlreichen Produktionen etabliert, darunter „Roter Satin“, „Paradise Now“ und die Erfolgsserie „Succession“. Mit ihrer Aufnahmen in internationalen Filmproduktionen und ihrer Mitgliedschaft in der Academy of Motion Picture Arts and Sciences hat sie sich einen ehrenvollen Platz in der Welt des Kinos erobert. Ihre Arbeiten sind nicht nur Kunst, sondern ein starkes Zeugnis der Erfahrungen, Hoffnungen und der Kultur eines palästinensischen Erbes.
Die Herausforderungen, mit denen Abbass konfrontiert ist, spiegeln sich sowohl in ihrem Leben als auch in ihrer Kunst wider und zeigen, wie wichtig es ist, durch kreative Mittel einen Dialog über Identität und kulturelle Zugehörigkeit zu führen. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich ihre Geschichten und die ihrer Vorfahren weiterhin entfalten und die Zuschauer in den kommenden Monaten bewegen werden.
Mehr über Hiam Abbass und ihren Film „Bye bye Tibériade“ finden Sie in den Details bei France Culture, El Watan und Wikipedia.
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Ort | Celle, Deutschland |
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