Frankfurt

Chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen kämpft mit schwieriger Geschäftslage und Produktionsrückgang

Die Geschäftslage der meisten Unternehmen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen ist laut einer aktuellen Verbandsumfrage im Februar 2024 unzufriedenstellend und es wird auch für das laufende Jahr keine Verbesserung erwartet. Insbesondere die energieintensive Chemiesparte hatte im vergangenen Jahr mit einem drastischen Produktionseinbruch zu kämpfen.

Im Jahr 2023 verzeichnete die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen insgesamt einen Rückgang der Produktion um 7,9 Prozent und des Umsatzes um 8,1 Prozent. Besonders stark betroffen war die klassische Chemie mit einem Produktionsrückgang von rund 16 Prozent. Dies bedeutet für die letzten beiden Geschäftsjahre einen Einbruch von knapp 26 Prozent. Der Chemieumsatz ging um 22 Prozent auf knapp 14,9 Milliarden Euro zurück. Strukturell höhere Energie- und Rohstoffkosten führten zu gestiegenen Produktionskosten, die international teilweise nicht wettbewerbsfähig sind. Zudem ist die Nachfrage nach Chemie-Erzeugnissen derzeit schwach.

Im Gegensatz dazu zeigte sich die pharmazeutische Industrie widerstandsfähiger. Allerdings sind Sondereffekte durch Corona-Impfstoffe weitgehend ausgelaufen und die Geschäftsdynamik hat sich insgesamt abgeschwächt. Der Gesamtumsatz in Hessen belief sich im Jahr 2023 auf gut 16,8 Milliarden Euro, wobei das Umsatzwachstum fast ausschließlich im Ausland stattfand. Die Verkaufspreise stiegen im Jahresvergleich um 4,8 Prozent, während das Mengenwachstum in der Pharmasparte auf 0,1 Prozent zum Erliegen kam. Für das laufende Jahr wird lediglich eine Seitwärtsbewegung erwartet.

Laut einer aktuellen Verbandsumfrage bewerten die Mitgliedsunternehmen die wirtschaftliche Situation als kritisch. Die Mehrheit stuft die Geschäftslage als “kaum befriedigend” oder “schlecht” ein. Eine Mehrheit erwartet einen weiteren Rückgang der Produktion, eine Verschlechterung der Ertragssituation und plant, ihre inländischen Investitionen zu reduzieren. Die Umfrage verdeutlicht die Belastung durch ein schwieriges Marktumfeld und ein hohes Kostenniveau mit wenig Optimismus für eine kurzfristige Verbesserung.

Trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen haben die Unternehmen bisher weitgehend stabile Beschäftigungszahlen aufrechterhalten und im Jahr 2023 das höchste Ausbildungsangebot seit 20 Jahren erreicht.

Angesichts der bevorstehenden Tarifrunde hat die Chemiegewerkschaft eine Lohnforderung von 6 bis 7 Prozent gestellt, die jedoch als nicht krisengerecht und nicht finanzierbar bezeichnet wird. Die Chemieverbände fordern von der Politik eine entschlossene Wachstumsagenda und dringende Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise.

Die Chemieverbände stellen auf Bundes- und Landesebene sieben politische Forderungen, darunter eine Erhöhung der steuerlichen Forschungszulage, eine klarere und forschungsfreundlichere Gesetzgebung, Unterstützung für neue Investitionen und Ansiedlungen im Bundesland, einen Bürokratieabbau, Reformen in der Sozialversicherung und mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Es wird auch mehr Vertrauen in die Wirtschaft gefordert.

Die Chemieverbände appellieren an die Bundes- und Landesregierung, ein Umfeld zu schaffen, das Entbürokratisierung, Unternehmertum und Leistungsbereitschaft fördert und den Industriestandort attraktiv für Fachkräfte hält.



Quelle: Arbeitgeberverband HessenChemie / ots

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