Behandlungsfehler im Norden: Patienten fordern mehr Transparenz!

Behandlungsfehler im Norden: Patienten fordern mehr Transparenz!
Schleswig-Holstein, Deutschland - In Norddeutschland stehen Patienten, die an einen Behandlungsfehler denken, häufig alleine da. Das Gefühl, im medizinischen System alleine gelassen zu werden, wird immer stärker und sorgt für einen Vertrauensverlust gegenüber Ärzten. Die Techniker Krankenkasse (TK) meldet für das Jahr 2024 insgesamt 312 Verdachtsfälle auf Behandlungsfehler – ein Rückgang im Vergleich zu 349 Meldungen im Vorjahr. Doch wie die TK berichtet, ist die Dunkelziffer der Fälle wahrscheinlich weitaus höher, denn viele Patienten suchen Hilfe bei Ombudsleuten und Krankenkassen, wenn sie unzufrieden mit ihrer Behandlung sind.KN Online bringt das auf den Punkt.
Der Leiter der TK-Vertretung in Schleswig-Holstein, Sören Schmidt-Bodenstein, betont die Notwendigkeit von mehr Transparenz im Gesundheitswesen. Zwar bestätigten sich rund ein Drittel der gemeldeten Behandlungsfehler, doch die häufigsten Probleme finden sich in den Bereichen Chirurgie, Diagnostik, Kommunikation und Nachsorge. Die TK fordert daher eine gesetzliche Meldepflicht für Behandlungsfehler in medizinischen Einrichtungen.
Die höchsten Risiken in der Behandlung
Die AOK Nordwest hat ebenfalls neue Zahlen veröffentlicht: Für 2024 verzeichnet die Kasse 262 Verdachtsfälle auf Behandlungsfehler, was einem Anstieg im Vergleich zu 242 Meldungen im Jahr 2023 entspricht. Besonders häufig treten Behandlungsfehler in operativen Fachrichtungen wie Chirurgie, Orthopädie, Gynäkologie und Zahnheilkunde auf. Etwa 20 Prozent der Fälle erweisen sich tatsächlich als Behandlungsfehler.TK weist in diesem Zusammenhang auf die Vielfalt der Behandlungsfehler hin: von verwechselten Medikamenten bis zu falschen Operationen. Die Chirurgie ist mit 34 Prozent die Fachrichtung mit den häufigsten Fehlern, gefolgt von der Zahnmedizin (18 Prozent).
Dr. Jens Baas, der Vorstandsvorsitzende der TK, schildert die schwierige Situation, in der sich Betroffene oft wiederfinden: Lange Verfahren, Taktiken von Haftpflichtversicherungen und Datenschutzproblematiken stellen Hürden dar, die eine schnelle Aufklärung behindern. Die TK hat für ihre Mitglieder 2.469 medizinische Gutachten im Jahr 2024 beauftragt und bietet eine Hotline für betroffene Versicherte an.
Aufklärung und Unterstützung für Betroffene
Ein wichtiges Bedürfnis von Patienten ist oft ein klärendes Gespräch mit dem verantwortlichen Arzt oder der Ärztin. Dies bestätigt auch das Bundesgesundheitsministerium, das dazu rät, sich zunächst an das Beschwerdemanagement des Krankenhauses oder direkt an die behandelnde Ärztin oder den Arzt zu wenden. In einigen Bundesländern gibt es sogar gesetzlich vorgeschriebene Patientenfürsprecher, die bei der Klärung von Behandlungsfehlern beratend zur Seite stehen.
Wenn es um die Frage von Schadensersatzansprüchen geht, helfen gesetzliche Krankenkassen kostenlos dabei. Zudem können Sachverständigengutachten des Medizinischen Dienstes eingeholt werden, um die Qualität der Behandlung zu überprüfen. Die Ärzteschaft selbst hat Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen gegründet, um Patienten in diesen schwierigen Fällen zu unterstützen.
Zusammengefasst zeigt sich, dass Behandlungsfehler ein ernstes Thema sind, das sowohl das Vertrauen in das Gesundheitssystem als auch die Beziehung zwischen Patienten und Ärzten belastet. Der besonnene Umgang mit diesen Vorfällen und ein transparenter Austausch könnten jedoch helfen, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen und die Situation nachhaltig zu verbessern.
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Ort | Schleswig-Holstein, Deutschland |
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