Ein Grüner Held: 60 Jahre Hingabe im Neubrandenburger Gartenparadies

Ein Grüner Held: 60 Jahre Hingabe im Neubrandenburger Gartenparadies
In Neubrandenburger Vogelviertel blüht ein Stück Geschichte, das nicht nur den Gartenenthusiasten begeistert. Heinz Ocik ist mittlerweile stolze 92 Jahre alt und darf auf 60 Jahre Mitgliedschaft im Kleingartenverein „Neues Leben“ zurückblicken. Mit der Mitgliedsnummer 31 war er von den Anfängen an dabei, als die moorige Wiese, die heute sein kleines Gartenparadies ist, noch Landstell auf die umliegenden Wohnblöcke trug. Die baulichen Veränderungen in der Umgebung führten auch zur Absenkung des Grundwassers, was heute seine Bewässerungsmethoden prägt. Dank 600-Liter-Regentonnen nutzt er das gesammelte Regenwasser geschickt, um seiner persönlichen grün- und ertragreichen Oase das nötige Leben einzuhauchen.
Früher verkauften Gärtner wie er ihre gefüllten Körbe an den Konsum in der Straußstraße, doch heute kümmert sich Ocik selbst um seine Ernte. In seinem Garten wachsen Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und sogar Tomaten – eine bunte Auswahl, die nicht nur für Freude sorgt, sondern auch die ganze Familie mit frischen Aromen versorgt. Dies bekräftigt einmal mehr die Geschichte der Kleingartenbewegung, die im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Ursprünglich als Antwort auf die schlechten Lebensbedingungen der Arbeiterklasse ermöglichten kleine Parzellen den urbanen Arbeiter*innen Selbstversorgung und einen Ort der Erholung – eine Tradition, die bis heute lebt. Laut greenthumbpathde.com haben Kleingärten nicht an Bedeutung verloren; sie sind ein Symbol für Gemeinschaft und Nachhaltigkeit.
Traditionen und Veränderungen im Garten
Heinz Ocik und seine Frau haben ihren Garten viele Jahre lang bewirtschaftet, oft während ihrer Missetzungen auf den Beruf. Die Gartenlaube wurde im Laufe der Jahre erweitert, unter anderem mit einer neuen DL12 und einer Markise, die den Raum für gesellige Stunden bieten. Ein empfundener Wandel in der Gartenanlage ist dem erfahrenen Gärtner jedoch nicht entgangen. „Die Gärtner von heute haben ihre eigenen Methoden“, sinniert er. Dabei ist es gerade die Verbindung zur Natur, die für viele Kleingärtner wie ihn auch heute von großer Bedeutung bleibt.
Ein altgedienter Apfelbaum, den Ocik einst selbst gepflanzt hat, ist ein lebendiges Denkmal ihrer Gartenreise und bietet einen schattigen Rückzugsort für die gesamte Familie. Der Garten ist nun auch ein Treffpunkt für seine drei Töchter, acht Enkel und sogar acht Urenkel, die dort heranwachsen und das gemeinsame Erlebnis der Ernte feiern. Hier wird Generationenübergreifung nicht nur großgeschrieben, sondern auch gelebt. Gemeinsam genießen sie die Früchte ihrer Arbeit und überliefern die Liebe zur Natur.
Ein Blick zurück und nach vorn
Während der Zeit in der DDR war das Kleingartenwesen von zentraler Bedeutung für die Selbstversorgung und das soziale Leben. Der „Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ trat bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 mit eigenen Kandidaten an und konnte sich über 3.000 Mandate freuen, was unterstreicht, wie relevant diese Gemeinschaft war. Auch Erich Honecker drückte seine Anerkennung für die Qualität der von den Kleintierzüchtern produzierten Lebensmittel aus, darunter Obst und Gemüse, die weit über den eigenen Bedarf hinausgingen. Dies verdeutlicht, dass das Gartenwesen über die rein persönliche Ernte hinaus für die Gemeinschaft essenziell war mdr.de.
Heute zeigt sich, dass Kleingärten nicht nur grüne Oasen sind, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Wie die Anzeichen der Zeit zeigen, erleben sie eine Renaissance, besonders bei jungen Familien und Singles, die vermehrt nach gemeinschaftlichen Lebensstilen und nachhaltigen Prinzipien suchen. Heinz Ociks Geschichte ist ein Teil dieser Tradition und eine lebendige Erinnerung daran, wie tief verwurzelt die Kleingartenkultur in der deutschen Gesellschaft ist.