Tod von Lorenz A.: Ermittlungen der Polizei stehen in der Kritik!
Tödlicher Polizeieinsatz in Oldenburg: Lorenz A. wurde erschossen, Ermittlungen laufen. Proteste gegen Polizeigewalt entbrennen.

Tod von Lorenz A.: Ermittlungen der Polizei stehen in der Kritik!
In der Nacht zu Ostersonntag wurde der 29-jährige Lorenz A. von einem 27-jährigen Polizisten in der Fußgängerzone von Oldenburg erschossen. Dieser Vorfall, der am 20. April 2025 stattfand, beschäftigt weiterhin die Gemüter. Der fatalen Auseinandersetzung gingen schwerwiegende Ereignisse voraus: Lorenz A. hatte in einer Diskothek Reizgas eingesetzt und führte ein Messer mit sich. Der Polizist feuerte fünf Schüsse ab und traf Lorenz A. mindestens dreimal von hinten – Oberkörper, Hüfte und Kopf wurden gezielt getroffen. Doch die Gründe für diese Schüsse aus dem Hinterhalt bleiben unklar. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile Ermittlungen wegen Totschlags gegen den Beamten eingeleitet, während die Anwältin der Mutter, Lea Voigt, die Vorgehensweise der Behörden scharf kritisiert.
Besonders in den Fokus rücken drei Kritikpunkte an den laufenden Ermittlungen: Zum einen wurde das Handy des zweiten Polizisten nicht beschlagnahmt oder ausgewertet, wozu auch keine Zeugenbefragungen der Polizisten, die nach den Schüssen eintrafen, stattfanden. Eine Nachstellung des Geschehens scheint ebenfalls nicht durchgeführt worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg äußert sich bislang nicht zu diesen kritischen Anmerkungen. Die Entscheidung über eine mögliche Anklage soll bis zur kommenden Woche getroffen werden.
Proteste und Forderungen nach Aufklärung
Der Vorfall hat bundesweit Proteste ausgelöst. Demonstrierende stellen lautstark Forderungen nach einer lückenlosen Aufklärung des Geschehens und kritisieren die mutmaßliche Polizeigewalt sowie den stark ausgeprägten strukturellen Rassismus. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) bringt die Thematik in einen breiteren Kontext, indem sie darauf hinweist, wie sehr der Tod von Lorenz A. auch mit institutionellen Diskriminierungsstrukturen verknüpft ist. Der Tod seines Altersgenossen, Nelson, der Anfang August 2025 in einer Justizvollzugsanstalt starb, verdeutlicht zudem die Gefahren, denen rassifizierte Menschen ausgesetzt sind, auch im staatlichen Gewahrsam.
Yvonne Esi Müller, eine engagierte Community-Organizerin, thematisiert die unsichtbaren Belastungen, die Menschen durch Rassismus und Diskriminierung empfinden. Diese Belastungen manifestieren sich in einem dauerhaften Gefühl von Angst und Unsicherheit. Gleichzeitig bleibt die Frage nach dem Wert von Leben und der Gerechtigkeit im Raum, die angesichts ihrer Lebensrealität immer drängender wird.
Strukturelle Probleme in der Polizei
Der Vorfall reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung, die durch zahlreiche Berichte über Rassismus innerhalb der Polizeibehörden gestützt wird. Eine aktuelle Studie zeigt, dass rund ein Drittel der Polizeibeamten in Deutschland entweder selbst Zeuge oder betroffen von rassistischen und sexistischen Äußerungen war. Besonders alarmierend ist der Anstieg muslimfeindlicher Einstellungen innerhalb der Polizei, die seit den letzten Erhebungen zugenommen haben. Zudem kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) den wachsenden Personalmangel, der zu einer zusätzlichen Belastung der Beamten führt.
In dieser Situation fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine “null Toleranz” gegenüber jeglicher Form von Rassismus und Extremismus innerhalb der Polizei. Ein umfangreicher Diskurs über die Reform der Polizeigewalt sowie die Verantwortung der Behörden wird zunehmend geführt, um das Vertrauen in die Sicherheitskräfte wiederherzustellen und strukturelle Ungleichheit zu bekämpfen.
Die Forderungen nach einem sicheren und menschenwürdigen Leben sind laut und deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger hoffen auf eine umfassende und unabhängige Aufklärung der Geschehnisse, die nicht nur Lorenz A., sondern auch vielen anderen betroffenen Menschen ein Stück Gerechtigkeit und Anerkennung bringen kann.