Usedom ächzt unter Touristenmassen: Einheimische leiden!

Mecklenburg-Vorpommern kämpft mit Tourismusdruck: Überfüllte Strände und Wohnraummangel fordern neue Lösungen für Usedom.
Mecklenburg-Vorpommern kämpft mit Tourismusdruck: Überfüllte Strände und Wohnraummangel fordern neue Lösungen für Usedom. (Symbolbild/MND)

Usedom ächzt unter Touristenmassen: Einheimische leiden!

Ahlbeck, Deutschland - Der Sommer hat Usedom fest im Griff. Die sonnenreiche Insel wird in dieser Zeit von Millionen von Urlaubern besucht, was einerseits gut für die lokale Wirtschaft ist, andererseits aber auch große Probleme mit sich bringt. Laut NDR führt der touristische Ansturm zu überlasteten Straßen, überfüllten Zügen sowie einem Mangel an Parkplätzen und Wohnraum.

In den letzten Jahren ist die Zahl der Besucher rasant gestiegen. Allein 2024 begrüßte die Insel rund 1,18 Millionen Touristen – ein Anstieg von 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie watson berichtet. Diese Flut von Gästen bringt die Einheimischen an ihre Grenzen. Viele passen ihren Lebensrhythmus an, um der Touristenströme Herr zu werden. Einkäufe und Freizeitaktivitäten finden oft außerhalb der Hauptbesuchszeiten statt.

Verkehr und Infrastruktur auf der Kippe

Der Verkehr auf Usedom ist weiterhin ein großes Thema. Bei der Zufahrt zur Insel über die Peenebrücke und die Zecheriner Brücke kommt es häufig zu langen Staus, da es nur wenige Hauptanreisewege gibt. Die Verkehrsinfrastruktur ist überlastet, was die Lebensqualität der Anwohner stark beeinflusst. Einheimische berichten von Schwierigkeiten, Arzttermine zu bekommen oder im Supermarkt einzukaufen. Abhilfe könnte eine Umgehungsstraße bei Wolgast bringen, deren Fertigstellung jedoch bis 2028 dauern soll, so watson.

Ein zusätzliches Problem ist die eingleisige Bahnstrecke, die die Insel mit dem Festland verbindet. Züge fahren nur im Stundentakt und sind oft überfüllt. Trotz dieser infrastrukturellen Herausforderungen wird von der Tourismusbranche jedoch nicht explizit von Overtourism gesprochen, was einem hohen Ansturm an Touristen entspricht. Der Landestourismusverband erkennt zwar, dass die Kapazitäten am Limit sind, bleibt aber optimistisch.

Wohnraummangel und soziale Herausforderungen

Eine der gravierendsten Folgen des steigenden Tourismus ist die angespannte Wohnraumsituation. Immer mehr Ferienwohnungen entstehen auf der Insel, was die Mieten in die Höhe treibt. In Zinnowitz kostet eine Zweiraumwohnung mittlerweile etwa 1.000 Euro Kaltmiete. Dies zwingt viele Einheimische, ins Nachbarland Polen auszuwandern, wo die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger sind. Gewerkschaften fordern dringend eine Erhöhung der Löhne in der Gastronomie und bessere Arbeitsbedingungen, um Fachkräfte zu halten.

Die Genehmigungen für neue Ferienwohnungen werden oft gegen den Willen der Gemeinden erteilt. In Heringsdorf plant ein Entwickler den Bau von 44 neuen Ferienwohnungen, was auf massiven Widerstand der Gemeinde stößt. Die Bürgermeisterin setzt sich für ein Bauverbot ein, um die Lebensqualität für die Einheimischen zu sichern.

Ein Ausblick auf die Zukunft

Die Herausforderungen durch den Tourismus sind vielschichtig und bedürfen dringend einer Lösung. Die Einheimischen wünschen sich ein Bauverbot für neue Ferienwohnungen und fordern eine Regulierung des Neubaus, um die Balance zwischen Lebensqualität und touristischem Druck zu wahren. Einer aktuellen Studie zufolge hat die Tourismusakzeptanz in Mecklenburg-Vorpommern jedoch nicht abgenommen, im Gegenteil, das Bundesland belegt in einem Vergleich der Akzeptanz die Spitzenposition in Deutschland, wie RND berichtet.

Mit einem Mix aus nachhaltigen Tourismusansätzen und einem klaren Bekenntnis zur Lebensqualität der Einheimischen könnte Usedom auf den richtigen Kurs kommen. Doch dazu müssen Politik, Tourismusbranche und Bevölkerung gemeinsam an einem Strang ziehen – denn Usedom ist nicht nur eine Urlaubsinsel, sondern auch das Zuhause von 31.500 Menschen, die ein gutes Leben verdienen.

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OrtAhlbeck, Deutschland
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