Eklat am Theater: Ödipus Exzellenz wegen Missbrauchsthema abgesagt!

Premiere des Stücks „Ödipus Exzellenz“ am Theater Osnabrück zum Thema katholischer Missbrauch abgesagt, Konflikte im Regie-Team eskalierten.

Premiere des Stücks „Ödipus Exzellenz“ am Theater Osnabrück zum Thema katholischer Missbrauch abgesagt, Konflikte im Regie-Team eskalierten.
Premiere des Stücks „Ödipus Exzellenz“ am Theater Osnabrück zum Thema katholischer Missbrauch abgesagt, Konflikte im Regie-Team eskalierten.

Eklat am Theater: Ödipus Exzellenz wegen Missbrauchsthema abgesagt!

In Osnabrück brodelt es, und das nicht nur wegen des bevorstehenden Theaterstarts. Die Premiere des viel diskutierten Stücks „Ödipus Exzellenz“, die für den 31. August geplant war, wurde überraschend abgesagt. Im Rahmen des Projekts sollte sich ein kreatives Team unter der Leitung von Regisseur Lorenz Nolting und Dramaturgin Sofie Boiten mit den dunklen Kapiteln der katholischen Kirche und dem Thema sexueller Missbrauch auseinandersetzen. Doch die Zusammenarbeit endete abrupt, als die Theaterleitung die beiden Ende Juni entließ, was in der Theaterwelt als äußerst ungewöhnlich gilt. taz.de berichtet, dass die Gründe für diese drastische Entscheidung in „unüberbrückbaren Differenzen in der Art der künstlerischen Umsetzung“ lagen.

Die geplante Inszenierung versprach, das antike Drama von Seneca als Spiegelbild der katholischen Kirche zu nutzen. Der Konflikt eskalierte besonders um die Darstellung eines Gottesdienstes, die von Intendant Ulrich Mokrusch strikt abgelehnt wurde. Er äußerte Bedenken bezüglich des Schutzes der Gläubigen und bemängelte die „Plattheit“ sowie die „Effekthascherei“ mit religiösen Symbolen. Laut katholisch.de wies das Bistum Osnabrück alle Vorwürfe über einen möglichen Einfluss auf die Inszenierung zurück.

Konflikt um die Inszenierung

Die Theaterleitung und das Regieteam waren sich offensichtlich nicht einig über die künstlerische Richtung des Stücks. Während Nolting und Boiten versuchten, die Mechanismen von Schuld und Vertuschung, die in der katholischen Kirche seit Jahren zu beobachten sind, schlüssig zu thematisieren, war Mokrusch der Meinung, dass der religiöse Kontext nicht so dargestellt werden dürfe. Diese Differenzen führten schließlich zur Trennung, wobei Nolting betonte, dass er mit größter Sorgfalt an der Umsetzung gearbeitet habe und der Vorwurf des „reißerischen Umgangs“ unberechtigt sei, wie hpd.de berichtet.

Der Konflikt wurde zusätzlich von finanziellen Einbußen und rechtlichen Drohungen begleitet, von denen das Regieteam berichtete. Nun plant das ehemalige Regieteam eine Protestaktion mit Unterstützung von Aktivisten und wird versuchen, in der Nähe des Theaters oder des Doms auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Stadtvertreter haben bereits Schwierigkeiten, die Zustimmung für die geplanten Demonstrationen zu erteilen, was die Situation weiter verkompliziert.

Die Zukunft nach dem Eklat

Während die Absetzung von „Ödipus Exzellenz“ ein Schock für die Beteiligten war, hoffen viele, dass ein anderes Theater die Inszenierung aufnimmt und damit eine notwendige Diskussion über Machtmissbrauch und Vertuschung innerhalb der katholischen Kirche anstößt. Karl Haucke, ein Betroffener von sexuellem Missbrauch und Mitgestalter des Stücks, bezeichnete die Absetzung als „Schlag ins Gesicht für Betroffene“. In der Diözese Osnabrück sind über 400 Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt und es scheint der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, um dieses Thema endlich offen anzusprechen.

Aktuell plant das Theater Osnabrück dennoch, seine neue Spielzeit mit der Komödie „Kunst“ von Yasmina Reza zu eröffnen. Die Debatte um „Ödipus Exzellenz“ bleibt jedoch im Fokus und es bleibt abzuwarten, wie es mit der Kunst und der Aufarbeitung der katholischen Kirche weitergeht.