Justiz unter Druck: In MV wachsen die offenen Verfahren alarmierend!
In Mecklenburg-Vorpommern sind die offenen Staatsanwaltschaftsverfahren im Jahr 2025 erheblich gestiegen.

Justiz unter Druck: In MV wachsen die offenen Verfahren alarmierend!
In Mecklenburg-Vorpommern stehen die Staatsanwaltschaften vor einer ernsthaften Herausforderung: Die Zahl der unerledigten Verfahren steigt kontinuierlich an. Aktuell sind dort laut Welt 20.277 Fälle offen, was einem Anstieg von 9,6 Prozent im Vergleich zu Ende 2024 entspricht. Dies ist nur ein Teil des bundesweiten Trends, wo zur Jahresmitte 2025 insgesamt etwa 981.633 offene Verfahren registriert wurden. Ein veritabler Verfahrensstau, der die Justiz unter Druck setzt.
Die Situation ist alarmierend: Die Zahlen aus einer Umfrage bei den Justizverwaltungen zeigen, dass die offenen Fälle in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um fast 31.000 angestiegen sind. Über 2,7 Millionen neue Verfahren kamen alleine im ersten Halbjahr 2025 hinzu. Diese Entwicklungen sind auch in anderen Bundesländern zu beobachten. Hamburg ist besonders betroffen, wo die Zahl unerledigter Fälle von 22.900 Ende 2021 auf rund 64.400 zur Jahresmitte 2025 gestiegen ist – ein Anstieg um stolze 181 Prozent.
Wie sieht es in anderen Regionen aus? In Nordrhein-Westfalen, dem Spitzenreiter in dieser Statistik, stehen rund 267.000 Verfahren aus, was einem Anstieg von fast 40 Prozent seit 2021 entspricht. Sachsen meldet einen Zuwachs von 54 Prozent mit nun knapp 46.000 offenen Verfahren. Diese Zahlen sind nicht nur nüchterne Statistiken, sie stehen für eine Überlastung der Justiz, die sich auch in den Worten von Sven Rebehn, dem Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, widerspiegelt. Er schlägt Alarm und fordert dringend neue Stellen, um der Lage Herr zu werden.
Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig. Der Mangel an Personal ist ein zentrales Problem. Schätzungen zufolge fehlen bundesweit rund 2.000 Juristen und etwa 50.000 Polizeibeamte. Der Druck auf die Staatsanwaltschaften erhöht sich zusätzlich durch eine steigende Zahl an Anzeigen, insbesondere in den Bereichen Hass und Hetze im Netz sowie Drogenverfahren. Diese Trends spiegeln sich in den hohen Zahlen wider und machen deutlich, dass es da richtig drunter und drüber geht.
Um die Krise zu bewältigen, wurde bereits 2019 ein „Pakt für den Rechtsstaat“ ins Leben gerufen, der neue Stellen schaffen sollte. Diesen Pakt fortzusetzen, ist auch Ziel der aktuellen schwarz-roten Koalition, die sich neben Digitalisierung verstärkt auch um eine personelle Stärkung der Justiz kümmern sollte. Ein neuer Pakt steht in Aussicht, der die Verfahrensbeschleunigung und personelle Aufstockung als Schwerpunkte setzt.
Die Situation ist auch für die Bürger beunruhigend, denn überlastete Staatsanwaltschaften führen nicht nur zu Verzögerungen in Verfahren, sondern haben auch dazu geführt, dass mehr als 60 Tatverdächtige in der Vergangenheit aus der Untersuchungshaft entlassen werden mussten. Ein schleichendes Signal dafür, dass die Rechtsprechung ins Wanken gerät, wie ZDF berichtete.
Es wird höchste Zeit, dass die Länder schnell neue Stellen in der Justiz zusichern, um die bereits zugesagten 450 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln freizugeben. Der Rechtsstaat braucht schnelle Lösungen, bevor die Situation noch weiter eskaliert. Das lässt uns hoffen, dass es die Verantwortlichen tatsächlich ernst meinen und man in der Justiz bald wieder mit dem Abarbeiten der Fälle beginnen kann, statt ständig nur in der Warteschleife zu stecken.
Das dringend benötigte Umdenken ist also gefragt. Bund und Länder müssen gemeinsam daran arbeiten, den Verfahrensstau abzubauen. Denn die Justiz ist das Rückgrat des Rechtsstaates – und da darf kein Zweifel aufkommen, ob sie ihren Aufgaben auch weiterhin gewachsen ist.