Fahrtüchtigkeit im Alter: Senioren hinter dem Steuer – Risiko oder Langzeitschutz?

In Güstrow diskutiert man am 8.07.2025 die Verkehrssicherheit älterer Autofahrer und mögliche Maßnahmen zur Erhöhung der Mobilität.
In Güstrow diskutiert man am 8.07.2025 die Verkehrssicherheit älterer Autofahrer und mögliche Maßnahmen zur Erhöhung der Mobilität. (Symbolbild/MND)

Fahrtüchtigkeit im Alter: Senioren hinter dem Steuer – Risiko oder Langzeitschutz?

Güstrow, Deutschland - Die Mobilität älterer Menschen ist ein heiß diskutiertes Thema, besonders in ländlichen Gebieten wie Mecklenburg-Vorpommern, wo Autofahren oft den Schlüssel zur sozialen Teilhabe darstellt. Laut einem Bericht des Nordkurier, ist die Fahrtüchtigkeit jedoch ein wichtiges Anliegen, da zahlreiche Studien zeigen, dass die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten im Alter nachlassen. Polizeihauptkommissarin Carola Johannsen unterstreicht, wie entscheidend Mobilität für das Leben älterer Menschen ist. Begleitend dazu erklärt Dr. Doreen Görß, Fachärztin für Neurologie, dass die höheren Hirnfunktionen bei älteren Fahrern nachlassen, was zu einem Anstieg der Unfallzahlen führt.

Im Landkreis Rostock wurden vergangenes Jahr insgesamt 7477 Verkehrsunfälle erfasst. Besonders besorgniserregend ist, dass 1183 davon von Fahrern über 65 Jahren verursacht wurden. Diese Gruppe war für 26,4% aller schweren Unfälle verantwortlich. Typische Fehler dieser Altersgruppe umfassen Vorfahrtsmissachtungen sowie wochenlange Schwierigkeiten beim Wenden oder Rückwärtsfahren. Im bundesweiten Vergleich ist der Anteil an Unfällen, die von Senioren verursacht werden, alarmierend: Sie machen 21,2% aller Personenschaden-Unfälle aus, wie die landesweite Verkehrsunfallstatistik 2024 zeigt.

Fähigkeiten und Herausforderungen im Alter

Die Frage, wie man die Sicherheit älterer Autofahrer steigern kann, steht zur Diskussion. Während Christin Knochenhauer, Vorsitzende des Fahrerlehrerverbands Mecklenburg-Vorpommern, darauf hinweist, dass ein gesundes Fahrer-Bewusstsein nicht allein vom Alter abhängt, diskutiert eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), dass auch altersspezifische Funktionsveränderungen und Mobilitätsbedürfnisse erörtert werden sollten. Diese speziellen Forschungsprojekte zeigen auf, dass ältere Autofahrer, trotz ihres nachlassenden Fahrvermögens, oft ein gutes Gefühl für ihre eigenen Fähigkeiten haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine präventiven Maßnahmen notwendig sind.

Ein erster Schritt in diese Richtung könnte eine Schulung zur Auffrischung der Fahrkenntnisse sein. Verschiedene Organisationen, wie der ADAC und die DEKRA, bieten spezielle Programme für Senioren an. Diese sollen das Selbstbewusstsein stärken und sicherheitsrelevante Informationen vermitteln. Dennoch ist die Akzeptanz solcher Angebote in Mecklenburg-Vorpommern noch sehr gering. Diese Lücke gilt es zu schließen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Forderungen nach regelmäßigen Tests

Es gibt Stimmen, die eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtüchtigkeit für Senioren fordern, um das Unfallrisiko weiter zu reduzieren. Eine Umfrage des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass 69% der Unfälle mit Personenschaden von Fahrern ab 65 Jahren verursacht werden; dieser Anteil steigert sich sogar auf 77% bei über 75-Jährigen. Dennoch lehnt Bundesverkehrsminister Wissing gesetzliche Vorgaben für regelmäßige Fahrtests ab. Eine ausgewogene Diskussion sollte im Vordergrund stehen, die sowohl die Sicherheit als auch die Mobilität der älteren Generation berücksichtigt.

Zusammenfassend zeigt sich, dass es wichtig ist, ältere Verkehrsteilnehmer in die Diskussion um Verkehrssicherheit einzubeziehen. Alle Maßnahmen sollten darauf abzielen, die Eigenverantwortung zu stärken und gleichzeitig präventive Angebote zu schaffen, die Senioren dazu animieren, ihre Fahrskills aufzufrischen. Denn Mobilität ist nicht nur ein Zeichen von Unabhängigkeit, sondern auch ein Grundpfeiler für das Wohlergehen im Alter.

Für weitere Informationen und vertiefende Einsichten in das Thema können Sie die Berichte auf Nordkurier, BASt, und Forschung und Wissen nachlesen.

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OrtGüstrow, Deutschland
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