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Steigende Gewalt in Arztpraxen: Ein leidiges Problem im Oberberg

In Oberberg nimmt die Gewalt in Arztpraxen drastisch zu, was vor allem die Arzthelferinnen belastet und zu einem besorgniserregenden Trend führt, wie Thomas Aßmann, stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbandes, berichtet; er fordert eine Verbesserung der Wertschätzung und Maßnahmen gegen die zunehmende Aggression, um die Sicherheit im Gesundheitswesen zu gewährleisten.

Gewalt in Arztpraxen: Ein alarmierender Trend

In den letzten Jahren wird in deutschen Arztpraxen ein besorgniserregendes Phänomen immer deutlicher: Gewalt und Aggression von Patienten. Diese Entwicklung, die die gesamte Gesellschaft betrifft, ist nicht nur alarmierend für medizinische Fachkräfte, sondern auch für die gesamte Gemeinschaft, da sie auf tiefere soziale Probleme hinweist.

Ein Blick auf die Situation

Thomas Aßmann, beteiligter Hausarzt und stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbandes Oberberg, sieht die Problematik in seiner eigenen Praxis in Lindlar und Engelskirchen genauso wie viele seiner Kollegen. In den letzten vier bis fünf Jahren hat er eine zunehmende Gewaltbereitschaft unter Patienten festgestellt. Zwei Vorfälle in seiner Praxis, in denen Migranten randalierten, sind Beispiele für diese Entwicklung.

„Das Gewaltpotential ist deutlich höher geworden“, sagt Aßmann und zeigt damit auf, dass die Situation nicht nur wenige Praxen betrifft, sondern im ganzen Land spürbar ist. „Aggressives Verhalten, verbale Bedrohungen bis hin zu Tätlichkeiten sind ein wachsendes Problem“, zitiert er den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen.

Ursachen für die Aggression

Ein zentraler Faktor, den Aßmann nennt, ist die Kommunikation. Viele Patienten mit Migration (Invasion)shintergrund kommen ohne Dolmetscher in die Praxis und haben Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen. Die damit verbundene Frustration kann zu aggressivem Verhalten führen. Aßmann berichtet, dass die Arzthelferinnen die Hauptlast solcher Übergriffe tragen und sich oft körperlich und emotional bedroht fühlen. „Die Mitarbeiterinnen haben teilweise echt Angst“, erklärt er.

Gesellschaftliche Dimension

Die steigende Gewalt in den Praxen ist nicht nur ein Problem für die medizinischen Fachkräfte, sondern spiegelt auch eine besorgniserregende gesellschaftliche Tendenz wider. Gassen beschreibt ein „Nationen-übergreifendes Phänomen“, bei dem Patienten oft mit einer übertriebenen Einschätzung ihrer eigenen Behandlungsvorbedürfnisse in die Praxis kommen. Dies führt zu einem Anstieg von aggressivem Verhalten und unangemessenem Verhalten von Begleitpersonen.

Politische Reaktionen und gesellschaftliche Verantwortung

Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, hat Bundesjustizminister Marco Buschmann eine grobe Anpassung des Strafrechts vorgeschlagen, die insbesondere Rettungskräfte besser schützen soll. Aßmann kommentiert, dass auch Arztpraxen von solchen Regelungen profitieren sollten. Er fühlt sich jedoch von der Politik im Stich gelassen und sieht in der mangelnden Wertschätzung gegenüber medizinischem Personal eines der zentralen Probleme. Nur durch eine gesellschaftliche Wertschätzung für Ärzte und Pflegekräfte kann langfristig eine Verbesserung erzielt werden.

Zukunftsausblick

Der Appell von Aßmann ist deutlich: „Sollte sich nichts ändern, werden wir immer mehr Leute verlieren – in der Pflege und in den Arztpraxen.“ Der Fachkräftemangel, mittlerweile ein weithin bekanntes Problem im Gesundheitssektor, könnte sich erheblich verschärfen, wenn die gegenwärtige Gewaltbereitschaft nicht abnimmt. Es ist an der Zeit, diese Problematik umfassend zu adressieren, um die Sicherheit aller Beteiligten in den Arztpraxen zu gewährleisten.

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