Fischhotel und Riff: Kiel schafft neuen Lebensraum für Meeresarten!

Fischhotel und Riff: Kiel schafft neuen Lebensraum für Meeresarten!
Kiel, Deutschland - In Kiel tut sich gerade etwas Großes am Fähranleger Friedrichsort: Ende Juli 2024 soll dort die Sanierung beginnen. Diese Verzögerung um fast ein Jahr, verursacht durch zahlreiche Kampfmittelfunde, darunter etwa 2000 Einzelteile wie Sprenggranaten und Patronen, sorgt für Aufsehen. Doch bei all den Herausforderungen gibt es auch Lichtblicke. Holcim investiert in ein spannendes Projekt: ein künstliches Riff aus CO₂-reduziertem Beton, das den marinen Lebensraum fördern soll. Mit seinen Abmessungen von 1,7 Metern Breite und 14 Metern Länge wird es als Ausgleichsmaßnahme für die Kampfmittelräumung dienen und die Küstenschutzmaßnahmen unterstützen, wie kn-online.de berichtet.
Der Anlegekopf wird im Zuge der Arbeiten saniert und verbreitert, um dem Hochwasser und dem Normalstand gerecht zu werden. Bereits im Juni wurden 400 betonierte Klötze, bekannt als X-Stones, mit einem Gesamtgewicht von 17 Tonnen versenkt. Das künstliche Riff wird eine Fläche von 24 Quadratmetern einnehmen und soll als neue Heimat für die marine Artenvielfalt dienen, insbesondere für Miesmuscheln und andere Organismen. Biologen werden den Bewuchs und die Besiedelung des Riffs überwachen, um seine Wirksamkeit zu analysieren.
Förderung der Artenvielfalt
Das künstliche Riff ist mehr als nur ein Lebensraum – es könnte auch als natürlicher Wellenbrecher fungieren und hat eine bessere CO₂-Bilanz als importierte Findlinge. Jens Ewert, Berater bei Holcim Deutschland, spricht von der Notwendigkeit, solche Rückzugsorte zu schaffen, um die Rückkehr des Unterwasserlebens in Gebieten mit Rückgängen der Biodiversität zu fördern, wie auch holcim.de bestätigt.
Die Idee, künstliche Riffe einzusetzen, hat eine lange Geschichte. Sie werden seit den 1970er Jahren erforscht und haben sich in vielen Projekten als effektiv erwiesen. In Nienhagen an der Ostsee beispielsweise wurde ein künstliches Forschungsriff angelegt, das mit etwa 1.400 Betonelementen eine höhere Artenvielfalt und Jungfischdichte als unbeeinflusste Regionen aufweist. Diese positiven Ergebnisse zeigen, dass künstliche Riffe einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität leisten können, wie Thomas Lorenz vom Institut für Fisch und Umwelt (FIUM) berichtet. FIUM war maßgeblich an den wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligt, die nun auch in Kiel durchgeführt werden.
Globale Entwicklungen und Möglichkeiten
Künstliche Riffe sind nicht nur ein lokales Phänomen. Weltweit bieten sie innovative Lösungen zur Wiederherstellung geschädigter Meeresökosysteme. Diese Projekte kombinieren technologische Innovation mit dem Ziel des Umwelt- und Naturschutzes. Von für den Tauchtourismus erfolgreichen Initiativen in Lateinamerika bis zu speziellen Betonkonstruktionen, die den Küstenschutz unterstützen, zeigen sich die Möglichkeiten dieser Maßnahmen. In einigen Regionen, wie im Golf von Fonseca in Honduras, wurde die Schaffung von künstlichen Kuppeln als Rückzugsorte für Fische aktiv gefördert, was die regionale Fischerei stärkt, wie renovablesverdes.com berichtet.
Experten betonen die Wichtigkeit, bei der Entwicklung künstlicher Riffe auf die Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien zu achten. Und auch die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, wissenschaftlichen und lokalen Einrichtungen wird als entscheidend für den Erfolg dieser Projekte angesehen. Denn letztendlich steht nicht nur der Küstenschutz im Fokus, sondern auch die Rückkehr und Erhaltung der wunderbaren Artenvielfalt unter Wasser, die es zu schützen gilt.
Details | |
---|---|
Ort | Kiel, Deutschland |
Quellen |