Jean Le Gall: Satirische Reise durch das posteuropäische Rom!

Jean Le Gall: Satirische Reise durch das posteuropäische Rom!
Peine, Deutschland - Wer sich gerne in die Straßen Roms entführen lassen möchte, der kommt an Jean Le Galls neuem Werk „Dernières nouvelles de Rome et de l’existence“ nicht vorbei. Der Autor, gebürtig aus Bordeaux und zwischen Paris sowie dem Gers lebend, nimmt die Leser:innen mit in eine pulsierende Metropole Ende der 60er Jahre. Wie France 3 berichtet, erlebt der Protagonist Nicola Palumbo eine bemerkenswerte Wandlung – als frisch gewählter Generalsekretär einer neuen politischen Bewegung zieht er kurze Zeit später die Reißleine und wird Verkäufer von Sofas. Da kann man nur sagen, dass ihm das politische Parkett geschmacklich wohl nicht zugesagt hat!
Der Roman spielt im Jahr 1969, einer Zeit des wirtschaftlichen Booms, aber auch des Aufruhrs durch anarchistische Bombenanschläge. Inmitten dieses historischen Wirbels beobachtet Palumbo nicht nur seine Umgebung, sondern reflektiert sein eigenes Dasein mit nachdenklichen und prägnanten Sätzen. Seine Gedanken berichtet Le Gall in einem eleganten und klaren Stil, der keine Nachsicht mit der Politik zeigt. Wie der Autor selbst auf Goodreads verrät, ist „Dernières nouvelles de Rome et de l’existence“ ein überzeugendes Beispiel für die „Comédie à l’italienne“, geprägt von einer Mischung aus Komödie und ernsten, introspektiven Themen.
Ein Blick in Palumbos Seelenleben
Was bewegt Palumbo wirklich? Immer wieder finden sich Szenen, die seine innere Zerrissenheit widerspiegeln. Diese lebhaft beschriebenen Momente zeigen, wie Palumbo unter seiner psychischen Erkrankung leidet, aber gleichzeitig müssen die Leser:innen mit ihm lachen, wenn er einen inneren Dialog mit sich selbst führt. Gallimard beschreibt, dass Palumbo zunehmend von der Realität abgekapselt wird; je mehr er beobachtet, desto unsicherer wird er über den Sinn seines Daseins.
Le Gall beleuchtet die italienische Widerstandskraft und zieht Parallelen zu großen Filmregisseuren wie Ettore Scola und Dino Risi. Palumbos Fähigkeit, in einer Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche zu reflektieren, bringt den Leser:innen die Ohnmacht und den Humor eines Mannes näher, der an einem entscheidenden Ort zur Beobachtung der Existenz angelangt ist. So wird Roms Zustand von den Straßen aus betrachtet nicht nur zu einem persönlichen Drama, sondern auch zu einem Spiegelbild der Fehlschläge der Konsumgesellschaft.
Skurrile Begegnungen und lebendige Charaktere
Die Figuren um Palumbo sind ebenso skurril wie vielschichtig. Vom Gigolo über einen Schriftsteller in der kreativen Krise bis hin zu einem geschäftstüchtigen Mann mit prophetischen Fähigkeiten – Le Gall schafft ein lebendiges Umfeld, das an die großen Dramen des italienischen Kinos erinnert. Ein besonderer Moment sind die Affen, die aus einem Zoo entkommen sind und sich auf den Sofas erholen – ein Bild, das sowohl Abscheu als auch Gelächter hervorrufen kann.
Wenn auch manchmal an die eigene vergängliche Existenz gemahnt, wirkt Palumbos Reise durch Rom inmitten all dieser Ereignisse und Einflüsse zutiefst menschlich. Der Autor gelingt es, das Spannungsfeld zwischen innerer Zerrissenheit und der äußeren Welt stimmig darzustellen und bietet den Leser:innen eine fesselnde Erzählung, die lange nachhallt.
„Dernières nouvelles de Rome et de l’existence“ zeigt, dass das Leben auch in den schwersten Momenten weitergeht und dass die Kunst, das Dasein zu beobachten, ein zeitloses Vergnügen sein kann. Le Galls Blick auf die Stadt und ihre Menschen bleibt im Gedächtnis und zeigt, dass wir alle auf irgendeine Weise miteinander verbunden sind.
Details | |
---|---|
Ort | Peine, Deutschland |
Quellen |