Seehunde im Fokus: Luftzählung an der Nordseeküste gestartet!
Ab dem 16.06.2025 zählen Kleinflugzeuge Seehunde an der niedersächsischen Nordseeküste zur Überwachung der Population.

Seehunde im Fokus: Luftzählung an der Nordseeküste gestartet!
Die Nordseeküste wird in diesem Jahr zum Schauplatz eines faszinierenden Spektakels: Ab heute, dem 16. Juni 2025, werden Seehunde aus der Luft gezählt. Genauer gesagt, zwei Kleinflugzeuge werden abheben, um die Bestände in Niedersachsen zu erfassen. Über eine Zeitspanne bis Mitte August sind insgesamt zehn Flüge im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geplant. Diese Zählungen sind Teil eines internationalen Seehundschutzabkommens und werden vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, kurz LAVES, organisiert. Parallel zu den Zählungen in Niedersachsen finden auch Erhebungen in Schleswig-Holstein, Dänemark und den Niederlanden statt, um Wiederholungen zu vermeiden. NDR berichtet, dass diese Flüge bei Niedrigwasser stattfinden, wenn die Seehunde gut sichtbar auf den Sandbänken liegen.
Die Zählung erfolgt nicht nur zum Spaß, sondern hat einen klaren biologischen Hintergrund. Ziel ist es, die Anzahl und den Gesundheitszustand der Seehunde zu erfassen. Denn diese Tiere sind Indikatoren für die Wasserqualität und den Fischbestand im Wattenmeer. Im letzten Jahr, 2024, wurden in Niedersachsen 8.557 Tiere gezählt, davon 2.019 Jungtiere. Im Jahr zuvor waren es 8.912 Tiere, was zeigt, dass der Bestand insgesamt als stabil gilt. Historisch betrachtet war die Situation jedoch anders: In den 1960er-Jahren gingen die Bestände dramatisch zurück. Eine systematische Erfassung der Seehundpopulation in Niedersachsen wird seit 1958 durchgeführt; die allererste Zählung ergab damals lediglich 1.827 Tiere. Ab 1972 wurden die Zählungen dann aus der Luft durchgeführt, was eine präzisere Erfassung ermöglicht.LAVES informiert darüber, dass der Seehund (Phoca vitulina) ein heimischer Meeressäuger ist, der die meiste Zeit im Wasser verbringt und die Sandbänke sowie Strände nutzt.
Rückgang der Seehundpopulation
Trotz der stabilen Zahlen gibt es besorgniserregende Trends. Die trilaterale Expertengruppe für Meeressäuger hat kürzlich die Ergebnisse der jährlichen Seehundzählung veröffentlicht. Waddensea World Heritage bestätigt, dass die Seehundpopulation heute niedriger ist als noch vor zehn Jahren. Nach einem Anstieg zwischen 2003 und 2012 stagnierten die Zahlen bis 2020. Bei der letzten Zählung im Juni 2024 wurden nur 8.230 Jungtiere erfasst, was einen Rückgang von 12 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Insbesondere in Schleswig-Holstein wurde ein Rückgang von 19 % verzeichnet. Dänemark hingegen sah eine Zunahme um 14 %, während in Niedersachsen und Hamburg ein leichter Rückgang von 2 % zu verzeichnen war.
Die Gründe für den Rückgang könnten vielfältig sein. Neben Nahrungskonkurrenz und menschlichen Aktivitäten in der Nordsee wurden Migration und Krankheiten als Faktoren ausgeschlossen. Dr. Anders Galatius von der Universität Aarhus appelliert an die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die langfristigen Auswirkungen dieser Veränderungen besser zu verstehen und um fundierte Kenntnisse über das Überleben und Verhalten der Seehunde zu erlangen.
All dies verdeutlicht, wie wichtig diese Zählungen sind. Sie ermöglichen nicht nur eine fundierte Erfassung der Tierbestände, sondern helfen auch, die Gesundheit unseres Ökosystems zu bewerten. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie sich die Marinebewohner an der Nordseeküste entwickeln werden. Die Experten hoffen auf eine positive Wende und sind gespannt, welche Überraschungen das Wasser für uns bereithält.