Vorstoß zur Reform: Abtreibung in MV soll Frauen mehr Rechte geben!
Mecklenburg-Vorpommern plant eine Reform des Abtreibungsrechts, um Frauen mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen. Justizministerin Jacqueline Bernhardt wird Vorschläge zur Entkriminalisierung des Paragrafen 218 auf der Justizministerkonferenz am 6. und 7. November in Leipzig präsentieren.

Vorstoß zur Reform: Abtreibung in MV soll Frauen mehr Rechte geben!
Mecklenburg-Vorpommern steht vor einem potenziellen Paradigmenwechsel in der Rechtslage zum Schwangerschaftsabbruch. Am 1. November 2025 kündigte die Justizministerin des Landes, Jacqueline Bernhardt von den Linken, an, dass sie einen Vorschlag zur Reform des § 218, dem umstrittenen Abtreibungsparagraphen, auf der Justizministerkonferenz am 6. und 7. November in Leipzig einbringen will. Bernhardt qualifizierte die gegenwärtige Rechtslage als „unwürdig“ und unterstrich, dass die Frauen die Selbstbestimmung über ihren Körper verdienen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Frauen im Osten Deutschlands in der DDR bessere Regelungen hatten“, so Bernhardt.
In der ehemaligen DDR war ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten ohne Angabe von Gründen erlaubt, ein Gesetz, das seit 1972 gültig war. Im Gegensatz dazu ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich rechtswidrig, jedoch nicht strafbar, wenn er innerhalb der ersten zwölf Wochen nach einer Beratung erfolgt. Einzig in Fällen medizinischer Indikationen oder nach einer Vergewaltigung ist ein Abbruch legal. Insofern stellt der Reformvorschlag einen wichtigen Punkt in der gesellschaftlichen Diskussion über Frauenrechte dar.
Reformdiskussion auf mehreren Ebenen
Die aktuelle Diskussion wird nicht nur von der politischen Seite geformt. Die Ministerkonferenz für Frauen und Gleichstellung sprach sich bereits 2024 für eine Reform des Abtreibungsrechts aus. Bewegungen in der Bevölkerung und unter Fachleuten drängen auf eine gesetzliche Neuregelung. Interessanterweise hatte die vorherige Bundesregierung kurz vor dem Ende ihrer Legislatur einen Gesetzentwurf vorgestellt, der jedoch aufgrund des vorzeitigen Endes dieser Legislaturperiode nicht umgesetzt werden konnte.
Die neue schwarz-rote Koalition zeigt sich bislang nicht geneigt, das Abtreibungsrecht zu liberalisieren. Während die SPD offen für Reformen ist, hält die Union an der geltenden Rechtslage fest und sieht eine Änderung als Widerspruch zur staatlichen Schutzpflicht gegenüber dem Ungeborenen. Die Kontroversen rund um diese Themen spiegeln den tiefen Graben in der deutschen Gesellschaft wider, was Abtreibung und Frauenrechte anbelangt.
Zahlen und Fakten zur Abtreibung in Deutschland
Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass 2022 in Deutschland knapp 104.000 Schwangerschaftsabbrüche registriert wurden. Dies entspricht einem wachsenden Trend, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Zahlen seit den 2000er-Jahren tendenziell rückläufig waren. Von den Schwangerschaften dieses Jahres traten rund 739.000 auf, wobei besonders Frauen im Alter von 30 bis 35 Jahren betroffen waren. Zudem wurden über 58 Prozent der Abtreibungen von unverheirateten Frauen vorgenommen, während etwa 38 Prozent verheiratete Frauen betrafen.
In einem europäischen Vergleich liegt Deutschland mit 5,4 Abtreibungen pro 1.000 Frauen relativ weit hinten. Zu erwähnen bleibt, dass ein Schwangerschaftsabbruch nur in bestimmten Fällen straffrei bleibt, was die Notwendigkeit einer Schwangerschaftskonfliktberatung und einer dreitägigen Bedenkfrist mit sich bringt. Die Mehrheit der Abbrüche erfolgt in gynäkologischen Praxen, und die häufigste Methode ist die Vakuumaspiration.
Die aktuellen Regelungen führen in der Praxis oft zu Schwierigkeiten für Frauen, die einen Abbruch wünschen. Das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche und die restriktiven Beratungsangebote erschweren den Zugang zur notwendigen medizinischen Versorgung erheblich.
Insgesamt zeigen diese Entwicklungen und Zahlen, dass die Debatte um das Thema Abtreibung weiterhin sehr aktuell und relevant ist. Mit der geplanten Reform könnte Mecklenburg-Vorpommern einen Schritt in Richtung einer zeitgemäßen Regelung gehen und die Stimme der Frauen stärken.