Reformation und Medien: Wie Buchdruck und Social Media die Welt ändern

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Am 31.10.2025 diskutierten Experten in Hameln über die Medienrevolutionen von Buchdruck und Social Media, deren Einfluss auf Gesellschaft und Kirche.

Am 31.10.2025 diskutierten Experten in Hameln über die Medienrevolutionen von Buchdruck und Social Media, deren Einfluss auf Gesellschaft und Kirche.
Am 31.10.2025 diskutierten Experten in Hameln über die Medienrevolutionen von Buchdruck und Social Media, deren Einfluss auf Gesellschaft und Kirche.

Reformation und Medien: Wie Buchdruck und Social Media die Welt ändern

Am vergangenen Freitag fand in der Martin-Luther-Kirche in Hameln ein spannender Reformationsempfang statt, der viele interessierte Bürger:innen anzog. Superintendent Dr. Stephan Vasel eröffnete die Veranstaltung mit einem Blick auf die tiefgreifenden Veränderungen, die der Buchdruck und die sozialen Medien in unserer Gesellschaft bewirken. Vasel hob hervor, wie entscheidend die Druckerpresse für die Bildungsbewegung und die Verbreitung von Reformationstexten war. Zwischen 1454 und 1500 wurden beeindruckende 12 Millionen Bücher gedruckt, was für eine regelrechte Medienrevolution sorgte. Doch es gab auch eine dunkle Seite: Der Buchdruck leitete eine der brutalsten Phasen der Geschichte ein, die sich in der systematischen Hexenverfolgung manifestierte, stark angeheizt durch Werke wie den „Hexenhammer“ von Heinrich Kramer aus den späten 1480er-Jahren.

Das Buch selbst, so ist es mittlerweile bekannt, wurde ein Schlüsselfaktor in der organisierten Hexenjagd, die zwischen 1450 und 1750 etwa 90.000 Menschen verfolgte und rund 45.000 Menschen das Leben kostete. Eine Studie des Santa Fe Institute belegt, dass der Buchdruck die Intensität und Ausbreitung dieser Verfolgungen stark erhöhte. Die plötzliche, brutale Welle der Hexenverfolgung war während dieser Zeit viel ausgeprägter als in früheren Jahrhunderten, und das Handbuch „Malleus maleficarum“ lieferte klare Anleitungen zur Hexenverfolgung.

Die Herausforderung der sozialen Medien

Im Rahmen der Veranstaltung sprach Pastorin Anne Mirjam Walter über die Relevanz der Kirche für jüngere Generationen im Alter von 14 bis 45 Jahren. Sie stützte ihre Argumente auf eine aktuelle EKD-Studie und präsentierte das Digitalprojekt „BASIS:KIRCHE“, das Reportagen auf YouTube umfasst. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass Zuschauer oft bei religiösen Themen wegklicken, ein Phänomen, das durch die Algorithmen der sozialen Medien bedingt ist. Die Lösung könnte in der subtilen Platzierung von Botschaften wie „Liebe deinen Nächsten“ liegen, um das Interesse der jungen Zielgruppe zu gewinnen.

Ein weiterführender Aspekt des Empfangs war die Diskussion über die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Community-Management. Hierbei wurde betont, wie wichtig es ist, gegen Hasskommentare aktiv vorzugehen. Der Dewezet-Chefredakteur Thomas Thimm hob hervor, dass das Jahr 2007 mit der Einführung des iPhones einen Wendepunkt in der Medienlandschaft markierte. Dennoch stehen die Medien heute vor neuen Herausforderungen: Durch KI-Fakes gelten Gefahren wie gefälschte Nachrichten oder Stimmen, die ernst genommen werden müssen.

Kritik an den sozialen Medien

Ein pointierter Teil der Diskussion war der Umgang mit Hatespeech, wo Thimm anregte, die Kommentarfunktionen zu überdenken. Dies könnte dazu führen, dass Tech-Konzerne die Plattformen stark kontrollieren und Strafen verhängen. Der Appell zur Quellenkritik war eine zentrale Botschaft in Thimms Rede, in der er dafür warb, dass das Vertrauen in ausgebildete Journalist:innen entscheidend bleibt – schließlich ist „Medium nicht gleich Journalismus“. Die Veranstaltung interessierte viele, und die Besucher:innen tauschten sich an Stehtischen angeregt über die angesprochenen Themen aus, denn hier liegt viel an uns: Wie gestalten wir unsere Medienwelt heute und in Zukunft?