Das Ende einer Ära: Tschechen-Hafen in Hamburg wird überbaut!

Das Ende einer Ära: Tschechen-Hafen in Hamburg wird überbaut!
Der Tschechen-Hafen in Hamburg blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Seit 1929 war der Hafen ein Zentrum der Elbe-Schifffahrt, dicht bei den Elbbrücken, wo nun der neue Stadtteil Grasbrook entsteht. Seine Blütezeit erlebte der Hafen in den 1970er- und 80er-Jahren. Heute ist die Lage jedoch trist: Die Hafenbecken sind stark verschlickt, und kein Schiff kann mehr anlegen. Bald wird der Tschechen-Hafen der Vergangenheit angehören.
Entstanden ist der Hafen nach dem Ersten Weltkrieg als Teil des Versailler Vertrages, der den Tschechen einen zollfreien Zugang zum Meer gewährte. Über 28.540 Quadratmeter erstreckte sich das Areal, über das ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 99 Jahren unterzeichnet wurde. Der historische Artikel 363 des Vertrages gewährte der Tschechoslowakei Rechte für den Warenverkehr, und der Hafen nutzte das Potenzial der Elbe für sich. Produkte wie Kaffee, Kakao und Industriegüter wurden hier umgeschlagen, und die Verkehrsinfrastruktur bot eine solide Basis für die tschechischen Binnenschifffahrt.
Von Glanzzeiten und schwindendem Interesse
Harald Hintz, der 16 Jahre im Tschechen-Hafen arbeitete, erinnert sich gerne an die vielseitigen Aktivitäten in seiner Zeit. Es war eine schöne Zeit mit vielen tschechischen Binnenschiffen und dem Klubschiff „Praha“, das nicht nur als Neckerei, sondern auch als Eventlocation diente. Zu Hochzeiten waren über 600 Binnenschiffe der Tschechoslowakischen Elbe-Schiffahrtsgesellschaft (ČSPLO) am Start. Doch nach der politischen Wende in den späteren 1980er-Jahren begann der Abwärtstrend, der 2001 mit dem Konkurs der ČSPLO einen traurigen Höhepunkt erreichte. Das Klubschiff „Praha“ fand nach der Insolvenz in Prag als Hotelschiff eine neue Bestimmung.
Mit der Schließung des Hafens endet nicht nur eine Ära, sondern es eröffnen sich auch neue Möglichkeiten. Da der Pachtvertrag bis November 2028 läuft, plant die Stadt Hamburg, das Gelände spätestens zu diesem Zeitpunkt in den neuen Stadtteil Grasbrook zu integrieren. Hier sollen 3.000 Wohnungen und 16.000 Arbeitsplätze entstehen. Eine neue Moldauhafenbrücke ist für 2026 geplant, um den neuen Stadtteil anzubinden und den Verkehr neu zu ordnen.
Bedeutung der Binnenschifffahrt für Hamburg
Die Binnenschifffahrt spielt eine zentrale Rolle für die Wirtschaft in Norddeutschland. Eine kürzlich durchgeführte Studie beauftragte Hafen Hamburg Marketing, um den Einfluss des nord- und nordostdeutschen Binnenwasserstraßennetzes zu ermitteln. Die Ergebnisse dieser Studie haben nicht nur positive Auswirkungen auf den Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens, sondern nahtlos in die neue Hafenentwicklung, die mit dem Hafenentwicklungsplan 2040 eingeht.
Der Hafenentwicklungsplan, der vom Hamburger Senat am 13. Juni 2023 beschlossen wurde, stellt klar, dass die Hafenpolitik auf die langfristige Wirtschaftskraft und die Versorgungssicherheit Deutschlands zielt. Dabei werden globale Trends und gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigt, um den Hafen als Dreh- und Angelpunkt der Handelsströme weiter zu stärken.
Die Planungen rund um den Tschechen-Hafen und Grasbrook zeigen, dass trotz des Wechsels der Nutzung die Bedeutung des Hafens für Hamburg unverändert hoch bleibt. Das Gelände wird weiterhin Teil des Hafengebiets bleiben und in neue, zukunftsweisende Konzepte eingegliedert.