Hausbesetzung in Bremen: Protest gegen Wohnungsnot entfacht Widerspruch

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In Bremen besetzen Aktivisten ein seit 2002 leeres Haus, um gegen Wohnungsnot und hohe Mieten zu protestieren.

In Bremen besetzen Aktivisten ein seit 2002 leeres Haus, um gegen Wohnungsnot und hohe Mieten zu protestieren.
In Bremen besetzen Aktivisten ein seit 2002 leeres Haus, um gegen Wohnungsnot und hohe Mieten zu protestieren.

Hausbesetzung in Bremen: Protest gegen Wohnungsnot entfacht Widerspruch

In der Bremer Neustadt sorgt eine Hausbesetzung für Aufregung. Seit dem vergangenen Wochenende haben Aktivist*innen der Gruppe „Leerstand gestalten“ ein leerstehendes Gebäude in der Kornstraße 155 besetzt. Diese Aktion ist laut den Beteiligten ein deutlicher Protest gegen die Wohnungsnot und die ständig steigenden Mieten, die viele Bürger:innen in finanzielle Bedrängnis bringen. Nach Angaben von NDR hat die Polizei bereits am Dienstag versucht, die Besetzer*innen zum Verlassen des Hauses aufzufordern. Bisher sind diese dem nicht nachgekommen.

Der 87-jährige Eigentümer des Hauses, der am Dienstag Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattete, plant, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um sein Eigentum zurückzuerlangen. Gleichzeitig versuchen die Behörden ein geordnetes und rechtssicheres Vorgehen zu gewährleisten, was bisher ohne größere Zwischenfälle vonstattengeht. Ein Vertreter der Bremer Polizei berichtete, dass die Lage weiterhin entspannt sei und man sich im Austausch mit beiden Parteien befinde.

Von leerstehenden Gebäuden und sozialen Forderungen

Das besetzte Gebäude steht bereits seit über 20 Jahren leer, nach Angaben der Aktivisten könnte es jedoch eine wertvolle Ressource für Wohnraum sein. Die Aktivist*innen fordern nicht nur die sofortige Nutzung leerstehender Gebäude, sondern setzen sich auch für die Anerkennung von Wohnraum als Grundrecht ein. Diese Forderungen sind nicht neu – sie wurden bereits in den letzten Jahrzehnten von verschiedenen Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen formuliert, da der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland seit Jahren ein drängendes Problem darstellt, wie die National Geographic dokumentiert.

Rund 75 Unterstützer:innen versammelten sich am Samstag vor dem besetzten Gebäude, und am Sonntag wurde eine ganztägige Mahnwache abgehalten. Während der Polizei der Geduldsfaden nicht reißen scheint, zeichnet sich in den sozialen Netzwerken ein wachsendes Echo auf diese Kampagne ab. Die Gruppe „Leerstand gestalten“ sieht sich als Teil einer breiteren Bewegung gegen die Verdrängung durch steigende Mieten und unzureichendes Wohnraumangebot, das insbesondere einkommensschwache Bevölkerungsgruppen trifft.

Politische Dimension der Hausbesetzung

Die Diskussion um den Leerstand von Gebäuden und die Wohnraumnot hat eine lange Tradition in Deutschland. Bereits in den 1970er Jahren kam es in Städten wie Frankfurt zu ersten Hausbesetzungen als Protest gegen Abrisspläne und steigende Mieten. Die politische Stadtplanung hat immer wieder dafür gesorgt, dass viele Altbauten verfallen, während hierzulande die Nachfrage nach Wohnraum kontinuierlich wächst. Auch heute zeigt sich ein markanter Widerspruch zwischen dem Vorhandensein von leerstehenden Objekten und der gleichzeitig bestehenden Wohnungsnot. Tumulte berichtet, dass die Besetzer*innen den Eindruck haben, die Eigentümer hätten kein echtes Interesse an der Nutzung des Gebäudes.

Der aktuelle Streitfall in Bremen könnte somit auch weitreichende Konsequenzen für die Debatte über Wohnraumsicherheit und das Recht auf Wohnen haben. Angesichts der geschichtlich gewachsenen Problematik der Immobilienverwertung und der steigenden Mieten muss die Gesellschaft einen Dialog führen, der nicht nur auf rechtliche Maßnahmen abzielt, sondern auch die sozialen Aspekte von Wohnraum adressiert. Außerdem bleibt abzuwarten, wie die Stadtverwaltung auf die aktuellen Entwicklungen reagieren wird und ob es möglicherweise zu einer Einigung zwischen den unterschiedlichen Parteien kommen kann.