Stralsunder Erzieherin: So kämpfen wir für glückliche Kinder!

Stralsunder Erzieherin: So kämpfen wir für glückliche Kinder!
Im Stralsunder Kindernotdienst begegnet Erzieherin Stephanie Kleist-Traulsen täglich den Schattenseiten der Kindheit. Seit der Eröffnung des Dienstes kümmert sie sich um Kinder, die vom Jugendamt in Obhut genommen wurden, meist wegen Vernachlässigung oder Misshandlung. Ihre Aufgabe ist es, diesen Kindern Sicherheit und Geborgenheit zu bieten. „Bei uns geht es ihnen gut“, betont Kleist-Traulsen und hebt hervor, wie wichtig gemeinsame Mahlzeiten und ein geregelter Tagesablauf in der Zeit der Unsicherheit sind. Ihre Erfahrung, die sie über 16 Jahre in verschiedenen Einrichtungen gesammelt hat, fließt in diese Arbeit ein.
Die Situation in Deutschland ist alarmierend. Schätzungen des Kinderschutzbundes zufolge sind über 300.000 Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs, und zwischen 250.000 und 500.000 Kinder bis zu sechs Jahren sind von Vernachlässigung betroffen, wie die Fachartikel von kindergartenpaedagogik.de berichten. Pädophilie und Gewalt bleiben dabei oft im Verborgenen, was die Arbeit von Fachkräften wie Kleist-Traulsen umso wichtiger macht. Sie weiß, dass Kindeswohlgefährdung in unterschiedlichen Formen auftritt: Vernachlässigung, körperliche und psychische Misshandlung sowie sexuelle Gewalt.
Intensive Unterstützung für traumatisierte Kinder
Ein Blick in den Kindernotdienst zeigt die Vielfalt der Aktivitäten, die angeboten werden. Ausflüge, Spiele und kreative Projekte stehen auf dem Programm, um den Kindern Freude zu bereiten und sie vorübergehend aus ihrer belastenden Realität zu entführen. Im Eingangsbereich der Rossmann-Filiale in Stralsund hängt ein Wunschbaum mit 40 Zetteln, auf denen Produkte vermerkt sind, die der Kindernotdienst dringend benötigt. Filialleiter Tom Schilling leider die Spendenbereitschaft der Kunden und Touristen, die damit zur Verbesserung der Lebensumstände der Kinder beitragen.
Doch die Herausforderungen sind groß. Kleist-Traulsen spricht offen über die emotionalen Belastungen ihrer Arbeit, insbesondere in Fällen wie dem eines Geschwisterpaars, das nach sexuellem Missbrauch in den Notdienst kam. Solche Schicksale hinterlassen Spuren und erfordern nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch ein großes Herz. Die Erzieherin erwähnt die Notwendigkeit, eine professionelle Distanz zu wahren und dennoch eine enge Beziehung zu den Kindern aufzubauen, um Vertrauen zu gewinnen.
Wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen
Laut dem SGB VIII hat das Jugendamt einen klaren Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung. Fachkräfte wie Kleist-Traulsen müssen Anhaltspunkte für eine Gefährdung dokumentieren und das Jugendamt informieren, falls nötig. Das Kindeswohl umfasst dabei nicht nur den Schutz vor physischen und psychischen Gefahren, sondern auch die positive Förderung der Entwicklung der Kinder. Der Staat hat die Aufgabe, die elterliche Sorge zu überwachen und kann in der Folge eingreifen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist.
Berichte über Misshandlungen von Kleinkindern sind zwar leider allzu häufig, dennoch ist es die Aufgabe engagierter Erzieherinnen und Erzieher, den betroffenen Kindern eine Stimme zu geben und ihnen durch qualifizierte Hilfsangebote zur Seite zu stehen. „Wir haben ein gutes Händchen dafür, den Kindern Halt zu geben“, sagt Kleist-Traulsen und spricht damit vielen ihrer Kolleg:innen aus der Seele.
Die Geschichte des Stralsunder Kindernotdienstes ist ein eindringlicher Beweis dafür, wie wichtig die Arbeit der Erzieher:innen ist. Sie sind nicht nur Betreuer:innen, sondern oft auch die letzte Hoffnung für Kinder, die bereits viel zu viel durchgemacht haben.