Von der Flucht zum Führungsposten: Payandehs emotionaler Abschied

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Mehrdad Payandeh wird am 10. Oktober 2025 in Hannover als DGB-Bezirkschef verabschiedet. Ein Rückblick auf seine beeindruckende Reise.

Mehrdad Payandeh wird am 10. Oktober 2025 in Hannover als DGB-Bezirkschef verabschiedet. Ein Rückblick auf seine beeindruckende Reise.
Mehrdad Payandeh wird am 10. Oktober 2025 in Hannover als DGB-Bezirkschef verabschiedet. Ein Rückblick auf seine beeindruckende Reise.

Von der Flucht zum Führungsposten: Payandehs emotionaler Abschied

In Hannover fand ein emotionaler Abschied statt. Mehrdad Payandeh, der Bezirksvorsitzende des DGB für Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, wurde von zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft verabschiedet. In seiner Rückschau auf eine bemerkenswerte Lebensgeschichte, die 1985 mit seiner Flucht aus dem Iran begann, blickte Payandeh auf mehr als 30 Jahre gewerkschaftlichen Engagements und persönlicher Entwicklung zurück. Der Ex-Ministerpräsident Stephan Weil bezeichnete ihn als loyalen Partner und wichtigen Netzwerker, während DGB-Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi ihn als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit ehrte.

Payandeh wurde am 7. Oktober 1960 in Abadan, Iran, geboren und stammt aus einer Gewerkschafterfamilie. Politisch aktiv, setzte er sich für Arbeitnehmerrechte ein und kämpfte gegen die Diktatur und die Islamisierung im Iran. Im August 1985 beantragte er schließlich politisches Asyl in der Bundesrepublik. Ohne Deutschkenntnisse und nur mit einem Hemd sowie einer Jeans bekleidet, fand er zunächst in Ost-Berlin Zuflucht, obwohl sein Ziel Dänemark war. Der deutsche Sozialstaat bot ihm tatsächlich Schutz und die notwendige Zeit, um sich einzugewöhnen. Dies eröffnete ihm neue Möglichkeiten, die er tapfer nutzte.

Ein Leben in der Gewerkschaft

Die ersten Jahre in Deutschland waren nicht leicht: Payandeh arbeite als Lagerarbeiter, während er Deutsch lernte und seinem Weg in die politische Aktivität folgte. 1990 trat er in die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (heute ver.di) ein und von 1994 bis 2004 studierte er Volkswirtschaftslehre. Mit seiner Promotion an der Universität Bremen im Jahr 2004 stellte er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei SPD-Bundestagsabgeordneten Ottmar Schreiner vor. Später folgte eine erfolgreiche Laufbahn innerhalb des DGB, wo er ab 2008 in der Bundesvorstandsverwaltung in Berlin tätig war und schlussendlich 2018 zum Bezirkschef ernannt wurde.

Payandeh, der verheiratet ist und zwei Söhne hat, sieht sich auch als Teil einer größeren Bewegung. Migrant*innen spielen eine immer wichtigere Rolle innerhalb der Gewerkschaften, wie aktuelle Studien zeigen. Laut der bpb bringt der DGB nicht nur die Interessen von Gewerkschaftern mit Migrationshintergrund voran, sondern unterstützt auch den Schutz vor Ausbeutung und Rassismus am Arbeitsplatz.

Ein neuer Weg

Payandeh wird sein Amt im Dezember 2023 aus Altersgründen abgeben, und Ernesto Harder, der Landesleiter des DGB Bremen, wird seine Nachfolge antreten. In seiner Abschiedsrede betonte Payandeh die Bedeutung des Zufalls in seinem Leben und sagte, er sei in den „richtigen Zug“ eingestiegen. Das Bild des Zuges spiegelt seine Reise wider – von den Anfängen in einem fremden Land bis hin zu einem einflussreichen Akteur im deutschen Gewerkschaftswesen.

Sein Werdegang inspiriert nicht nur viele Aktivisten, sondern trägt auch dazu bei, das gewerkschaftliche Engagement von Migrant*innen zu beleuchten. Die Geschichte migrantischen Engagements in Gewerkschaften hat sich seit der Nachkriegszeit weiterentwickelt und ist heute von zentraler Bedeutung, ebenso wie die Herausforderungen, die diese Gemeinschaften weiterhin bewältigen müssen. Wie auch immer die Zukunft von Mehrdad Payandeh aussieht, sein Einfluss wird sicherlich weiter spürbar sein. Das, was er erreicht hat, macht Mut, und es zeigt einmal mehr, wie wichtig ein starkes Netzwerk und das Teilen von Erfahrungen sind.