Behandlung von Diabetikern in MV: Steht alles auf der Kippe?

Behandlung von Diabetikern in MV: Steht alles auf der Kippe?

Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland - In Mecklenburg-Vorpommern stehen die Behandlungsmöglichkeiten für Diabetiker auf der Kippe. Diabetes ist hierzulande eine Volkskrankheit, besonders der Typ-2-Diabetes, der mit 14% der Bevölkerung die regionalen Werte über den Bundesdurchschnitt von knapp 11% anhebt. Während Typ-1-Diabetes seltener ist, steigen die Fälle, gerade bei Kindern und Jugendlichen, stetig an. Aber was passiert, wenn die spezialisierten Praxen wegbrechen?

Die Lage ist angespannt: 90% der Diabetiker werden von Hausärzten versorgt, während die restlichen Patienten die Expertise von 39 niedergelassenen Diabetologen und 34 Diabetologischen Schwerpunktpraxen in Anspruch nehmen müssen. Viele dieser Praxen arbeiten bereits am Limit und können keine neuen Patienten mehr aufnehmen oder haben lange Wartezeiten. Eine besorgniserregende Prognose zeigt, dass bis zu 80% der Schwerpunktpraxen schließen könnten, was zu einer dramatischen Verknappung der Versorgung führen würde. Diese Angst ist eng verknüpft mit den bevorstehenden Änderungen im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) und der Krankenhausreform, von denen, wie Diabetologie Online berichtet, insbesondere die Diabetologie betroffen ist.

Ursprung der Krise

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass nur Hausarztpraxen eine jährliche Chroniker- und Versorgungspauschale erhalten. Diese Pauschale wurde bislang vierteljährlich gezahlt und konnte auf verschiedene Praxen aufgeteilt werden. Damit stehen vor allem die spezialisierten Diabetologischen Zentren vor einem finanziellen Desaster. Experten warnen, dass der Verlust dieser Pauschalen bis zu 40% der Einnahmen der Schwerpunktpraxen kosten könnte. Die Kosten für die Praxen sind jedoch in den letzten Jahren durch steigende Honorare und Inflation gestiegen. Laut Nordkurier sind ärztliche Honorare in den letzten zehn Jahren um 15% gestiegen, während die Inflation mit 26,9% und die Grundlohnsumme um 36,5% anstiegen.

Kritiker des Gesetzes argumentieren, dass die Neuregelungen die hausärztliche noch die diabetologische Versorgung wirklich stärken. Schätzungen zufolge könnten nur noch vier der 34 Diabetologischen Schwerpunktpraxen überleben. Diese drastischen Veränderungen könnten bis zu 80% der 4500 Typ-1- und 20.000 Typ-2-Diabetiker in Mecklenburg-Vorpommern unversorgt lassen, inklusive schwangeren Frauen. Unversorgte Diabetiker riskieren schwerwiegende Komplikationen, die sie möglicherweise in Notaufnahmen oder Intensivstationen führen.

Politische Bemühungen und Ausblick

Um diesem besorgniserregenden Zustand entgegenzuwirken, haben Diabetologen begonnen, politischen Druck auszuüben. Der Vorstand des Verbandes der Diabetesberater in Deutschland (VDBD) hat bereits politische Entscheidungsträger kontaktiert, um Nachbesserungen an den Gesetzesentwürfen zu fordern. Im Juli 2024 wurde ein entscheidendes Zoom-Gespräch mit einem Abgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen geführt, um die Bedeutung der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe zu unterstreichen. Bei diesen Gesprächen wird auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, die stationäre Versorgung von Diabetikern strukturell zu verbessern, wie DDG anmerkt.

Die Herausforderungen in der Diabetesversorgung sind schier enorm, und es bleibt abzuwarten, ob die geplanten gesetzlichen Regelungen den Krisenherd tatsächlich abdecken oder ob wir hier eine weitere Verschärfung erleben müssen. Die kommende parlamentarische Sommerpause könnte darüber entscheiden, wie es weitergeht, und die Bemühungen um eine gerechte Vergütung für die spezialisierten Leistungen könnten entscheidend sein. Es ist an der Zeit, den Dialog zwischen Medizin und Politik zu intensivieren, bevor die Versorgungslücken unüberwindbar werden.

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OrtMecklenburg-Vorpommern, Deutschland
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