Bewerbertag in Neustrelitz: Lichtblick im Personalmangel der JVA?

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Am 20.09.2025 fand in der JVA Neustrelitz ein Bewerbertag statt, um qualifiziertes Personal für den Justizvollzug zu gewinnen.

Am 20.09.2025 fand in der JVA Neustrelitz ein Bewerbertag statt, um qualifiziertes Personal für den Justizvollzug zu gewinnen.
Am 20.09.2025 fand in der JVA Neustrelitz ein Bewerbertag statt, um qualifiziertes Personal für den Justizvollzug zu gewinnen.

Bewerbertag in Neustrelitz: Lichtblick im Personalmangel der JVA?

In der JVA Neustrelitz ist heute ein frischer Wind durch die Gänge gefegt: Zum ersten Mal fand ein Bewerbertag statt, und 15 motivierte junge Interessenten schnupperten in den Berufsalltag des Justizvollzugs hinein. Wie NDR berichtet, sollten die Teilnehmer nicht nur die Strukturen der Justizvollzugsanstalt kennenlernen, sondern auch praktische Einblicke in den Dienst erleben. Sie konnten unter anderem eine Zellenkontrolle nach verbotenen Gegenständen durchführen, eine gepanzerte Weste anprobieren sowie das Anlegen von Fußfesseln ausprobieren. Ein ganz besonderes Highlight war die Besichtigung der Werkstätten, die die Gefangenen für Holz- und Metallarbeiten sowie Malerei nutzen.

Doch während sich der Bewerbertag positiv präsentiert, deutet sich hinter den Kulissen eine ernsthafte Herausforderung an. In den nächsten Jahren droht den Einrichtungen eine Personalknappheit, denn zahlreiche Mitarbeiter gehen in den Ruhestand. Dies sorgt für Sorgenfalten bei den Verantwortlichen. Der Bundesverband der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) schlägt Alarm. Wie aus einem Bericht der Welt hervorgeht, sind bundesweit etwa 2.000 Stellen im Justizvollzug unbesetzt. Die Situation in den deutschen Gefängnissen ist angespannt. Der Personalmangel führt zu hohen Belastungen für die verbliebenen Angestellten und gefährdet gleichzeitig die Sicherheit innerhalb der Anstalten.

Herausforderungen im Justizvollzug

Bei den aktuellen Verhältnissen ist es kein Wunder, dass der Job als Justizvollzugsbeamter immer weniger junge Menschen anzieht. Das Verhältnis zwischen Bediensteten und Insassen schwankt stark zwischen den Bundesländern. In Sachsen zum Beispiel betreuen 63 Mitarbeiter 100 Insassen, während in Nordrhein-Westfalen nur noch 44 und in Baden-Württemberg sogar nur 36 Angestellte auf 100 Insassen kommen. Ein Bericht der Tagesschau erwähnt, dass die zunehmende Zahl psychisch auffälliger Inhaftierter die Arbeit zusätzlich erschwert. Gerade in der JVA Münster sind die Beamten mit einer immer herausfordernderen Situation konfrontiert, wo jeder zweite Häftling Ausländer ist und sich die Probleme häufen.

Ein weiteres wesentliches Anliegen ist die Werterhaltung der Jobs im Justizvollzug. Viele Bundesländer versuchen, die Löhne für Anwärter und Neueinsteiger zu erhöhen, um den Beruf attraktiver zu gestalten. In Berlin wurde zum Beispiel die Mindestpunktzahl im Einstellungstest herabgesetzt, da die Bewerberzahlen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind. Doch das Herabsetzen von Anforderungen birgt Risiken, wie René Müller, der Vorsitzende des BSBD, zu bedenken gibt: „Hier könnte es zu Sicherheitsproblemen kommen, wenn die Anforderungen zu niedrig sind.“

Ein Aufruf zur Nachwuchsförderung

Das Dilemma spiegelt sich auch in den Einschreiben für Ausbildungslehrgänge wider. In Berlin konnten zwei Kurse aufgrund mangelnder Bewerbungen nicht starten, während in Bremen noch genügend geeignete Kandidaten vorhanden sind. Vor diesem Hintergrund ist der Bewerbertag in Neustrelitz nicht nur eine Chance für die potenziellen neuen Mitarbeiter, sondern ein notwendiger Schritt, um den drohenden Personalmangel zu bekämpfen und die Attraktivität des Berufs zu fördern.

Die JVA Neustrelitz hat sich mit dieser Initiative also nicht nur als Ausbildungsstätte neu positioniert, sondern setzt auch ein Zeichen in einem widerstandsfähigen Berufsfeld, das durch Qualität und Engagement geprägt ist. Der Blick bleibt gespannt, wie sich die Bewerberzahlen in den kommenden Monaten entwickeln werden und ob solche Veranstaltungen dazu beitragen können, den Personalmangel im Justizvollzug langfristig zu lindern.