Mainz.

Iranischer Raketenhagel – Wendepunkt im Nahen Osten? | Analyse

Der jüngste Raketenschwarm aus dem Iran, der in Israel eingedrungen ist, markiert einen Wendepunkt, da das Regime in Teheran erstmals seine Drohungen in die Tat umgesetzt hat. Es besteht die Möglichkeit, dass die Region jetzt am Anfang eines großen regionalen Krieges steht, abhängig von der Reaktion Israels. Es bleibt zu hoffen, dass die internationale Diplomatie, insbesondere US-Präsident Joe Biden, in der Lage ist, das eskalierende Feuer einzudämmen.

Es ist unwahrscheinlich, dass Teheran zu diesem Zeitpunkt ein Interesse daran hat, einen großen Konflikt mit Israel und den USA zu suchen. Obwohl die Vernichtung Israels ein erklärtes Ziel des iranischen Regimes ist, hat der Iran derzeit mit wirtschaftlichen und innenpolitischen Problemen zu kämpfen. Die Reaktion des Regimes auf die israelische Kommandoaktion gegen zwei Generäle der Revolutionsgarden bleibt rätselhaft.

Die iranischen Raketen haben auch symbolisch Deutschland erreicht. Die Bundesregierung muss sich erneut fragen lassen, warum sie das Regime in Teheran seit Jahren so nachsichtig behandelt. Ihre Reaktion auf die blutig niedergeschlagenen Proteste für mehr Freiheit war schwach. Eine “wertegeleitete Außenpolitik”, wie von Ministerin Annalena Baerbock propagiert, scheint nicht in Sicht zu sein. Scharfe Sanktionen gegen das iranische Regime sind jetzt dringend geboten.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu kann mit dem direkten Ergebnis des iranischen Angriffs zufrieden sein. Im Gegensatz zum schrecklichen Hamas-Terrorüberfall Anfang Oktober konnte die israelische Armee diesmal ihre Bürger schützen. Dennoch besteht kein Grund zur Entwarnung. Es bleibt fraglich, ob die israelische “Iron Dome”-Abwehr auch standhalten kann, wenn neben den iranischen Raketen Hunderte Geschosse der Hisbollah aus dem Libanon kommen. Es wäre für den Iran einfach, die Hisbollah-Terrorgruppen in einen umfassenden Angriffsplan einzubinden.

Die Lage Israels ist weiterhin prekär. Netanjahu hat sein Land mit der unerbittlichen Fortsetzung des Gaza-Krieges in eine militärische und politische Sackgasse manövriert. Das erklärte Kriegsziel, die vollständige Auslöschung der Hamas-Terroristen, kann nur unter enormen Opfern in der palästinensischen Bevölkerung erreicht werden. Darunter wären wahrscheinlich auch die israelischen Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind. Netanjahu könnte dabei auch die Unterstützung seiner letzten verbliebenen Verbündeten, insbesondere der USA, verlieren. Die besondere Unterstützung Deutschlands für Israel wird ebenfalls auf die Probe gestellt.



Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz / ots

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