Helgoland wird deutsch: Der historische Kolonialtausch von 1890!

Helgoland wird deutsch: Der historische Kolonialtausch von 1890!
Helgoland, Deutschland - Am 1. Juli 1890 geschah etwas Unerwartetes in der Nordsee: Die malerische Insel Helgoland, die seit 1714 dänisch und 1807 von den Briten beansprucht war, wechselte den Besitzer. Im Tausch gegen Kolonialgebiete in Afrika übernahm das Deutsche Kaiserreich die strategisch wichtige Insel, die vor den Mündungen der Flüsse Elbe und Weser liegt und in unmittelbarer Nähe des Marinestützpunkts Wilhelmshaven. So berichtet NDR über die Hintergründe dieses Vertrages.
Der Vertrag, unterzeichnet von Reichskanzler Leo von Caprivi und dem britischen Botschafter, wird in die Geschichtsbücher als der Helgoland-Sansibar-Vertrag eingehen, auch wenn dieser Begriff irreführend ist. Großbritannien erhält dafür Gebiete in Afrika, einschließlich Witu-Land in Kenia und Buganda rund um den Viktoriasee. Ganz nebenbei wird damit auch die britische Schutzherrschaft über Sansibar anerkannt. Ein Geschäft mit weitreichenden Folgen, nicht nur für die betroffenen Länder, sondern auch für die Insulaner selbst.
Die Rolle Helgolands
Für die Helgoländer selbst bedeutete dieser Tausch vor allem eine Einschränkung ihrer politischen Mitbestimmung. Ihre Rolle in den Verhandlungen war eher untergeordnet, und viele englische Zeitungen forderten sogar eine Volksabstimmung über die Zukunft der Inselbewohner, die hauptsächlich vom Fischfang und Tourismus lebten. Gemäß Paragraph XII,4 des Vertrags durften die bestehenden Gesetze und Gewohnheiten der Helgoländer beibehalten werden. Bis 1918 waren sie sogar von der Steuerpflicht befreit, und die Wehrpflicht galt nur für nach 1890 Geborene.
Die Briten jedoch schätzten den militärischen Wert der Insel als gering ein. Sie waren bereit, sie im Tausch gegen wertvollere Kolonialgebiete herzugeben, was bei den deutschen Kolonialisten auf Enttäuschung stieß. Diese formierten sich und gründeten einen Verein zur Förderung imperialistischer Expansion. Darin sahen sie eine Chance, die deutsche Kolonialpolitik voranzutreiben, auch wenn der Tausch nicht ihren Erwartungen entsprach.
Die offizielle Übergabe
Die feierliche Übergabe Helgolands fand schließlich am 8. August 1890 statt, mit Kaiser Wilhelm II. als Ehrengast. Im Anschluss wurde die Queen-Street in Kaiserstraße umbenannt, und die deutsche Marine besetzte die Insel. Wilhelms Einzug markierte einen bedeutenden Moment in der deutschen Geschichte, auch wenn die Insel bis 1952 umkämpft blieb, insbesondere während des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
Die Helgoländer, die vor dem 1. Juli 1890 geboren wurden, hatten die Wahl zwischen deutscher und britischer Staatsangehörigkeit, was ihnen eine gewisse Freiheit ließ. Doch das Gefühl der Unsicherheit blieb. Mit der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen Zerstörung der Insel, hat Helgoland eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die auch heute noch ihre Spuren trägt.
Die britische Herrschaft über Helgoland endete schließlich 1952, als die Insel an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben wurde. Ein Kapitel, das in den Köpfen der Insulaner nach wie vor präsent ist und die Verbindung zwischen Deutschland und dieser einzigartigen Nordseeinsel prägt.
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Ort | Helgoland, Deutschland |
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