Schüler putzen Stolpersteine: Gedenken an die Reichspogromnacht in Güstrow
Am 9. November 2025 gedenken Güstrower Schüler der Reichsprogromnacht und reinigen Stolpersteine für jüdische Mitbürger.

Schüler putzen Stolpersteine: Gedenken an die Reichspogromnacht in Güstrow
Am 4. November 2025 wird in Güstrow an die Ereignisse der Reichspogromnacht erinnert. Am 9. November jährt sich dieser dunkle Teil der Geschichte, der nicht nur die jüdische Gemeinde in Deutschland, sondern auch in Güstrow stark betroffen hat. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zündeten Nationalsozialisten in Deutschland Synagogen an, plünderten jüdische Geschäfte und verübten Gewalt gegen jüdische Menschen. Diese Gewaltexzesse führten zu einer weiteren Eskalation der antisemitischen Politik des NS-Regimes, die schließlich zum Völkermord an europäischen Juden führte. Die Initiative „Jüdisches Gedenken“ organisiert anlässlich dieses Gedenktages eine Vielzahl von Veranstaltungen in Güstrow, um die Geschichte jüdischen Lebens in der Region lebendig zu halten.
Für viele Schüler der Freien Schule in Güstrow ist der heutige Tag mehr als nur eine Gedenkveranstaltung. Sie griffen zur Bürste und putzten die Stolpersteine, die an ehemalige jüdische Bewohner der Stadt erinnern. Dies geschieht im Rahmen einer Tradition, die bereits seit einigen Jahren besteht und immer im November sowie im Mai zelebriert wird. „Erinnerung ist so wichtig“, betont Peggy Tetzlaff, Geschichtslehrerin und Gründerin der Initiative. Die Stolpersteine, verteilt auf mehrere Straßen wie der Domstraße und der Hansenstraße, erinnern an 66 Güstrower Juden, deren Schicksale oftmals tragisch endeten. Viele von ihnen starben in Auschwitz, und die Schüler haben sich entschieden, ihre Lebensdaten und Geschichten zu dokumentieren. Diese sind in der Broschüre „Stolpern mit Herz“ und online verfügbar.
Eine besondere Andacht zum Gedenken
Am 9. November um 16 Uhr wird in der Pfarrkirche St. Marien eine Andacht stattfinden, zu der alle eingeladen sind. Diese Andacht steht im Zeichen des Gedenkens an die Reichspogromnacht und wird von einem Gang zur ehemaligen Synagoge in Güstrow gefolgt. Es ist ein starkes Symbol für die Gemeinschaft und das Gedenken an die Opfer.
Die Zerstörung der jüdischen Synagoge in Güstrow am 9. November 1938 durch Brandstiftung ist ein klares Zeichen der brutalen Angriffe auf jüdisches Leben. Der frühere Pastor Folker Hachtmann war in den späten 1980er Jahren der Initiator der Verlegung der Stolpersteine, um die Erinnerung wachzuhalten. Es ist berührend zu wissen, dass Schüler, die bereits an einer Schulfahrt nach Auschwitz teilgenommen haben, nun emotional engagiert beim Putzen der Stolpersteine helfen.
Abgesagte Veranstaltungen und Gesetztesinitiativen
Eine geplante Vortrag über „Offene Wunden, offene Rechnungen. Literarische Rachegedanken nach der Shoah“ am 13. November musste aufgrund gesundheitlicher Gründe abgesagt werden. Dennoch bleibt das Thema der Erinnerung und Aufarbeitung ein zentraler Punkt in der gesellschaftlichen Diskussion.
Insgesamt zeigt diese Aktion der Schüler in Güstrow, wie wichtig das Gedenken an die Vergangenheit ist. Es ist nicht nur ein Blick zurück, sondern auch ein Schritt in eine aufgeklärte Zukunft, die den Opfern der Reichspogromnacht und aller anderen Verfolgten die Ehre erweist, die ihnen zusteht. Nordkurier berichtet, dass diese Erinnerungen zur Förderung der Toleranz und zum Einsatz gegen Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung einladen.