Debatte um Mindestlohn: Obstbauern fordern Ausnahmen für Saisonarbeiter!

Debatte um Mindestlohn für Saisonarbeiter in Niedersachsen: Bauern fordern Ausnahmen, während Gewerkschaften protestieren.
Debatte um Mindestlohn für Saisonarbeiter in Niedersachsen: Bauern fordern Ausnahmen, während Gewerkschaften protestieren. (Symbolbild/MND)

Debatte um Mindestlohn: Obstbauern fordern Ausnahmen für Saisonarbeiter!

Niedersachsen, Deutschland - Die Debatte um den Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft hat in Niedersachsen erneut an Brisanz gewonnen. Heute fordert der Bauernpräsident Joachim Rukwied eine grundlegende Diskussion über die Löhne dieser Beschäftigten. Er schlägt vor, Saisonarbeiter sollten lediglich 80 Prozent des gesetzlichen Mindestlohns erhalten, da viele von ihnen ihren Lebensmittelpunkt nicht in Deutschland haben. Diese Idee findet Unterstützung bei Claus Schlieker, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen, der warnt, dass steigende Löhne die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Obstbauern gefährden könnten. „Eine Erhöhung des Mindestlohns könnte Verbraucher dazu bringen, billigere importierte Waren zu kaufen“, erklärt Schlieker und hebt hervor, dass der Arbeitslohn in der Obstproduktion zwischen 30 und 60 Prozent des Endpreises ausmacht.

Die Bekämpfung von Armutsrisiken für Saisonarbeiter steht dabei auf der anderen Seite der Medaille. Gewerkschaften, insbesondere die IG BAU und die SPD, lehnen Rukwieds Vorstoß entschieden ab, da viele Saisonarbeitskräfte bereits am Existenzminimum leben. Es zeigt sich hier ein deutlicher Konflikt zwischen den Anforderungen der Landwirte und den Rechten der Beschäftigten. Während die Gewerkschaften auf einen armutsfesten Lohn bestehen, zeigt sich Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) offen für Rukwieds Vorschlag und prüft rechtlich sichere Wege, um Ausnahmen für Saisonarbeiter zu ermöglichen, wie tagesschau.de berichtet.

Die wirtschaftlichen Herausforderungen

Die Ausgangslage für viele Obst- und Gemüsebauern ist angespannt. Rainer betont die enormen finanziellen Herausforderungen, die sich aus einer Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde ergeben würden. Er warnte vor den gravierenden Auswirkungen, die ohne Ausnahmen für Saisonarbeiter drohen könnten. In diesem Zusammenhang erwähnt er auch den Koalitionsvertrag, der eine Ausweitung der kurzfristigen Beschäftigung auf 90 Tage vorsieht, sowie die geplante Wiedereinführung von Agrardiesel-Subventionen, um den Landwirten etwas Luft zu verschaffen.

Die Rolle von Saisonarbeitskräften

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Wichtigkeit von Saisonarbeitskräften in der deutschen Landwirtschaft. Laut einer Erhebung waren 2023 insgesamt 876.000 Arbeitskräfte in diesem Sektor beschäftigt, von denen etwa 243.000 Saisonarbeitskräfte sind. Viele dieser Helfer kommen aus dem europäischen Ausland, wo das Lohnniveau deutlich niedriger ist, was die Attraktivität für diese Arbeitskräfte erhöht. Besonders hervorgehoben werden hier die Beschäftigungsmöglichkeiten für Saisonarbeiter aus Georgien und der Republik Moldau, die im Rahmen von Vereinbarungen mit deutschen Arbeitsverwaltungen nach Deutschland kommen können.

Die Diskussion um den Mindestlohn für Saisonkräfte widerspiegelt eine größere Problematik in der Landwirtschaft und trifft auf gespaltene Meinungen. Während Arbeitgeber zum Schutz ihrer Betriebe eine Senkung des Mindestlohns fordern, setzen Gewerkschaften und die SPD auf faire Löhne für alle. Eine Einigung könnte für die Branche von entscheidender Bedeutung sein, um den Strukturwandel in der Landwirtschaft zu steuern und die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln zu sichern. So bleibt zu hoffen, dass ein Konsens gefunden wird, der sowohl den landwirtschaftlichen Betrieben als auch den Arbeitskräften gerecht wird.

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OrtNiedersachsen, Deutschland
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