Kitas auf Rügen: Zu viel Platz, aber zu wenige Kinder!

Erfahren Sie aktuelle Entwicklungen zur Kita-Situation in Stralsund: Platzmangel, Geburtenrückgang und neue Förderprogramme.
Erfahren Sie aktuelle Entwicklungen zur Kita-Situation in Stralsund: Platzmangel, Geburtenrückgang und neue Förderprogramme. (Symbolbild/MND)

Kitas auf Rügen: Zu viel Platz, aber zu wenige Kinder!

Sagard, Deutschland - In den letzten Monaten wurde in Mecklenburg-Vorpommern eine unübersehbare Entwicklung in der Kinderbetreuung sichtbar: Die Zahl der betreuten Kinder sinkt. Besonders auffällig zeigt sich dies auf Rügen, wo die Kita Auenwirbel in Sagard vor wenigen Monate neu eröffnet wurde und dabei ein großes räumliches Angebot bietet, das jedoch durch einen Rückgang der Geburten unterminiert wird.

Die Kita Auenwirbel, die seit Januar 2024 in neuen, großzügigen Räumlichkeiten mit einer Fläche von 1630 Quadratmetern betrieben wird, stellt eine moderne Antwort auf die Herausforderungen der frühkindlichen Bildung dar. Die Ausstattung ist beeindruckend: Neben großen Gruppenräumen gibt es Spielnischen, Therapietische und sogar eine Turnhalle mit Kletterberg und Rutsche. Die Investition in diese Einrichtung belief sich auf rund 6,5 Millionen Euro und war das Resultat einer umfassenden Planung durch Architekt Wolfgang Warnkross und die örtlichen Erzieherinnen.[Ostsee-Zeitung]

Wachsende Herausforderungen durch Geburtenrückgang

In ganz Mecklenburg-Vorpommern ist ein Rückgang bei den Geburtenzahlen zu verzeichnen, der sich auch direkt auf die Kitas auswirkt. 2023 wurden rund 9670 Kinder geboren, was einem Rückgang von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.[Nordkurier] Diese Entwicklung hat zur Folge, dass am 1. März 2024 nur noch 116.664 Kinder in Kitas, Horten und bei Tagesmüttern betreut wurden, ein Rückgang um fast 1.000 Kinder im Jahresvergleich. Diese statistischen Daten stehen im Kontrast zu den großflächigen Investitionen in neue Kita-Räumlichkeiten.

Die Kita Auenwirbel bietet aktuell 126 Plätze, hat jedoch keine zusätzlichen Kinderbetreuungsplätze geschaffen. Besonders alarmierend ist der Anstieg von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen und sprachlichen Defiziten. Diesem Trend begegnet die Einrichtung mit speziellen Förderprogrammen und durch eigene Räume für Logopädie und Ergotherapie. Wie Kita-Leiterin Carina Lipp betont, sind bessere Betreuungsschlüssel erforderlich, um den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.[Ostsee-Zeitung]

Überregionale Trends und Empfehlungen

Der trendmäßige Rückgang der Geburten betrifft nicht nur Mecklenburg-Vorpommern, sondern ist ein bundesweites Phänomen. Besonders in ländlichen Regionen Ostdeutschlands sind viele Kitas von der Herausforderung betroffen, dass Plätze leer stehen und die Pädagogen unter einem hohen Personalmangel leiden.[Kommunal] Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft zu einer Aufstockung des Fachpersonals und einer Senkung der Betreuungszahlen auf, um der steigenden Komplexität der Anforderungen gerecht zu werden.

Die Bertelsmann Stiftung sieht im Rückgang der Kinderzahlen die Chance, die Bildungsqualität in den Kitas zu verbessern. Anstatt nur neue Plätze zu schaffen, sollte die Vielfalt an Angeboten und die Qualifikation der Erzieher im Vordergrund stehen. Damit könnte nicht nur die Zufriedenheit der Eltern steigen, sondern auch die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund erfolgreich gefördert werden. Jedes neunte Kind in den Kitas hat mittlerweile einen Migrationshintergrund, und über 70 Prozent dieser Kinder leben in Haushalten, in denen überwiegend nicht deutsch gesprochen wird.[Nordkurier]

In Anbetracht der Tatsache, dass in vielen Gemeinden, besonders im ländlichen Raum, die Überkapazitäten in der Kitasituation zu einem echten Thema werden, stehen die Verantwortlichen vor der Herausforderung, Flexibilität und innovative Lösungen zu finden, um die erforderliche Betreuung weiterhin sicherstellen zu können. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um eine umfassende Strategie zu entwickeln, die nicht nur den Status quo erhält, sondern die Kitas zu sozialen Anlaufstellen entwickelt, in denen familienbezogene Angebote und Gesundheitsförderung ebenfalls eine Rolle spielen.[Kommunal]

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OrtSagard, Deutschland
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