Carmen Hein: Von der Wende zur Bestattungsmusik – Ein Leben für die Musik!

Carmen Hein blickt auf ein bewegtes Leben in Neubrandenburg zurück, geprägt von Musik und Herausforderungen seit der Wende.
Carmen Hein blickt auf ein bewegtes Leben in Neubrandenburg zurück, geprägt von Musik und Herausforderungen seit der Wende. (Symbolbild/MND)

Carmen Hein: Von der Wende zur Bestattungsmusik – Ein Leben für die Musik!

Neubrandenburg, Deutschland - Wenn man mit Carmen Hein spricht, spürt man sofort die Leidenschaft, die in ihrer Stimme mitschwingt. Die 69-jährige Musikerin blickt auf ein Leben voller Musik und Kreativität zurück, das oftmals von Herausforderungen geprägt war. Geboren in der DDR und aufgewachsen in verschiedenen Kinderheimen, musste sie viele Hürden überwinden. Ihre Mutter wurde ihr „aus den Händen gerissen“, doch trotz dieser schwierigen Umstände blieb ihre Kindheit glücklich. Die Musik, insbesondere die Mundharmonika, spielte dabei eine zentrale Rolle in ihrem Leben.

Inspirierende Begegnungen trugen dazu bei, dass Carmen Hein ihre musikalische Reise begann. Eine Reinigungskraft im Kinderheim, die perfekt Klavier spielen konnte, weckte in ihr den Wunsch, selbst ein Instrument zu erlernen. So brachte sie sich das Klavierspielen selbst bei und startete ihre Karriere in einem Fanfarenzug, wo sie trotz Winterkälte in Halbschuhen auftrat.

Ein Weg durch die Wende

Während ihrer Schulausbildung erlebte Carmen Unterstützung durch eine Pflegefamilie, die jedoch wenig Wert auf ihre musikalischen Träume legte. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zur medizintechnischen Assistentin im Jahr 1975 in Neubrandenburg. Dadurch kann sie eine Verbindung zwischen Medizin und Musik herstellen, die sie in ihrer Laufbahn stets begleitet hat.

Nach der Gründung der Tanzkapelle „Gruppe Medicus“ ergab sich für Carmen eine interessante Kombination aus Arztberuf und Musikkarriere. Samstagnacht trat die Gruppe auf, während sie tagsüber im Labor arbeitete. Nach ihrer Ausbildung zur Tanz- und Unterhaltungsmusikerin im Jahr 1982 wurde sie schließlich Berufsmusikerin und begann, in der Konzert- und Gastspiel-Direktion (KGD) zu arbeiten.

Allerdings kam die Wende und mit ihr neue Herausforderungen. Nach der Wende erhielt sie zunächst nur Absagen, was sie in eine berufliche Krise stürzte. Carmen arbeitete zwischenzeitlich als Reinigungskraft, bis ihr ein Freund die Möglichkeit eröffnete, Bestattungsmusik zu spielen, was sie anfangs als „schrecklich“ empfand. Dennoch entwickelte sie sich in diesem Fach und spielt mittlerweile mit Leidenschaft zu „mecklenburgisch-brandenburgischen Bestattungen“. Eine ihrer ersten Beerdigungen in Woldegk war von großer Aufregung geprägt, heute hingegen bringt sie mit ihrer Musik Trost und Begleitung.

Musik als Lebenselixier

Die 1980er-Jahre waren in der DDR eine Zeit des Umbruchs, geprägt von dem Versuch des SED-Staats, die Kontrolle über die Populärmusik zu behalten, während zugleich die Jugend kreative Wege fand, um westliche und nicht-staatskonforme Musik zu geniessen und zu verbreiten berichte das DDR-Museum. Carmen Hein hat diese Umbrüche hautnah erlebt. Trotz der Repression fanden viele junge Menschen, auch sie, einen Zugang zu Musik, die nicht den strengen Vorgaben des Staates entsprach.

Musik war ein zentraler Bestandteil ihrer Identität und Verbundenheit zur Gesellschaft, auch wenn die Identifikation mit dem Staat immer weniger wurde. Viele Jugendliche fühlten sich Ende der 1980er-Jahre vom System entfremdet. Diese Atmosphäre hat Carmen geprägt und ihren musikalischen Werdegang beeinflusst, sodass sie bis heute, fast 70 Jahre alt, aktiv in der Musikszene ist und ihr Talent als vielfältige Bereicherung für die Gemeinschaft ansieht.

Dankbar blickt Carmen auf ihr Leben zurück und schätzt die Unterstützung, die sie durch Personen und Institutionen erfahren durfte. Ihre musikalische Reise ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man auch in schwierigen Zeiten mit Mut und Leidenschaft seine Träume verfolgen kann.

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OrtNeubrandenburg, Deutschland
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