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Medizinisches Cannabis: Zunahme der Verschreibungen und ihre Folgen in Berlin

In Berlin berichten Nutzer von medizinischem Cannabis, dass sie einfach und schnell Rezepte online erhalten, was auf einen Anstieg der Verschreibungen und die Legalisierung im Jahr 2023 hinweist, jedoch auch Bedenken über die mögliche missbräuchliche Verwendung für Genusszwecke aufwirft.

Die zunehmende Nachfrage nach medizinischem Cannabis in Deutschland wirft nicht nur Fragen zur Verschreibungspraxis auf, sondern reflektiert auch tiefere gesellschaftliche Trends. Immer mehr Menschen greifen auf Cannabis zurück, um Beschwerden zu lindern oder einfach zur Entspannung, was einen bedeutenden Wandel in der Wahrnehmung und dem Umgang mit Cannabis in der Gesellschaft beschreibt.

Ein Anstieg der Verschreibungen

Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit stiegen die Verschreibungen von Cannabisprodukten erheblich an. Die Importzahlen für getrocknete Cannabisblüten, die für medizinische Anwendungen genutzt werden, sind im zweiten Quartal 2023 um satte 40 Prozent auf 11,7 Tonnen gestiegen. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass immer mehr Menschen Cannabis als legitime Therapieoption in Anspruch nehmen.

Die Entwicklung seit der Teil-Legalisierung

Seit der Teil-Legalisierung im April 2023 ist es auch Erwachsenen ohne schwerwiegende Erkrankungen erlaubt, Cannabis zu konsumieren. Experten glauben, dass diese gesetzliche Anpassung zu einer Entstigmatisierung des Konsums beigetragen hat. Die Möglichkeit für die Bevölkerung, sich legal Cannabis zu beschaffen, hat zu einem gesellschaftlichen Umdenken geführt.

Online-Plattformen im Fokus

Die Digitalisierung hat auch im Bereich medizinisches Cannabis Einzug gehalten. Online-Apotheken, die sich auf den Vertrieb von Cannabis spezialisiert haben, boomen und bieten oft eine einfache und schnelle Möglichkeit, ein Rezept zu erhalten. Nutzer berichten von Erfahrungen, in denen ihnen innerhalb weniger Minuten ein Rezept ausgestellt wurde, nachdem sie eine kurze ärztliche Konsultation über das Internet absolvierten.

Risiken und Herausforderungen

Jedoch gibt es auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der verschriebenen Produkte. Experten warnen, dass die hohen THC-Gehalte mancher Blüten erhebliche gesundheitliche Risiken bergen. Der durchschnittliche THC-Gehalt hat sich zwischen 2012 und 2022 verdoppelt, was die Wahrscheinlichkeit von psychotischen Ereignissen erhöht. Dies wirft die Frage auf, ob die derzeitigen Praktiken der Verschreibung und der Online-Verkauf ethisch vertretbar sind.

Die Rolle der Ärzteschaft

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft hat darauf hingewiesen, dass die Vergabe von Rezepten über Online-Plattformen nicht im Sinne des Gesetzgebers ist, da dies den Zugang zu Cannabis für Genusszwecke erleichtert. Die Vertretung fordert deshalb ein persönliches Arztgespräch, bevor ein Rezept ausgestellt werden kann, um sicherzustellen, dass der gesundheitliche Nutzen tatsächlich im Vordergrund steht.

Ausblick auf die Zukunft

Das Bundesgesundheitsministerium hat angekündigt, die Entwicklung des medizinischen Cannabismarkts weiterhin genau zu beobachten. Die Hoffnung liegt darauf, dass Cannabis Social Clubs, die in Deutschland immer mehr Zuspruch finden, eine sinnvolle und geregelte Alternative zum jetzigen System bieten könnten. Patienten, die auf Cannabis angewiesen sind, könnten so möglicherweise eine stabilere und verlässlichere Versorgung erfahren.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Entwicklung im Bereich medizinisches Cannabis in Deutschland weitreichende gesellschaftliche Implikationen hat. Während die rechtlichen Rahmenbedingungen sich ändern, bleibt die Frage der sicheren und verantwortungsvollen Nutzung sowie der Zugang zu qualitativ hochwertigem Cannabis eine zentrale Herausforderung.

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