Hannover gedenkt Hannah Arendt: Ein Theaterabend voller Erkenntnisse!

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Am 4.12.2025 erinnert das Schauspiel Hannover mit "arendt forever" an Hannah Arendt, die bedeutende Philosophin aus Hannover.

Am 4.12.2025 erinnert das Schauspiel Hannover mit "arendt forever" an Hannah Arendt, die bedeutende Philosophin aus Hannover.
Am 4.12.2025 erinnert das Schauspiel Hannover mit "arendt forever" an Hannah Arendt, die bedeutende Philosophin aus Hannover.

Hannover gedenkt Hannah Arendt: Ein Theaterabend voller Erkenntnisse!

Heute, am 4. Dezember 2025, gedenken wir der großen politischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt, die vor genau 50 Jahren, am 4. Dezember 1975, in New York starb. Geboren 1906 in Hannover und aufgewachsen in Königsberg, prägte sie mit ihren scharfsinnigen Analysen die politische Theorie des 20. Jahrhunderts. Das Schauspiel Hannover veranstaltet zu Ehren Arendts einen besonderen Theaterabend mit dem Titel “arendt forever”, der in einem vierteiligen Programm Facetten ihres Lebens und Werkes hervorhebt. Die Dramaturgin Mira Gebhardt bezieht sich dabei auf die Graphic Novel “Die drei Leben der Hannah Arendt” von Ken Krimstein aus 2019, die Arendts bemerkenswerte Biographie illustriert.

Arendts Leben war von ständigen Neuanfängen geprägt, nicht zuletzt aufgrund der Erkrankung ihres Vaters und der Flucht vor den Nationalsozialisten. Dies macht deutlich, wie wichtig die Fragen nach Versöhnung und Erinnerung an Verbrechen in ihrem Werk waren. Eine zentrale Thematik des Theaterabends wird sich mit der Verleihung des Lessing-Preises 1959 in Hamburg beschäftigen. Hier diskutiert Arendt mit ihrem Ehemann Heinrich Blücher, ob sie den Preis annehmen soll, was die am Freitag geplante szenische Lesung des Theatertextes “Niemandes Schwester” thematisiert.

Arendts Lehren für die Gegenwart

Die Bedeutung von Arendts Arbeiten wird auch an diesem Abend durch Friedrich Weißbach, der den Abend moderiert, unterstrichen. Er wird die Lehren aus ihren Analysen über totalitäre Herrschaft und Autoritarismus thematisieren. Arendt prägte den Begriff der “Banalität des Bösen” und stellte fest, dass autoritäre Führer oft mit demokratischen Mitteln an die Macht kommen können. Ihre Studie “Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft”, veröffentlicht 1951, bleibt in der heutigen politischen Diskussion von zentraler Relevanz. Hier sah Arendt den Totalitarismus als eine neue Herrschaftsform, die menschliche Spontaneität und Individualität gefährdet.

Die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, die Arendt bereits damals identifizierte, finden sich in den Anliegen, die in den Essays von Timothy W. Stanley behandelt werden. Er plädiert in seinen Arbeiten für die Revitalisierung deliberativer demokratischer Praktiken und thematisiert die anhaltenden religiösen Spaltungen, die als Quelle für wachsende gesellschaftliche Risse angesehen werden. In seiner kommenden Monografie plant er, sich mit Arendts Identifikation dieser Probleme in multikulturellen Demokratien auseinanderzusetzen.

Ein dunkler Schatten der Geschichte

Die Tragik in Arendts Biographie erfährt eine besondere Beachtung im Kontext des Holocaust. Ihre Erfahrungen als jüdische Flüchtling, die 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wurde und danach in Paris als Sozialarbeiterin tätig war, prägen ihre Arbeit und ihre Sicht auf politische Systeme. In ihren Schriften warnte sie vor einem Zustand der „Weltlosigkeit“, in dem Menschen kein gemeinsames Interesse mehr an ihrer Gesellschaft entwickeln können. Diese Warnungen sind gerade in der heutigen Zeit wieder von Bedeutung, in der politische Debatten oft von Spaltung und Desinteresse geprägt sind.

Arendts Vermächtnis wird am Theaterabend nicht nur durch ihre literarischen Werke gewürdigt, sondern auch, indem eine Schauspielerin, die sowohl in “Hannah Arendt” als auch in “Rosa Luxemburg” mitwirkte, im Mai den Goldenen Ochsen des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern erhält. Dies zeigt die anhaltende Bedeutung ihrer Ideen und die Würdigung ihrer Person in der Kultur.

Trotz der Absage aller anderen Veranstaltungen, nachdem eine umstrittene Person von der Kulturwoche in Klütz ausgeladen wurde, wird der Theaterabend in Hannover zur Feier und zum Nachdenken über Arendts Erbe und ihre zeitlosen Fragen einladen. Ein guter Grund, um sich mit ihrer Philosophie und ihrer Position zu totalitären Systemen auseinanderzusetzen – ein Thema, das aktueller nicht sein könnte.