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Rückgang der Adoptionen in Deutschland: Stiefkindadoptionen auf Höchststand

Die Zahl der Adoptionen in Deutschland geht weiter zurück: Im Jahr 2023 wurden nur 3.601 Kinder adoptiert, was einem Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, während die Stiefkindadoptionen einen neuen Höchststand erreichen, was auf Veränderungen in der Familienstruktur und der Reproduktionsmedizin hinweist.

Wiesbaden (dpa) – Die aktuellen Statistiken zu Adoptionen in Deutschland werfen ein bemerkenswertes Licht auf die Veränderungen im Adoptionswesen. Laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden wurden im vergangenen Jahr lediglich 3.601 Kinder adoptiert, was einen Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dies markiert den tiefsten Stand an Adoptionen seit der Wiedervereinigung Deutschlands.

Der Einfluss des Stiefkindadoptionsrechts

Ein auffälliger Trend zeigt sich in der steigenden Anzahl von Stiefkindadoptionen, die einen neuen Rekord erreicht hat. Ungefähr 73 Prozent der adoptierten Kinder wurden von Stiefeltern adoptiert. Dieser Anstieg verdeutlicht die wachsende Akzeptanz und rechtliche Rahmenbedingungen für Stiefkindadoptionen, die vor allem in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften von Bedeutung sind. Hierbei handelt es sich in 78 Prozent der Fälle um Stiefmütter, die keine Angaben zum leiblichen Vater gemacht haben. Dies zeigt nicht nur die gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren, sondern auch die Notwendigkeit, rechtliche Hürden zu überwinden, um die Rechte aller Familienmitglieder zu schützen.

Einblick in die Hintergründe der Adoptionen

Im Schnitt waren die Kinder zum Zeitpunkt ihrer Adoption 5,5 Jahre alt. Der Großteil, etwa 73 Prozent, wuchs bereits vorher bei einem leiblichen Elternteil zusammen mit einem Stiefelternteil auf. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Integration des Kindes in die neue Familie oft bereits vor der offiziellen Adoption erfolgt. Zudem zeigen die Statistiken, dass relativ wenige Kinder – gerade drei Prozent – durch anonyme Geburten oder über Babyklappen zur Adoption gelangen, was auf die oft emotional belasteten Hintergründe der Entscheidung zur Adoption hinweist.

Rückgang der klassischen Fremdadoption

Ein weiterer bemerkenswerter Punkt ist der Rückgang der „klassischen“ Fremdadoptionen. Diese Form der Adoption betrifft Fälle, in denen Personen, die nicht zu den leiblichen Eltern oder Stiefeltern gehören, ein Kind adoptieren. Experten führen diesen Rückgang unter anderem auf die Fortschritte in der Reproduktionsmedizin zurück, die viele Paare dazu anregen, eigene Kinder zu bekommen, anstelle bereits geborene Kinder zu adoptieren. Dies hat zur Folge, dass die Adoptionen insgesamt seit 15 Jahren auf relativ niedrigem Niveau stabil geblieben sind.

Gesellschaftlicher Wandel und seine Folgen

Die neuen Zahlen zu Adoptionen sind nicht nur statistische Daten, sondern spiegeln einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel wider. Die steigende Zahl von Stiefkindadoptionen könnte darauf hindeuten, dass Familienformen vielfältiger geworden sind und das Rechtssystem zunehmend auf diese Veränderungen reagiert. Familienrechtliche wie auch gesellschaftliche Normen werden fortlaufend überprüft, um den Bedürfnissen moderner Familien gerecht zu werden. Diese Trends laden dazu ein, die Bedeutung und den Einfluss von Adoptionen auf die betroffenen Kinder und deren Familien genauer zu betrachten.

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