Insolvenz-Schock in Groß Ippener: Traditionsbetrieb Hinternesch betroffen
Der Autolackierer Hinternesch in Groß Ippener meldet Insolvenz an. Ursachen, Auswirkungen und Perspektiven für die Zukunft.

Insolvenz-Schock in Groß Ippener: Traditionsbetrieb Hinternesch betroffen
In Groß Ippener gibt es besorgniserregende Neuigkeiten aus der Welt der lokalen Kleinbetriebe: Der traditionsreiche Autolackierbetrieb „Hinternesch“ hat Insolvenz angemeldet. Diese Meldung wurde am 3. Dezember 2025 durch das Amtsgericht Delmenhorst veröffentlicht, was viele in der Region betroffen macht. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat jedoch zugesichert, dass die nächsten drei Monatsgehälter für die zehn Mitarbeiter sowie die Geschäftsführung ausgezahlt werden.
Die Gründe für die Insolvenz sind vielschichtig. Junior Nils Hinternesch, der die Geschäfte seit Oktober 2019 führt, berichtet, dass die Auftragslage plötzlich weggebrochen ist. In einer Branche, die ohnehin stark umkämpft ist, machen viele Kunden mittlerweile einen Bogen um Umlackierungen und bevorzugen, ihre Fahrzeuge in der Originalfarbe zu behalten, bevor sie eine Veränderung in Betracht ziehen. Dieses veränderte Kundenverhalten trägt zur angespannten Lage des Unternehmens bei.
Neuausrichtung der Firma notwendig
Die Insolvenz bedeutet nicht zwangsläufig das Ende des Familienbetriebs, der 1986 von Hans Hinternesch gegründet wurde und 1991 einen zweiten Standort in Groß Ippener eröffnete. Von 1996 an ist die Autolackiererei ausschließlich in dieser Stadt ansässig. Die Inhaberfamilie plant eine Neuausrichtung und hofft, dass die traditionsreiche Firma mit einer klaren Strategie und einem guten Händchen für die Zukunft gerüstet ist. Um den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht zu werden, bezieht die Firma Produkte von zertifizierten Herstellern, was auch die Lösemittelemission senken soll.
Als familiengeführtes Unternehmen hat Hinternesch nicht nur einen guten Ruf für die Lackierung von Baumaschinen, Nutzfahrzeugen sowie in der Industrielackierung, sondern ist auch fest in der Region verwurzelt. Die Erweiterung der Produktionshalle um 100 Quadratmeter im Jahr 2006 zeigt das Engagement der Familie, den Betrieb weiterzuentwickeln. Doch die vorliegenden Zahlen zur Insolvenz von Unternehmen in Deutschland werfen ein licht auf die Herausforderungen der Branche.
Insolvenzen – Ein wachsendes Problem
Wie die Statistik zeigt, haben im Jahr 2024 in Deutschland 21.812 Unternehmen Insolvenz angemeldet, was rund 4.000 mehr sind als im Jahr 2023. Niemand kann die Auswirkungen der aktuellen Krisen auf das wirtschaftliche Umfeld leugnen, darunter auch die steigende Anzahl von Insolvenzen. Die Zahlen belegen, dass Anträge von Unternehmen, die bereits viele Jahre am Markt sind, zunehmen und die Anzahl der Insolvenzen pro 1.000 Bestandsunternehmen auf 7 gestiegen ist.
Aber trotz der quantitativ steigenden Insolvenzen bleibt festzuhalten, dass dies eine seltene Form der Unternehmensschließung ist. Wenn man die Insolvenzverfahren, die von ehemals Selbstständigen eingereicht wurden, berücksichtigt, verdoppelt sich sogar der Anteil. Dies lässt hoffen, dass nicht alle Insolvenzen zwangsläufig zu einer vollständigen Liquidation führen müssen. Das Beispiel des Autolackierbetriebs Hinternesch könnte zeigen, dass eine Neuausrichtung mit der richtigen Strategie der Schlüssel zum Überleben in dieser herausfordernden Zeit ist.
Die Region darf hoffen, dass solch traditionsreiche Betriebe wie Hinternesch ein Comeback schaffen können, auch wenn die Herausforderungen nach wie vor groß sind. Die kommende Zeit wird zeigen, ob die historischen Wurzeln und das Engagement der Familie für Nachhaltigkeit und Qualität ausreichen, um neuen Schwung in den Betrieb zu bringen.