Debakel in Klütz: Bürgermeister tritt zurück nach Friedmans Absage!

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Michel Friedman spricht am 23. Mai 2026 in Sassnitz über sein Buch „Mensch!“ nach umstrittenem Auftritt in Klütz.

Michel Friedman spricht am 23. Mai 2026 in Sassnitz über sein Buch „Mensch!“ nach umstrittenem Auftritt in Klütz.
Michel Friedman spricht am 23. Mai 2026 in Sassnitz über sein Buch „Mensch!“ nach umstrittenem Auftritt in Klütz.

Debakel in Klütz: Bürgermeister tritt zurück nach Friedmans Absage!

In einem Schachspiel der Kulturszene ist das kürzliche Debakel um den Auftritt des jüdischen Autors Michel Friedman ein entscheidender Zug. Bürgermeister Jürgen Mevius von Klütz trat zurück, nachdem die geplante Lesung von Friedman im Uwe-Johnson-Literaturhaus nicht nur aus Sicherheitsbedenken, sondern später auch aus Kostengründen abgesagt wurde. Die Welle der Kontroversen hatte es in sich – von einer Verleumdungskampagne sprach Mevius, während Klaus-Michael Erben, der Vorsitzende der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft, die Diskussion als „peinlich“ bezeichnete und Vorurteile als Grund für die Absage ins Feld führte. Erben verteidigte zudem die Honorarforderungen Friedmans und verwies auf den unterschwelligen Antisemitismus, der im Geldgier-Vorwurf stecken könnte.

Die Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft geht jedoch optimistisch in die Zukunft. Am 23. Mai 2026 wird Friedman nun in Sassnitz im Kühlhaus zu Gast sein, um sein Buch „Mensch!“ vorzustellen, das sich mit dem Handeln gegen Gleichgültigkeit und für eine lebendige Streitkultur in der Demokratie auseinandersetzt. Der Tag der Demokratie, an dem die Lesung stattfinden soll, erinnert an die Inkraftsetzung des Grundgesetzes im Jahr 1949 und unterstreicht die Relevanz des Themas in der heutigen Zeit.

Ein Blick auf die gesellschaftlichen Strömungen

Diese Entwicklungen erfolgen vor dem Hintergrund eines dramatischen Anstiegs von Antisemitismus in Deutschland. So belegen Studien, dass antisemitische Äußerungen und Übergriffe sich seit dem Massaker von Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 vervierfacht haben. Besonders in Berlin kämpfen jüdische Menschen sowie als jüdisch wahrgenommene Personen und Institutionen gegen eine Welle von verbaler und physischer Gewalt.

Eingriffe in die Diskurskultur sind nicht nur in Klütz spürbar. Diskussionen rund um den israelbezogenen Antisemitismus werden auch im Rahmen kultureller Veranstaltungen und an Universitäten immer lauter. Die Gefahr dieser Störungen wurde bereits bei einer Lesung im Hamburger Bahnhof deutlich, als die Veranstaltung am 10. Februar 2024 von der Gruppe „Young Struggle Berlin“ unterbrochen wurde. Ein Trend, der auch im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags thematisiert wird, wo Experten Maßnahmen gegen Antisemitismus im Kulturbereich fordern.

Das kulturelle Leben bleibt lebendig

In dieser turbulenten Zeit kommt es darauf an, dass Kulturstätten und -institutionen ein gutes Händchen haben, um die teils angespannten Diskurse aufzugreifen und gleichzeitig einen Raum für Begegnung und Reflexion zu schaffen. Denn, wie Friedman selbst oft betont, ist eine lebendige Streitkultur das Herzstück einer funktionierenden Demokratie – und genau dies möchten auch die Veranstalter in Sassnitz und Klütz erreichen.

Die Frage bleibt, welche Antworten die Gesellschaft auf diese komplexen Themen findet. Eines ist jedoch sicher: Die kulturelle Auseinandersetzung ist lebendiger denn je.