Skandal um Binzer Foto: Erinnerungsarbeit trifft auf dunkle Vergangenheit

Skandal um Binzer Foto: Erinnerungsarbeit trifft auf dunkle Vergangenheit
Binz, Deutschland - In den letzten Tagen hat ein repostetes Foto auf dem offiziellen Instagram-Kanal des Badeorts Binz in Mecklenburg-Vorpommern für Schadenfreude und Empörung gesorgt. Was kann hinter einem scheinbar harmlosen historischen Bild stecken? Vor wenigen Tagen wurde ein Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1938 geteilt, das die Binzer Bucht zeigt. Doch in dieser Zeit geschahen schlimme Dinge, die die Gemeinde heute an ihren historischen Kontext erinnern. Tatsächlich wurden im Zuge der Arisierung zahlreiche jüdische Kurhaus-Betreiber in Binz zwangsenteignet, nur wenige Monate vor den verheerenden Ereignissen der Novemberpogrome, bei denen viele Juden entrechtet und ermordet wurden.
Die kurzfristige Reaktion der Gemeinde auf diesen Fauxpas war eine öffentliche Entschuldigung. Man bezeichnete die Veröffentlichung des Bildes als „schlimme und bedauerliche Panne“. Sofort nach dem Aufschrei wurde das Bild wieder gelöscht, aber die Diskussion rund um die Erinnerungskultur in der Region wurde dadurch angestoßen.
Ein Ort mit gewichtiger Vergangenheit
Die Gemeinde Binz beschäftigt sich aktiv mit der Vergangenheit der Insel Rügen, gerade im Hinblick auf die NS-Zeit. Prora, der Ort, an dem das nationalsozialistische Regime eine beeindruckende Ferienanlage errichten wollte, ist in diesem Kontext besonders relevant. Geplant von der Organisation „Kraft durch Freude“ sollte Prora ursprünglich 20.000 Menschen als Erholungsort dienen, doch die Bauarbeiten wurden 1939 mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eingestellt. In der heutigen Zeit ist die Anlage ein Ort der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte.
Stattdessen wurde Prora nach dem Krieg von der Sowjetunion und später von der Nationalen Volksarmee (NVA) genutzt. Dies führte dazu, dass die beeindruckende Anlage jahrzehntelang ein Sperrgebiet blieb. Erst nach der Wiedervereinigung wurde das Gelände 1993 öffentlich zugänglich und steht seit 1994 unter Denkmalschutz. Heute zieht Prora, trotz der belasteten Geschichte, zunehmend Touristen an, die sich für diesen geschichtsträchtigen Ort interessieren.
Ein neuer Ansatz zur Erinnerung
Um die Auseinandersetzung mit dieser schwierigen Vergangenheit aktiv voranzutreiben, plant die Gemeinde ein neues Museum der Erinnerungskultur. Dabei ist die Verbindung des historischen Kontextes mit zeitgemäßer Vermittlung von Bedeutung. Darüber hinaus soll das bestehende Dokumentationszentrum in Prora revitalisiert werden, um die Geschichte und die Lehren daraus einem breiteren Publikum näherzubringen.
Um die Erinnerung an die Opfer des Holocaust weiter zu fördern, wurde auch die virtuelle Wand der Erinnerung von Yad Vashem ins Leben gerufen. Hier können über 80.000 Menschen aus Deutschland an die Opfer erinnern und ihre Geschichten teilen. Solche Initiativen sind unerlässlich, um eine fundierte und respektvolle Erinnerungskultur zu schaffen.
Und wie sieht es mit der deutschen Erinnerungskultur aus? Am 27. Januar 2025 wird in Berlin wieder der internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen. Solche Gedenktage sind weit mehr als bloße Abläufe; sie helfen dabei, die lehrreichen Dialoge über unsere Vergangenheit aufrechtzuerhalten und erinnern daran, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte nie abgeschlossen ist. So bleibt der Auftrag, gerade auch für zukünftige Generationen, die Lehren aus der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sich dafür einzusetzen, dass sich solch eine Katastrophe nicht wiederholt.
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Ort | Binz, Deutschland |
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