Polizei-Einsatz in Greifswald: Warum wurde der 18-Jährige weggeschickt?
Ein 18-Jähriger wurde im Greifswalder Möwencenter von der Polizei des Platzverweises erteilt, obwohl keine Straftat vorlag.

Polizei-Einsatz in Greifswald: Warum wurde der 18-Jährige weggeschickt?
Am Donnerstagabend hat ein Polizeieinsatz im Möwencenter in Greifswald für Aufregung gesorgt. Der Vorfall, der gegen 19 Uhr stattfand, wurde zunächst durch einen Anruf einer Hinweisgeberin ausgelöst, die behauptete, ein 18-jähriger Deutscher würde im Center randalieren. Als die Polizei eintraf, stellte sich jedoch heraus, dass keine Straftat vorlag. Überraschend erteilte die Polizei dem jungen Mann dennoch einen Platzverweis, dem dieser nach eigenen Angaben auch nachkam. Unklar bleibt, warum es zu diesem Platzverweis kam, da laut Bericht der Nordkurier kein strafbares Verhalten festgestellt werden konnte (Nordkurier).
In diesem Kontext stellt sich die Frage, welche rechtlichen Grundlagen solchen Einsätzen zugrunde liegen und wie sie in der heutigen Zeit, in der Jugendkriminalität in Deutschland einen Höchststand von etwa 13.800 Fällen erreichte, bewertet werden. Der Anstieg ist laut dem Bundeskriminalamt unter anderem auf psychische Belastungen durch die Corona-Maßnahmen zurückzuführen. Hierbei ist vor allem zu beachten, dass die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen 2024 um etwa 6 Prozent gesunken ist, was darauf hindeutet, dass trotz steigender Gewalt bei Jugendlichen immer noch ein Großteil der Problematik aus speziellen Risikofaktoren resultiert (Statista).
Rechtliche Folgen und gesellschaftliche Kontexte
Ein weiteres, aktuelles Thema ist die rechtliche Betrachtung von Polizeieinsätzen bei Jugendlichen. So entschied ein Greifswalder Gericht kürzlich, dass die Polizei rechtswidrig handelte, als sie im Jahr 2024 eine damals 16-jährige Schülerin aus dem Unterricht holte, die angeblich “staatsschutzrelevante Inhalte” auf ihrem TikTok-Account geteilt hatte. Hierbei wurde die Schülerin nach einer anonymen Meldung aus dem Unterricht geholt und eine Gefährderansprache durchgeführt. Das Gericht war der Auffassung, dass mildere Maßnahmen möglich gewesen wären, anstatt die Schülerin sofort aus dem Unterricht zu entfernen (NDR).
Die Kritiker der Polizei, vor allem rechtspopulistische Medien und die AfD, werfen der Schulleitung vor, sie habe mit derartigen Maßnahmen an Stasi-Methoden angeknüpft. Die Auseinandersetzung mit der Polizei sowie die Diskussion über den Umgang mit Jugendlichen wirft Fragen nach dem richtigen Maß an Prävention und Intervention auf, insbesondere wenn es darum geht, kriminelle Verhaltensweisen frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen.
Ein Blick auf die Jugendkriminalität
Gefährlich ist die Entwicklung der Jugendkriminalität, die in den letzten Jahren eine besorgniserregende Wendung genommen hat. Obwohl die Statistik einen Rückgang der Anzahl junger Tatverdächtiger vermelden kann, bleibt der Anteil männlicher Täter bei 75 Prozent. Das wirft Fragen nach den zugrunde liegenden sozialen und psychologischen Faktoren auf. Hormonelle Umstände sowie anerzogene Verhaltensweisen und traditionelle Rollenbilder könnten eine Rolle spielen, wenn es darum geht, warum vor allem männliche Jugendliche in Konflikte geraten (Statista).
Die Gesellschaft ist gefordert, Lösungen zu finden, um diese Trends entgegenzuwirken. Es ist wichtig, in der Kinder- und Jugendhilfe stärker präventiv zu arbeiten, um risikobehaftete Lebenswege zu vermeiden. Fest steht: Da liegt noch viel an, um effektive Maßnahmen zu entwickeln. Der jüngste Vorfall in Greifswald zeigt, wie komplex die Situation ist und dass es oftmals nicht nur um das Handeln der Polizei geht, sondern auch um das Verständnis für die Herausforderungen, mit denen junge Menschen heutzutage konfrontiert sind.