Else Lasker-Schüler: Einblick in das künstlerische Erbe im Grass-Haus

Sonderausstellung über Else Lasker-Schüler im Günter-Grass-Haus in Lübeck bis 9. November 2025. Eintritt: 8 Euro.
Sonderausstellung über Else Lasker-Schüler im Günter-Grass-Haus in Lübeck bis 9. November 2025. Eintritt: 8 Euro. (Symbolbild/MND)

Else Lasker-Schüler: Einblick in das künstlerische Erbe im Grass-Haus

Lübeck, Deutschland - In Lübeck wird seit dem 26. Juni 2025 im Günter-Grass-Haus eine spannende Sonderausstellung über die bedeutende Künstlerin und Dichterin Else Lasker-Schüler präsentiert. Diese Ausstellung widmet sich sowohl ihrem literarischen als auch ihrem zeichnerischen Schaffen und beleuchtet die facettenreiche Persönlichkeit der Künstlerin, die im frühen 20. Jahrhundert lebte und bis heute relevant bleibt. Paula Vosse, die Kuratorin der Ausstellung, sorgt mit einer Lesung des Gedichts „Heimlich zur Nacht“ für stimmungsvolle Einblicke in Lasker-Schülers Werk. Darüber hinaus interpretiert die Heavy Metal Band „A Winter Lost“ das eindringliche Gedicht „Weltende“, was einen frischen, interaktiven Zugang zu ihrem Schaffen bietet.

Die Ausstellung zeigt zahlreiche Originalzeichnungen sowie Texte von Lasker-Schüler. Besucher können sich zudem auf Werke von Nachwuchskünstlern freuen, die sich mit Lasker-Schülers Kreativität auseinandersetzen und deren Einfluss auf die moderne Kunst verdeutlichen. Ein herausragendes Stück ist die Zeichnung eines tibetanischen Tänzers aus dem Jahr 1942, ein spektakulärer Fund, der die Vielfalt ihres künstlerischen Ausdrucks zeigt. Historische Fotos geben zudem Einblicke in ihr Leben und zeigen sie verkleidet als Prinz Yussuf von Theben – ein Beispiel für ihre spielerische Auseinandersetzung mit Identität und Geschlechterrollen.

Dynamik von Identität und Geschlechterrollen

Else Lasker-Schüler stellte in ihrem Werk nicht nur die damals gängigen Geschlechterrollen in Frage, sie erforschte auch unterschiedliche Identitäten und Lebensformen. Nach zwei Ehen und dem alleinigen Großziehen ihres Sohnes fand sie ihren Platz als Künstlerin und baute ein Leben in der Kunst auf. Ihre Erfahrungen im Exil, die sie 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in Jerusalem erlebte, hinterließen ihre Spuren in ihrem Werk. Ein Leben im Exil und die Melancholie ihrer Einsamkeit prägten ihren künstlerischen Ausdruck. Sie starb kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, hinterließ jedoch ein eindrucksvolles Erbe.

Die Rolle von Frauen in der expressionistischen Kunstbewegung ist ein oft übersehenes Kapitel in der Kunstgeschichte. Während die Bewegung überwiegend von männlichen Künstlern geprägt wurde, haben Frauen wie Lasker-Schüler oft die Grenzen des Expressionismus neu definiert. Diese Künstlerinnen forderten traditionelles Schaffen heraus und eröffneten neue Perspektiven auf Themen wie Identität, Emotionen und menschliche Erfahrungen. Mit ihrem eigenen Stil trugen sie zur emotionalen Tiefe und der kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft bei, die den Expressionismus so prägend macht.

Einblicke in die Ausstellung

Die Ausstellung im Günter-Grass-Haus läuft noch bis zum 9. November 2025, und die Eintrittspreise sind mit 8 Euro (ermäßigt 4 Euro) moderat gehalten. Kunstliebhaber und jene, die mehr über das Leben und die Werke dieser faszinierenden Künstlerin erfahren möchten, sind herzlich eingeladen. Neben Lasker-Schülers Werken können auch Manuskripte, Briefe und Zeichnungen aus ihrem Archiv bestaunt werden – wie das Manuskript „To Ernest of Yesteryear“ und die Zeichnung „Dance in the Kibbutz“, die ein eindrückliches Licht auf ihre Schaffenskraft werfen. Das Günter-Grass-Haus präsentiert seit 2002 das Leben und Werk von Else Lasker-Schüler und trägt so dazu bei, ihr Erbe zu bewahren und bekannt zu machen.

Diese Jubiläumsausstellung gibt nicht nur einen tiefen Einblick in das kreative Wirken von Else Lasker-Schüler, sondern fordert auch das Bewusstsein für die unterrepräsentierten Stimmen von Frauen in der Kunstgeschichte heraus. Der Einfluss von Künstlerinnen auf den Expressionismus ist beachtlich und verdient eine umfassendere Würdigung, damit mehr Menschen die Möglichkeit haben, diese ungehörten Geschichten zu entdecken.

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OrtLübeck, Deutschland
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