Kampf um Sylt: Tourismuskrise bedroht Einzelhandel und Wohnraum!
Sylt kämpft mit Tourismusabhängigkeit und Wohnraummangel. Lösungen gefordert für Einzelhandel und Infrastrukturprobleme.

Kampf um Sylt: Tourismuskrise bedroht Einzelhandel und Wohnraum!
Urlaub auf Sylt gilt für viele als das Highlight des Jahres. Doch hinter der malerischen Fassade der Sonneninsel zeigen sich besorgniserregende Entwicklungen. Die Abhängigkeit der Wirtschaft vom Tourismus ist enorm, was vor allem außerhalb der Hauptsaison zum Problem wird. Insbesondere der Einzelhandel leidet seit der Corona-Pandemie unter rückläufigen Umsätzen. „Wir haben die Kaufzurückhaltung deutlich gespürt“, erklärt der Modehändler Karl Max Hellner, der von sinkenden Zahlen berichtet. Auch die Einzelhändlerin Kirstin Dobrot sieht Handlungsbedarf und fordert kreative Lösungen, wie etwa Pop-up-Stores, um die Innenstadt wiederzubeleben.Moin.de berichtet, dass es an der Infrastruktur hapert: Hohe Mieten, Personalmangel und unzuverlässige Bahnverbindungen setzen den Geschäftsinhabern zu. Unternehmer Alexander Wirth fordert ein gemeinsames „Wir-Gefühl“ und neue Ideen, um die Attraktivität der Insel zu steigern.
Doch nicht nur der Einzelhandel kämpft mit Schwierigkeiten. Ein Mangel an Wohnraum für Saisonkräfte und Einheimische bremsen den Tourismus weiter aus. Täglich pendeln über 4.000 Menschen vom Festland zur Arbeit nach Sylt, finden aber oft keine bezahlbaren Wohnungen auf der Insel. Aktuellen Berichten zufolge fehlen in der Gemeinde Sylt viele Wohneinheiten. Bis 2030 sollen rund 2.500 neue Wohnungen für Dauerwohnnutzung gebaut werden, um der drängenden Wohnungsproblematik entgegenzuwirken, so das Verbraucherschutzforum.
Steigende Mieten und stagnierende Angebote
Auf Sylt und den umliegenden Nordfriesischen Inseln wie Amrum und Föhr wird der Mangel an Wohnraum zunehmend sichtbar. Die Mieten für geförderte Wohnungen beginnen bei etwa sieben Euro pro Quadratmeter, was für viele unerschwinglich bleibt. In Westerland entsteht zudem das größte geförderte soziale Wohnprojekt in Schleswig-Holstein mit 189 Wohnungen, dessen Fertigstellung bis Ende 2027 geplant ist. Doch die Wartelisten sind lang, und die Wohnungsbaugenossenschaft Gewoba Nord kann die Nachfrage nicht bedienen. Die Regelung, die den Neubau von Ferienwohnungen verbietet, hat zwar ihr Gutes, aber umso lukrativer ist die Vermietung an Touristen, was weitere Schwierigkeiten für den etablierten Wohnraum schafft, wie die AHGZ berichtet.
Ein zusätzliches Problem ergibt sich aus dem Fachkräftemangel. Viele Betriebe müssen ihre Öffnungszeiten reduzieren oder schließen, da es an ausreichendem Personal fehlt. Nicole Hesse, eine Hotelbetreiberin auf Amrum, schätzt, dass 200 bis 300 Wohnungen fehlen, um auch saisonales Personal adäquat unterzubringen. Die IHK Flensburg hat bereits Alarm geschlagen: Ohne Lösung für die Wohnraumsituation könnte sich die Lage noch weiter verschärfen. Um dem entgegenzuwirken, wird ein interaktives Portal namens „Smart ’n‘ Job“ entwickelt, das Informationen zu Wohnraum und Jobangeboten bereitstellt. Die Betaversion soll im Frühjahr 2025 an den Start gehen.
Einigkeit über die Notwendigkeit von Veränderungen scheint auf Sylt zu bestehen, und viele Stimmen fordern ein Umdenken in der Touristengemeinde. Die Herausforderungen sind groß, doch mit einem starken Zusammenhalt und kreativen Konzepten könnte die stolze Insel vielleicht doch noch ein gutes Händchen für die Zukunft entwickeln.