Baupläne der Synagoge: Richard Freygangs Erbe kehrt nach Wilhelmshaven zurück!
Baupläne der Synagoge: Richard Freygangs Erbe kehrt nach Wilhelmshaven zurück!
Wilhelmshaven, Deutschland - Ein emotionaler Moment für die Stadt Wilhelmshaven: Am 19. Juli 2025 übergaben Manfred Freygang und Petra Ketscher die Baupläne ihres Großvaters Richard Freygang an das Stadtarchiv. Diese historisch wertvollen Unterlagen kehren zurück an ihren Ursprungsort, wo einst die Synagoge stand, die 1938 während der Reichspogromnacht in Brand gesteckt wurde. Richard Freygang, der Architekt der Synagoge, erlebte das entsetzliche Ereignis aus seinem Zuhause in der Parkstraße 14.
Die Synagoge wurde am 22. September 1915 eingeweiht und bot Platz für 400 Personen. Sie war ein zentraler Ort für die jüdische Gemeinde in Wilhelmshaven, die bis 1940 existierte und ursprünglich eine Doppelgemeinde mit den Juden der umliegenden Dörfer bildete. Die Bauarbeiten begannen bereits 1913, und die Synagoge war das Resultat des Wunsches der jüdischen Bevölkerung, einen eigenen Gottesdienstort zu schaffen.
Die bewegte Geschichte von Richard Freygang
Richard Freygang, 1882 in Halle an der Saale geboren, kam 1912 nach Wilhelmshaven, wo er ein Architekturbüro eröffnete. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, war jedoch bis zu seinem 85. Lebensjahr als Architekt und Bausachverständiger tätig. Seine Pläne, die seine Enkel nun dem Stadtarchiv übergeben haben, stammen von einer Zeit, in der die jüdische Gemeinde blühte.
Petra Ketscher, die Tochter von Richard Freygangs Tochter, erklärte, dass ihre Mutter die Baupläne über Jahrzehnte aufbewahrt hatte. Sie wolle sicherstellen, dass diese wertvollen Dokumente ihren Weg zurück nach Wilhelmshaven finden, da es keine anderen Nachfahren gäbe, die sich um die Materialien kümmern könnten. Stadtarchivleiterin Dr. Wiebke Janssen wird nun prüfen, ob die Unterlagen Entwürfe oder den finalen Bauplan darstellen.
Die Tragödie der Reichspogromnacht
Die dunkle Wendung in der Geschichte der jüdischen Gemeinde kam am 9. November 1938, als die Synagoge in Brand gesetzt wurde – ein Teil der widerwärtigen antisemitischen Mobilmachung, die die Nationalsozialisten initiierten. Anlass für die Pogromnacht war die Ermordung des NS-Diplomaten Ernst vom Rath durch einen polnischen Juden, was Joseph Goebbels für seine antisemitische Hetzrede ausnutzte. Diese Nacht markierte den Übergang von Diskriminierung zur systematischen Verfolgung der Juden.
Wie in vielen anderen Städten wurden auch in Wilhelmshaven jüdische Geschäfte und Wohnhäuser verwüstet, und zahlreiche Juden wurden verhaftet oder deportiert. 34 Männer wurden in die „Jahn-Halle“ gebracht und von dort ins KZ Sachsenhausen transportiert. Die Symbole dieser schrecklichen Zeit umfassen die Gedenkstätte auf dem ehemaligen Synagogenplatz, die in den 1970er-Jahren eingerichtet wurde und an die Verfolgung der Juden erinnert.
Die jüdische Gemeinde in Wilhelmshaven hatte zu ihren besten Zeiten 239 Mitglieder, bevor etwa 100 Mitglieder aufgrund der nationalsozialistischen Entrechtung die Stadt verließen. Am Ende blieben nur wenige, bis die Gemeinde schließlich 1940 aufgelöst wurde. Der Novemberpogrom und die Folgen sind ein zentraler Teil der stadthistorischen Aufarbeitung und eine Mahnung, die an die Schrecken der Vergangenheit erinnert.
Die Gedenkfeiern, wie die jährliche Veranstaltung zum Jahrestag der Pogromnacht, ziehen heute noch viele Menschen an und fördern das Erinnern an die, die verloren gingen. Mit der Rückkehr der Baupläne von Richard Freygang erhält Wilhelmshaven nicht nur ein Stück seiner Geschichte zurück, sondern auch die Möglichkeit, aus dieser Geschichte zu lernen und die Erinnerung lebendig zu halten.
Für mehr Informationen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wilhelmshaven schauen Sie auf Wikipedia oder entdecken Sie die Hintergründe der Reichspogromnacht bei NDR.
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Ort | Wilhelmshaven, Deutschland |
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