Niedersachsen setzt auf KI-Gesichtserkennung: Fortschritt oder Risiko?

Niedersachsen setzt auf KI-Gesichtserkennung: Fortschritt oder Risiko?

Hannover, Deutschland - In Niedersachsen kündigt sich ein bedeutender Wandel in der Polizeiarbeit an: Die Einführung von KI-gestützter Gesichtserkennung zur Gefahrenabwehr steht bevor. Wie die Hannoversche Allgemeine berichtet, soll diese Technologie jedoch nur in wenigen, speziell genehmigten Fällen zur Anwendung kommen. Die richterliche Zustimmung ist dabei unerlässlich, um möglichen Missbrauch und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten zu verhindern.

Aktuell sind in der Hannoverschen Innenstadt Überwachungskameras installiert, die jedoch im Moment Daten produzieren, die meistens unmittelbar gelöscht werden. Die Innenministerin von Niedersachsen hat jedoch das Ziel, diese Daten künftig effizient zu nutzen. KI soll dabei helfen, Gesichter blitzschnell zu erkennen und Bewegungen zu analysieren, um so potentielle Straftaten frühzeitig identifizieren zu können.

Gesichtserkennung: Ein Blick in die Vergangenheit

Die deutsche Polizei steckt schon seit den 1990er Jahren in den Forschungsarbeiten zur „intelligenten“ Bildverarbeitung. Diese Entwicklungen wurden auch während der CILIP-Veranstaltung zum Thema „Forschung und Innovation“ thematisiert. Bereits 2006 testete das Bundeskriminalamt die Gesichtserkennungssoftware am Mainzer Hauptbahnhof. Zwei Jahre später konnte das System bei der nachträglichen Auswertung erkennungsdienstlicher Daten eingesetzt werden.

Seither folgten weitere Pilotprojekte, etwa am Berliner Südkreuz und in Sachsen, wobei der Einsatz dieser Technologie auf fragwürdigen rechtlichen Grundlagen basiert. Es gibt lautstarke Aufrufe nach klaren gesetzlichen Vorgaben, die den Einsatz solcher Systeme regulieren sollten. Eine EU-Verordnung zur Regulierung künstlicher Intelligenz könnte hier in Zukunft Ausnahmeregelungen schaffen.

Bedenken um Datenschutz und Auswirkungen

Die KI-gestützte Überwachung steht jedoch nicht nur unter technischer Beobachtung. Kritiker wie Jens Hälterlein haben in ihren Vorträgen die Versprechen der Sicherheitsindustrie in Frage gestellt. Datenschutz, Privatsphäre und diskriminierende Effekte sind zentrale Themen, die stets in Diskussionen um die Nutzung dieser Technologien auftauchen. Besonders die Auswirkungen auf marginalisierte Bevölkerungsgruppen werden von Experten wie Tabea Louis thematisiert.

Im Zuge der fortschreitenden Entwicklung zeigt sich, dass der langfristige Einfluss dieser Technologien auf unser Zusammenleben noch ungewiss ist. Die Verantwortung der Polizei und die Reaktionen zukünftiger Landesregierungen auf solche Strategien bleiben spannend abzuwarten.

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OrtHannover, Deutschland
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