87 Jahre nach der Reichspogromnacht: Juden in Angst um ihre Sicherheit
Am 9.11.2025 wird der Reichspogromnacht gedacht. Innenministerin Sütterlin-Waack äußert Besorgnis über jüdische Sicherheit in Schleswig-Holstein.

87 Jahre nach der Reichspogromnacht: Juden in Angst um ihre Sicherheit
Heute, am 9. November 2025, gedenken wir der Opfer der schrecklichen Reichspogromnacht, die vor 87 Jahren stattfand. An diesem Tag brannten in Deutschland Synagogen, zerstörten Menschenleben und hinterließen Narben, die bis heute spürbar sind. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) äußerte in einer aktuellen Stellungnahme ihre Besorgnis über die anhaltende Furcht, die viele jüdische Menschen empfinden. Diese Ängste zeugen davon, dass jüdische Mitbürger in Deutschland nicht die Freiheit genießen, die anderen Bürger zuteilwird. Sütterlin-Waack betont: “Wir müssen alles daran setzen, dass Juden sich sicher fühlen können.”
Die Reichspogromnacht, auch als Kristallnacht bekannt, stellt eine der schlimmsten Perioden der antisemitischen Verfolgung in Deutschland dar. Am 9. und 10. November 1938 geschahen flächendeckende Ausschreitungen, bei denen nationalsozialistische Truppen, sowie zahlreiche deutsche Zivilisten, brutal gegen jüdische Geschäfte und Einrichtungen vorgingen. Über 1.400 Synagogen wurden zerstört und mindestens 91 Menschen fanden den Tod, während schätzungsweise 30.000 jüdische Männer verhaftet und in Konzentrationslager deportiert wurden. Das Ereignis, das durch die Ermordung des deutschen Diplomaten Ernst vom Rath ausgelöst wurde, war ein Vorbote des Holocausts, der zur Ermordung von sechs Millionen Juden führen sollte. Diese Nacht wird in der Geschichte als eine Wendepunkt gesehen, die die Gesellschaft zwischen moralischem Handeln und blindem Gehorsam spaltete, während die Welt zusah und oft nur zuguckte.
Einblick in die Gegenwart
Doch auch in der heutigen Zeit bleibt die Gefährdungslage in den Köpfen vieler jüdischer Menschen präsent. Gerade in Schleswig-Holstein gibt es derzeit keine konkrete Bedrohung für jüdische Einrichtungen, wie Sütterlin-Waack betont. Trotzdem steht sie im engen Austausch mit den jüdischen Gemeinden, um die polizeilichen Maßnahmen anpassen zu können und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Historisch betrachtet zeigt sich, dass die jüdischen Gemeinschaften in Deutschland eine jahrhundertelange Geschichte vorweisen können, die sowohl blühende Perioden als auch tragische Wendepunkte umfasst.
Die jüdische Geschichte auf deutschem Boden reicht bis ins Jahr 321 zurück. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich eine lebendige jüdische Kultur, die bis ins 20. Jahrhundert reichte. Die Aufklärung führte zur politischen Emanzipation der Juden, auch wenn ihre Geschichte stark von Ausgrenzung, Hass und Gewalt geprägt war. So erlebten Jüdinnen und Juden nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 eine beispiellose Vernichtungspolitik. Nach dem Krieg fand ein zögerlicher Wiederaufbau jüdischen Lebens statt. Mit dem Zuzug von jüdischen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er Jahren erlebte die jüdische Gemeinschaft in Deutschland einen erneuten Aufschwung. Heute zählt Deutschland zu den Ländern mit der drittgrößten jüdischen Gemeinschaft in Europa.
Erinnern und Gedenken
Anlässlich des heutigen Gedenktags finden in vielen Städten Gedenkaktionen statt. So erinnerte Gunter Demnig mit seinen Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus und die Zerstörung jüdischen Lebens. Diese kleinen Steinplatten, die vor den Häusern von Opfern des NS-Regimes verlegt werden, sind ein Zeichen, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Zudem wird in verschiedenen Städten Putzaktionen organisiert, um die Synagogen und jüdischen Gedenkstätten zu reinigen und einen Ort des Gedenkens zu schaffen, insbesondere in einer Zeit, in der Antisemitismus immer wieder Anzeichen zeigt, sich erneut zu verbreiten.
Der Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge im März 1994 ist ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, denen jüdisches Leben auch heute noch gegenübersteht. Der Weg zur Freiheit und Sicherheit ist für viele jüdische Menschen in Deutschland weiterhin ein steiniger. Doch wird auch mit aller Kraft weiter an einem respektvollen und friedlichen Miteinander gearbeitet, dem wir auch in Zukunft die entsprechende Aufmerksamkeit schenken müssen.