Skandal um Bürgermeister Mevius: Antisemitismus-Vorwürfe erschüttern Klütz
Nach Antisemitismus-Vorwürfen muss Klütz Bürgermeister Mevius zurücktreten. Neuwahlen sind für Februar 2026 geplant.

Skandal um Bürgermeister Mevius: Antisemitismus-Vorwürfe erschüttern Klütz
In der kleinen Stadt Klütz, im Kreis Nordwestmecklenburg, sind die Wellen des Antisemitismus hochgeschlagen. Am Montagabend wurde Bürgermeister Jürgen Mevius in einer emotionalen Sitzung von den Stadtvertretern verabschiedet. Hintergrund ist die kontroverse Absage einer Lesung des jüdischen Publizisten Michel Friedman, die ursprünglich für 2026 geplant war. Mevius begründete diesen Schritt mit finanziellen Aspekten, doch die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Oliver Hintz, der Leiter des Literaturhauses „Uwe Johnson“, warf der Stadt offen Antisemitismus vor, was einen bundesweiten Shitstorm auslöste und die Gemüter erhitzte. Trotz der Unterstützung, die Mevius von vielen Klützer Bürgern erhielt, hielt er an seiner Entscheidung fest und kündigte seinen Rücktritt an, weil er der Meinung war, dass „neue Köpfe“ für einen Neuanfang nötig seien.
Die Stadtvertretung hat es darüber hinaus abgelehnt, mit dem bisherigen Leiter des Literaturhauses weiter zusammenzuarbeiten. Dies wirft Fragen auf, wie es mit der kulturellen Landschaft in Klütz weitergeht. Zwar wurde die gesamte Hannah-Arendt-Woche im November 2025 aufgrund der Absagen mehrerer Künstler nicht wie geplant stattfinden können, doch eine Lesung mit Grit Poppe im Grenzhus Schlagsdorf am 12. November wird dennoch durchgeführt. Der Förderverein des Literaturhauses plant, das Literaturhaus als kulturelles Zentrum zu sichern und verschiedene Perspektiven willkommen zu heißen, um die Diskussion über die aktuelle Situation nicht einschlafen zu lassen.
Ausladung von Michel Friedman
Michel Friedman, der für seinen geplanten Auftritt anlässlich des 120. Geburtstags von Hannah Arendt im Oktober 2026 engagiert war, bezeichnete die Entscheidung als „Angriff auf die Kunst-, Kultur- und Meinungsfreiheit“. Die Begründung der Gemeinde, dass man Angst vor Störungen durch Rechtsextremisten hatte, wurde von Felix Klein, dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, als vorgeschoben kritisiert. Er beschreibt die Ausladung als Armutszeugnis für Klütz, und meinte, hier gelte es, schnellstmöglich zu einer anderen Entscheidung zu kommen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass Judenhass und Antisemitismus durch die Meinungsfreiheit gedeckt werden.
Die Ausladung von Friedman spricht nicht nur für sich, sondern beleuchtet auch besorgniserregende Entwicklungen in Deutschland insgesamt. Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 wurden über 2.249 antisemitisch motivierte Straftaten registriert. Antisemitismusbeauftragter Klein macht deutlich, dass viele Jüdinnen und Juden aus Angst nicht mehr öffentlich auftreten, was auch die gesellschaftliche Debatte und Räume für Judenhass betrifft. Er fordert, solche Tendenzen entschieden entgegenzutreten und auf die Probleme aufmerksam zu machen.
Ein Blick nach vorne
Klützer Bürgermeister-Neuwahlen sind für den 1. Februar 2026 angesetzt. In der Zwischenzeit übernimmt Guntram Jung, der Stellvertreter von Mevius, die Dienstgeschäfte und steht vor der Herausforderung, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen. Die unruhigen letzten Wochen haben deutlich gemacht, dass es einer klaren Haltung gegen Antisemitismus bedarf, um Klütz als offenen und toleranten Ort zu präsentieren.
So bleibt zu hoffen, dass die Stadt aus dieser schwierigen Phase gestärkt hervorgeht und verschiedenen Perspektiven Raum gibt. Das Literaturhaus „Uwe Johnson“ könnte dabei eines der wichtigen Aushängeschilder werden, wenn es gelingt, die kulturelle Vielfalt in Klütz zugänglich zu machen und ein Zeichen gegen Intoleranz und Hass zu setzen.
Weitere Informationen zu den Hintergründen der Diskussion finden Sie hier: Nordkurier, ZDF, Tagesschau.