Rostocker Taucher starten gefährliche Munitionseinsatz vor Boltenhagen!

Pilotprojekt zur Bergung von rund 15 Tonnen Altmunition in der Ostsee vor Boltenhagen gestartet. Einsatz bis Mitte August 2025.

Pilotprojekt zur Bergung von rund 15 Tonnen Altmunition in der Ostsee vor Boltenhagen gestartet. Einsatz bis Mitte August 2025.
Pilotprojekt zur Bergung von rund 15 Tonnen Altmunition in der Ostsee vor Boltenhagen gestartet. Einsatz bis Mitte August 2025.

Rostocker Taucher starten gefährliche Munitionseinsatz vor Boltenhagen!

Ein bedeutendes Pilotprojekt zur Munitionsbergung hat Anfang August seine Arbeit in der Ostsee vor Boltenhagen aufgenommen. Verantwortlich hierfür ist das Unternehmen Baltic Taucher aus Rostock, das mit einer Spezialplattform namens „Baltic Lift“ an vier Punkten in der Mecklenburger Bucht verankert ist. Die Bergungsarbeiten, die am 9. August begonnen haben, laufen über einen Zeitraum von 30 Tagen. Ziel ist es, rund 15 Tonnen Altmunition zu bergen, eine Aufgabe, die nicht nur technische Herausforderungen birgt, sondern auch umweltpolitische Relevanz hat. Laut der Ostsee-Zeitung sind zwei Unterwassersortierplätze eingerichtet worden, an denen Taucher kleinere Munitionsstücke und Granaten in fertig verpackte Kisten einsortieren. Diese Kisten bleiben zunächst unter Wasser, bis ein Abtransport nach Wismar erfolgen kann, der voraussichtlich nicht vor Mitte August stattfinden wird.

Die Bergungsarbeiten sind hochprofessionell organisiert, mit zwei Teams, die rund um die Uhr im Zwölf-Stunden-Takt arbeiten. Dabei kommen auch Roboter zum Einsatz, die das Munitionsfeld in einer Tiefe von etwa 22 Metern untersuchen. Diese Technik ist entscheidend, da die Verpackungen der Munition in einem sehr schlechten Zustand sind. Eine erste Einschätzung des Meerestechnikexperten Wolfgang Sichermann zeigt, dass von einer Explosionsgefahr im aktuellen Bergungsumfeld nicht ausgegangen werden muss. Dennoch warnte er vor den Risiken durch korrodierende Kartuschen, die Schadstoffe freisetzen können.

Umwelt- und Sicherheitsrisiken

Ein Blick auf die breitere Problematik offenbart, dass in Nord- und Ostsee schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen alte Munition aus den beiden Weltkriegen lagern. Neben munitionstechnischen Risiken stellt diese Altlast auch eine bedeutende Gefahr für das Ökosystem und die menschliche Infrastruktur dar. Experten betonen, dass die Bergung der Munition immer komplizierter werden könnte, insbesondere durch die Zersetzung von Kampfmitteln, die schädliche Substanzen wie TNT und krebserzeugende Nitroaromate freisetzen. Ein Drittel der deutschen Ankertauminen in der Kieler Förde ist in einem besorgniserregenden Zustand und muss dringend bearbeitet werden. Die Klimastiftung MV berichtet, dass dies auch Handlungsdruck auf die Politik ausübt, um schnellere Maßnahmen zur Bergung zu ergreifen.

Die Herausforderungen der Munitionsentsorgung werden bei internationalen Konferenzen immer wieder thematisiert. Bei der kommenden Munition Clearance Week in Kiel, die vom 18. bis 20. Juni 2025 stattfinden wird, werden über 200 Fachleute aus 16 Ländern zusammenkommen. Geplant sind Diskussionen über den Einsatz neuer Technologien, darunter autonome Unterwasserfahrzeuge und künstliche Intelligenz, zur effizienteren Bergung von Munition. NDR hebt hervor, dass diese neuen Ansätze nicht nur für die technische Bergung, sondern auch für die Sicherheitsrisiken von Fischerei und Schifffahrt entscheidend sein können.

Ein ganzheitlicher Ansatz für das Ostsee-Ökosystem

Die Bergung vor Boltenhagen ist Teil eines umfassenden Sofortprogramms für Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee, das mit 100 Millionen Euro Bundesmitteln ausgestattet ist. Bei успешном Verlauf dieser Bergungsarbeiten sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die zur Optimierung künftiger Prozesse führen könnten. In Mecklenburg-Vorpommern sind bereits 1500 Tonnen Munition in der geschätzten Menge von über 900 bis 1000 Tonnen an Land geborgen worden, die noch umweltgerecht entsorgt werden müssen. Ein neues Aktionsprogramm der HELCOM soll im Oktober den Fokus weiter auf die Problematik versenkter Munition legen und politische Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass auch innovative Entsorgungsmethoden für die Bergungsprojekte in der Region entwickelt werden.