Forderungen nach Rücktritten: Hitzeschutz für Obdachlose versagt!
Forderungen nach Rücktritten: Hitzeschutz für Obdachlose versagt!
Hildesheim, Deutschland - In Hildesheim brodelt es gewaltig. Die Obdachlosen-Selbsthilfegruppe „Randnotiz Hildesheim“ erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt und den Landkreis, die während der kürzlich erlebten Hitzewelle keinerlei Maßnahmen zum Schutz wohnungsloser Menschen ergriffen haben. Der Sprecher der Gruppe, Swen Huchatz, hat die Rücktritte von Landrat Bernd Lynack, Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und Sozialdezernent Malte Spitzer gefordert. Grund für die Empörung ist die unterlassene Einrichtung von Hitzeschutzräumen, während der Deutsche Wetterdienst eindringlich vor extremer Wärmebelastung warnte, die fast 40 Grad erreichte. Trotz dieser amtlichen Warnmeldungen blieben vorsorgliche Maßnahmen aus, was in den Augen der „Randnotiz“ das Recht auf körperliche Unversehrtheit für obdachlose Menschen missachtet.
Die Stadt Hildesheim sieht sich nun mit Vorwürfen konfrontiert, die nicht nur auf Versäumnisse während der aktuellen Hitzewelle hinweisen. Bereits im Winter wurden ähnliche Mängel festgestellt, als es an Kälteschutzmaßnahmen mangelte. „Randnotiz“ fordert eine grundlegende Neuausrichtung der Hilfestrukturen für obdachlose Menschen und kritisiert auch private Träger der Wohnungslosenhilfe für ihr Versagen. Ein weiteres Problem bleibt die fehlende offizielle Stellungnahme seitens der Stadt oder des Landkreises zu diesen Vorwürfen, was die Situation noch brisanter macht.
Die gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen
Der Sozialverband VdK warnt, dass besonders vulnerable Gruppen durch die extremen Temperaturen stark gefährdet sind. Dazu zählen ältere, kranke sowie obdachlose Menschen. Präsidentin Verena Bentele betont die Notwendigkeit eines umfassenden Hitzeschutzplans für Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und betreute Wohngemeinschaften. Bauliche Maßnahmen und Schulungen für das Personal seien hierbei unerlässlich. Ein innovativer Ansatz könnte der Einsatz von Fassadenverschattungen und Kühlakkus in Kliniken sein, die derzeit viele Einrichtungen bereithalten.
Die Dringlichkeit dieser Maßnahmen ist klar. Die Anzahl hitzebedingter Todesfälle in Deutschland hat in den letzten Jahren alarmierend zugenommen. Experten schätzen, dass im Sommer 2022 rund 4.500 Menschen an Hitzefolgen starben, wobei viele dieser Menschen zur besonders gefährdeten Gruppe zählten, die auch in Hildesheim in den Fokus rückt. Auch in anderen sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kitas gibt es Forderungen nach mehr Schutzmaßnahmen, etwa durch Gründächer und Schattenspender. „Wir müssen unsere Lehranstalten und sozialen Einrichtungen gegen die Hitze wappnen“, erklärt Anja Bensinger-Stolze von der GEW.
Klimawandel und soziale Ungleichheit
Die steigenden Temperaturen sind nicht nur eine Frage des Wetters, sie sind auch ein Zeichen des Klimawandels. Laut dem Paritätischen Gesamtverband wird die Zahl der Hitzewellen in Deutschland bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich um das Dreifache ansteigen. Dies bedeutet auch, dass wir langfristig Strategien entwickeln müssen, um gefährdeten Gruppen effektiv zu helfen. Insbesondere das Wohnen in städtischen Gebieten mit geringer nächtlicher Abkühlung macht die Situation für obdachlose Menschen in Hildesheim besonders prekär.
Eine systematische Überarbeitung der Hilfestrukturen ist dringend vonnöten. Der Paritätische Verband hat bereits Initiativen gestartet, um Mitgliedsorganisationen im Bereich des Hitzeschutzes zu sensibilisieren und Risikominderungsstrategien zu entwickeln. Durch Webinare und Informationsmaterialien soll das Bewusstsein für diese Themen geschärft werden. Da soziale Unterschiede die Auswirkungen von Hitzewellen verstärken können, ist es unverzichtbar, allen Betroffenen Zugang zu Schutzmaßnahmen zu gewähren.
Der Aufruf zur Umdenkbewegung ist also deutlich: Die Politik ist gefordert, um langfristige Lösungen zu schaffen, die nicht nur in akuten Krisen funktionieren, sondern auch nachhaltig für alle Bürger:innen vorhanden sind.
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Ort | Hildesheim, Deutschland |
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