Wildgänse plagen Ostholsteins Strände – Kommt die große Reinigung?

Wildgänse plagen Ostholsteins Strände – Kommt die große Reinigung?
Bosau, Deutschland - In der beschaulichen Gemeinde Bosau am Großen Plöner See hat die Verkotung durch Wildgänse ein Ausmaß erreicht, das sowohl Einheimische als auch Urlauber in Aufregung versetzt. Immer wieder sieht man die beliebten Grau- und Kanadagänse, die sich in Scharen am Strand tummeln. Bereits jetzt berichten mehrere Besucher des Campingplatzes Augstfelde, dass sie aufgrund der unzumutbaren Verhältnisse, die durch die Kotansammlungen entstanden sind, ihre Koffer gepackt haben. Auf einer Fläche, die der Größe eines Fußballfeldes entspricht, türmen sich die fingerlangen Kotwürste, was die Lage mehr als kritisch macht. Bürgermeister Jens Arendt von der CDU spricht von einer Schätzung zwischen 300 und 500 Wildgänsen, die den Strand als ihren bevorzugten Platz auserkoren haben. [NDR](https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/kot-alarm-wildgaense-beschmutzen-straende-badeseen-in-sh,gaense-120.html) berichtet, dass zahlreiche freiwillige Helfer bereits mit Müllsäcken ausgerüstet sind, um gegen die Verunreinigungen vorzugehen.
Auf der Suche nach Lösungen hat die Gemeinde Maßnahmen zur Vergrämung der Gänse eingeleitet. Kürzlich wurde der Einsatz einer Laserpistole genehmigt, um die Tiere effektiv von ihren Liegeplätzen zu vertreiben. Holger Schwien, der mit einem Laserpointer arbeitet, ist überzeugt, dass sein Ansatz mehr Erfolg verspricht als frühere Methoden. In Barmstedt, wo bis zu 1.000 Kanadagänse registriert wurden, hat man bereits zahlreiche Techniken ausprobiert, darunter Jagd, Geräusche und sogar das Aufstellen von Zäunen. Leider sorgen diese Maßnahmen oft nur für kurzfristige Erfolge, wie auch die Kontroversen um den Einsatz eines ferngesteuerten Rennbootes zur Vertreibung der Gänse zeigen.
Ein komplexes Problem
Die Situation in Bosau ist kein Einzelfall. Der NABU Schleswig-Holstein informiert darüber, dass die Wildganspopulation in Europa kontinuierlich wächst und immer wieder Konflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft entstehen. Diese Probleme sind oft gravierend, insbesondere für Landwirte, die durch den Gänsefraß enorme wirtschaftliche Einbußen fürchten. Schäden an frisch ausgesätem Wintergetreide sorgen immer wieder für Unmut unter den Landwirten, die kritisch anmerken, dass der Gänsebestand nicht ausreichend kontrolliert wird. So haben rund 100 landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein bereits Anträge wegen der Schäden durch Gänsefraß gestellt. NABU Schleswig-Holstein plädiert hingegen für einen besonneneren Umgang mit den Tieren und warnt vor den Folgen aggressiver Vergrämungsmaßnahmen.
Ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch die neuesten Entwicklungen zieht, ist die Zunahme der Population von Nonnengänsen und Kanadagänsen. Während seit den 50er Jahren eine stetige Vermehrung der Nonnengänse zu beobachten ist, schätzt man die herbstliche Population im Nord-Ostsee-Bereich auf unglaubliche 1,3 Millionen. Das führt unweigerlich zu Konflikten, nicht nur im agrarischen Bereich, sondern auch im Alltag der Menschen, die oft mit unschönen Hinterlassenschaften der gefiederten Plagegeister zu kämpfen haben. Einem aktuellen Bericht zufolge sind Nil- und Kanadagänse als invasive Arten bekannt, was ihre Wahrnehmung als „Problemvögel“ weiter verstärkt. PAZ berichtet von drastischen Maßnahmen in anderen Regionen, wo Jäger mit gezielten Abschüssen die Population regulieren.
Eine schwierige Balance
Der gesamte Gänsekonflikt ist ein großer Spagat zwischen Naturschutz, der die Bestände schützen möchte, und den Interessen der Landwirtschaft, die sich oftmals durch die Gänseversorgung bedroht fühlt. Während die EU-Kommission eine Begrenzung der Nonnengänse auf 380.000 festgesetzt hat, stehen Landwirte vor der Herausforderung, ihre Ernte vor den gefräßigen Gänsen zu schützen. In einer Zeit, in der Umweltschutz und Naturschutz immer mehr in das öffentliche Bewusstsein rücken, ist es wichtig, eine Lösung zu finden, die sowohl den Schutz der Arten als auch die wirtschaftlichen Interessen der Landwirte berücksichtigt.
Das Thema bleibt also spannend und zeigt einmal mehr, dass der Mensch bei der Bewältigung der natürlichen Herausforderungen, die ihn umgeben, ein gutes Händchen braucht.
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Ort | Bosau, Deutschland |
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