Windkraft-Debatte in Westmecklenburg: Chance oder Gefahr für die Zukunft?

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In Gadebusch diskutieren 100 Gäste die kontroversen Aspekte der Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern und deren Auswirkungen.

In Gadebusch diskutieren 100 Gäste die kontroversen Aspekte der Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern und deren Auswirkungen.
In Gadebusch diskutieren 100 Gäste die kontroversen Aspekte der Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern und deren Auswirkungen.

Windkraft-Debatte in Westmecklenburg: Chance oder Gefahr für die Zukunft?

In Gadebusch hat kürzlich ein spannender NDR Talk mit dem Titel „Zwischen Aufwind und Widerstand – Wie die Windkraft das Land spaltet“ stattgefunden. Rund 100 Gäste versammelten sich, um über die Herausforderungen, Kosten und Chancen der Energiewende zu diskutieren. Das Thema ist hochbrisant, denn ein aktuelles Voting des NDR MV zeigt: Über 80% der 7.000 Teilnehmer sprachen sich gegen den Ausbau der Windkraft in Westmecklenburg aus, ein klares Zeichen für den gespaltenen Standpunkt innerhalb der Bevölkerung. In dieser Region stehen über 25% aller Windräder des Landes, mit insgesamt 495 in Betrieb, während aktuell 660 Anträge für neue Anlagen beim staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) auf Genehmigung warten. StALU-Leiter Henning Remus bezeichnet die Antragszahlen als „hartes Stück Arbeit“.

Ein großes Augenmerk richtet sich auch auf die neu festgelegten Windvorranggebiete. Diese wurden eingeführt, um einem unkontrollierten Wachstum der Windkraftanlagen vorzubeugen. Bürgermeisterin Marianne Röckseisen äußerte Bedenken, ob die neuen Gesetze tatsächlich die gewünschten Wirkungen zeigen werden. Außerdem muss Mecklenburg-Vorpommern bis 2032 insgesamt 2,1% seiner Fläche als Windenergie-Vorranggebiete ausweisen. Momentan sind gerade einmal 1,4% mit 44 Vorranggebieten auf etwa 10.000 Hektar festgelegt. Bis zum Stichtag fehlen also noch 0,7%. Darüber hinaus muss der Beschluss des Planungsverbandes durch das Wirtschaftsministerium überprüft werden.

Ängste und Hoffnungen der Bürger

Besonders besorgt zeigten sich die Anwesenden über mögliche Wertverluste ihrer Grundstücke und Immobilien in der Nähe von Windparks. In einer lebhaften Diskussion wurden sowohl die Notwendigkeit der Windkraft als auch mögliche Alternativen wie Speicher angesprochen. Carsten Schmoldt von den Bürgerinitiativen kritisierte die hohen Windkraftanlagen, während Thomas Murche von der WEMAG AG auf die gesetzlich geforderte Notwendigkeit eines Ausbaus hinwies. Der hohe bürokratische Aufwand und die langen Genehmigungsverfahren von bis zu 5 Jahren werden als weitere Hürden für Netzbetreiber thematisiert.

Eine neue Initiative, das Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetz MV, soll die Akzeptanz für Windkraft erhöhen. Dieses Gesetz sieht vor, dass Bürger und Gemeinden 0,3 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Ökostrom verdienen können. Dies könnte bei einer durchschnittlichen Menge von 5 Millionen Kilowattstunden pro Windrad jährlich bis zu 15.000 Euro pro Anlage ausmachen. Zudem erhalten die Dorfbewohner ebenfalls 0,3 Cent pro Kilowattstunde. Wirtschaftsminister Wolfgang Blank betont, dass diese Regelungen die lokale Wertschöpfung und Bürgerbeteiligung fördern sollen.

Erfahrungen aus anderen Regionen

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass solche Beteiligungsmodelle in anderen Regionen ebenfalls auf Skepsis stoßen können. Bereits 2016 wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein gesetzlicher Anspruch auf Beteiligung oder Entschädigung für Anwohner von Windparks eingeführt. Diese Regelungen haben bislang wenig Resonanz bei den Bürgern gefunden. Umweltminister Till Backhaus erklärte, dass die neuen Gesetze die Akzeptanz der Energiewende steigern sollen, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen und energieintensive Unternehmen ins Land zu holen.

Die Gründung der DunoAir im Jahr 2004, einem Unternehmen, das sich auf die Planung und den Betrieb von Windparks spezialisiert hat, steht als Beispiel für die enge Verzahnung von Unternehmen und Kommunen. Das Unternehmen informiert regelmäßig über den Stand der Planung und bemüht sich um Transparenz und Vertrauen in der Bevölkerung. Mit über 230 MW installierter Leistung und einer jährlichen Stromproduktion von rund 425 Millionen kWh versorgt DunoAir über 100.000 Haushalte und zeigt, wie potentielle Synergien zwischen Windkraftprojekten und regionaler Entwicklung aussehen können.

Angesichts der vielen Herausforderungen und Chancen, die der Windkraftausbau in Mecklenburg-Vorpommern mit sich bringt, ist es offensichtlich, dass ein gutes Handwerk und die Zusammenarbeit zwischen Energiewirtschaft, Politik und Bürgern mehr denn je gefragt sind. Werden die neuen Gesetze tatsächlich für eine Wende in der Wahrnehmung der Windkraft sorgen, oder wird der Widerstand weiterhin hoch im Kurs bleiben? Die nächsten Schritte in der Entwicklung werden zeigen, wie die Region sich positioniert.