Osnabrück setzt auf Schiedsgericht für umstrittene Raubkunst!

Osnabrück plant die Einrichtung eines Schiedsgerichts zur fairen Beurteilung von NS-Raubkunst für gerechte Rückgaben.
Osnabrück plant die Einrichtung eines Schiedsgerichts zur fairen Beurteilung von NS-Raubkunst für gerechte Rückgaben. (Symbolbild/MND)

Osnabrück setzt auf Schiedsgericht für umstrittene Raubkunst!

Osnabrück, Deutschland - In einem bedeutenden Schritt plant die Stadt Osnabrück, sich aktiv an der neuen Schiedsgerichtsbarkeit für NS-Raubgut zu beteiligen. Dieser Entschluss wurde kürzlich im Stadtrat gefasst und bedeutet eine vielversprechende Entwicklung in der Beurteilung von Kunstwerken mit zweifelhafter Herkunft. Das Ziel des Schiedsgerichts ist es, gerechte und gerichtsfeste Lösungen bei Rückgabefragen von Kulturgut zu finden. Die Empfehlungen der bisherigen „Beratenden Kommission NS-Raubgut“ hatten bislang keinen rechtlichen Bindungscharakter, was sich mit dem neuen Verfahren nun ändern soll. Die Stadt wird somit einer der Vorreiter in Deutschland, die bei dieser freiwilligen Initiative mitmachen, wie ndr.de berichtet.

Mit der Einführung des Schiedsgerichts fiel der Beschluss bereits im März 2025 auf der Kulturministerkonferenz der Länder in Berlin. Das neue Verfahren soll Rechtsstreitigkeiten über NS-Raubgut vermitteln und rechtsverbindlich entscheiden, um die Rückgabe von im Nationalsozialismus geraubter Kunst an die rechtmäßigen Eigentümer voranzutreiben. Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat das Verwaltungsabkommen für Brandenburg unterzeichnet, was zeigt, dass die Initiative nicht nur auf Osnabrück beschränkt bleibt, sondern bundesweit an Bedeutung gewinnt. Zukünftig sollen auch Nachkommen der Opfer die Möglichkeit haben, Anträge zur Prüfung von Kunstwerken zu stellen, gemäß den Vorgaben, die auch in der gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung und der Länder zur Auffindung und Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern festgehalten wurden, wie mwfk.brandenburg.de informiert.

Rechtsverbindlichkeit für Kunstgüter

Ein großer Vorteil der neuen Schiedsgerichtsbarkeit ist die rechtliche Verbindlichkeit, die sie mit sich bringt. Anders als zuvor wird es nun möglich sein, dass die Entscheidungen des Schiedsgerichts auf einem verbindlichen Bewertungsrahmen basieren. Dies könnte viele der offenen Fragen rund um Kunstwerke mit zweifelhafter Herkunft klären und den rechtmäßigen Eigentümern helfen, ihre Ansprüche geltend zu machen. In einer Zeit, in der die Rückgabe von Kulturgut immer mehr im Fokus der Öffentlichkeit steht, setzt Osnabrück beispielhaft Zeichen, dass das Thema ernst genommen wird.

Aktuell gibt es in Osnabrück keinen spezifischen Fall von Raubkunst, jedoch ist die Stadt bereit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und mögliche Ansprüche zu prüfen. Der Deutsche Städtetag hat bereits Empfehlungen ausgesprochen, die an andere Städte gerichtet sind, um ihnen den Weg in dieses Verfahren zu ebnen. Die Institutionen und öffentlichen Einrichtungen, die sich mit Kulturgut befassen, sind aufgerufen, solche Anträge ernst zu nehmen und gegebenenfalls ein „stehendes Angebot“ zu formulieren, um die Suche nach unrechtmäßig entzogenem Kulturgut zu unterstützen, wie kulturgutverluste.de weiter erläutert.

Ein Blick auf die Rückgabepraktiken

Zahlreiche Rückgaben stehen zur Debatte, und es gibt bereits einige Beispiele für Rückführungen in Deutschland. In Hannover etwa wurden heute geschnitzte Holzfiguren an Kamerun zurückgegeben. Die Entscheidung dazu fielen einstimmig. Zudem plant man, einen Patronengurt nach Namibia zurückzubringen. Solche Rückgaben sind Teil eines größeren Kontextes, der die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts zum Ziel hat. Ab 1939 wurden viele jüdische Emigranten-Habseligkeiten in Hamburg verkauft, um den Krieg zu finanzieren – eine dunkle Geschichte, die es heute aufzuarbeiten gilt.

Somit zeigt sich: Auf verschiedenen Ebenen wird das Thema NS-Raubkunst aktiv angepackt. Die neue Schiedsgerichtsbarkeit könnte der Schlüssel zur Klärung vieler offener Fragen sein. Osnabrück nimmt dabei eine Vorreiterposition ein und könnte andere Städte dazu inspirieren, ähnliche Schritte zu unternehmen.

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OrtOsnabrück, Deutschland
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