Trierer Missbrauchskommission fordert Hilfe für Erwachsene jetzt!
Die Trierer Missbrauchskommission fordert eine zentrale Anlaufstelle für Erwachsene in Rheinland-Pfalz und Saarland zur Unterstützung von Missbrauchsbetroffenen.

Trierer Missbrauchskommission fordert Hilfe für Erwachsene jetzt!
Die Diskussion um die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zieht weiter ihre Kreise. Am Freitag hat die Aufarbeitungskommission für Missbrauch im Bistum Trier, die sich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzt, die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland dazu aufgefordert, eine zentrale Anlaufstelle für von sexueller Gewalt betroffene Erwachsene einzurichten. Diese Forderung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem es nur für Minderjährige derartige Stellen gibt. Katholisch.de berichtet, dass die Kommission mit dieser Maßnahme eine deutlich erkennbare Lücke im bestehenden Hilfesystem schließen möchte.
Obwohl die Reaktionen aus den Bundesländern offen ausfallen, gibt es noch keine festen Zusagen. Saarlands Sozialminister Magnus Jung (SPD) hat versprochen, die Anregung genau zu prüfen. Die Familienministerin aus Rheinland-Pfalz, Katharina Binz (Grüne), betont hingegen, dass bereits mehrere Anlaufstellen für Betroffene, auch für Erwachsene, bestehen. Auf Bundesebene steht zudem das “Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch” bereit, das Unterstützung bieten kann.
Forschungen und Fakten
Einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung liefert der vierte Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier, der am Freitag veröffentlicht wurde. Darin wird erwähnt, dass Wissenschaftler der Universität Trier von mindestens 734 Betroffenen und 246 Beschuldigten in den letzten acht Jahrzehnten ausgehen. Es wird jedoch von einem Dunkelfeld gesprochen, sodass die vermuteten Zahlen noch viel höher sein könnten. Seit 2010 hat die Kirche bereits rund 3,7 Millionen Euro in Form von Anerkennung des Leids und Therapiekosten von über 180.000 Euro gezahlt.
Dass viele Bemühungen des Bistums durch eine mangelnde Kooperationsbereitschaft von externen Partnern verzögert wurden, bedauert die Aufarbeitungskommission ebenfalls. So reichen die Herausforderungen weit über die nationalen Grenzen hinaus: Missbrauchstaten deutscher oder europäischer Täter im Rahmen der kirchlichen Entwicklungshilfe im Ausland benötigen ebenfalls eine umfangreiche Aufarbeitung. Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch wird in der Weltkirche nicht als gemeinsame Aufgabe wahrgenommen, was die Bemühungen weiter erschwert.
Anlaufstellen im Fokus
Gerade die Thematik um Hilfseinrichtungen für Erwachsene zeigt, wie wichtig eine gesellschaftliche Aufarbeitung ist. Während die individuelle Aufarbeitung den Fokus auf die persönlichen Erlebnisse der Betroffenen legt, zielt die institutionelle Aufarbeitung darauf ab, Strukturen innerhalb von Institutionen wie Kirchengemeinden oder Sportvereinen zu analysieren. Eine gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung ist notwendig, um das öffentliche Bewusstsein für die Thematik zu schärfen und die Bedingungen für Betroffene zu verbessern, wie beauftragte-missbrauch.de erläutert.
Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesländer auf die Forderungen der Kommission reagieren werden. Eines ist klar: Die Unterstützung für Betroffene muss endlich auf allen Ebenen spürbar werden. Denn Hilfe zu leisten, sollte eine selbstverständliche Aufgabe unserer Gesellschaft sein, unabhängig vom Alter der Betroffenen.