Neues Restaurant in Marseille: Ex-Häftlinge starten durch!

Neues Restaurant in Marseille: Ex-Häftlinge starten durch!

Traverse de Rabat, 13009 Marseille, Frankreich - In Frankreich stehen die Bemühungen um die Reintegration ehemaliger Insassen im Mittelpunkt öffentlicher Debatten. Aktuell berichtet Radio France, dass 59% der Personen, die nach einem Haftaufenthalt wieder in die Freiheit entlassen werden, innerhalb von fünf Jahren erneut verurteilt werden. Ein Großteil von ihnen hat dabei keine berufliche Erfahrung, was die Rückfallquote erheblich erhöht.

Um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken, wurde seit 2018 mit Unterstützung der französischen Regierung ein System zur Unterstützung bei der Entlassung (SAS) ins Leben gerufen. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Integration der Inhaftierten in die Gesellschaft zu fördern und die Rückfallrate zu senken. Die erste SAS wurde in Marseille, in der ehemaligen Frauenabteilung der Baumettes, gegründet. Seitdem ist die SAS des Baumettes zu einem wichtigen Beispiel für erfolgreiche Reintegration geworden.

Die Rolle der SAS und das Restaurant Les Beaux-Mets

Im Rahmen der SAS ist im November 2022 das Restaurant Les Beaux-Mets eröffnet worden. Es wird von der Organisation Festin geleitet, die sich auf die Reintegration durch kulinarische Erfahrungen spezialisiert hat. Hierbei kommen Konzepte von ähnlichen Projekten, wie „The Clink“ in London oder „In Galera“ in Mailand, zum Tragen. Küchenchefin Sandrine Sollier und ein Team aus vier Küchenhilfen sowie drei Servicekräften bieten den Insassen nicht nur eine Anstellung, sondern auch eine wertvolle Ausbildung, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Das Besondere an Les Beaux-Mets ist, dass die Mitarbeiter 45% des Mindestlohns beziehen. Dies trägt dazu bei, dass die ehemaligen Insassen nicht nur Geld verdienen, sondern auch lernen, Verantwortung zu übernehmen. Im Jahr 2024 erreichten 67% der Mitarbeiter, die in dem Restaurant arbeiteten, eine Anstellung oder berufliche Weiterbildung, was die Effektivität dieses Projektes unterstreicht.

Hintergrund der Reintegration und Herausforderungen

Doch nicht nur die SAS in Marseille kämpft gegen die hohe Rückfallquote. Village Justice beschreibt, dass diese Strukturen Teil eines mehr umfassenden Plans sind, der unter der Schirmherrschaft von Nicole Belloubet, der ehemaligen Justizministerin, ins Leben gerufen wurde. Diese Initiativen konzentrieren sich darauf, individuelle Unterstützung zu bieten und die Übergangsphase zwischen Haft und Freiheit zu verbessern, insbesondere für jene Insassen, die unter 1-2 Jahren Haftstrafe verurteilt wurden.

Die Herausforderung bleibt groß, da fast die Hälfte der Inhaftierten keinen Schulabschluss besitzt, was die Integration auf dem Arbeitsmarkt verkompliziert. Daher ist der Zugang zu SAS von strengen Aufnahmekriterien abhängig, die den Fokus auf ein geringes Rückfallrisiko und ein ernsthaftes Reintegrationsprojekt legen.

Zusätzlich analysiert das Forschungsprojekt „Wege aus der Straffälligkeit – Reintegration ehemaliger Straftäter“ unter der Leitung von Christian Ghanem die Bedingungen und Verläufe von Reintegrationsprozessen. Es zeigt sich, dass soziale Beziehungen, Arbeit und Ausbildung entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Reintegration sind. Das Projekt betrachtet verschiedene Verlaufstypen, von Stabilisierung bis hin zu Stagnation, und hebt die Rolle von Erwerbsarbeit als Schlüssel zu Veränderungen hervor.

Die zukünftigen Entwicklungspläne sehen zudem eine Ausweitung der SAS-Strukturen vor, mit dem Ziel, bis 2022 insgesamt 2.000 Plätze zu schaffen. Damit könnte nicht nur die Überbelegung in Gefängnissen bekämpft, sondern auch die Rückfallquote signifikant gesenkt werden, wie DBH Online berichtet.

Details
OrtTraverse de Rabat, 13009 Marseille, Frankreich
Quellen

Kommentare (0)