Tanz und Erinnerung: Perform[d]ance beleuchtet die NS-Vergangenheit

Die Jugendkompanie von Perform[d]ance präsentiert am 4. Juli 2025 in Stralsund eine Tanzinszenierung zur Erinnerungskultur.
Die Jugendkompanie von Perform[d]ance präsentiert am 4. Juli 2025 in Stralsund eine Tanzinszenierung zur Erinnerungskultur. (Symbolbild/MND)

Tanz und Erinnerung: Perform[d]ance beleuchtet die NS-Vergangenheit

Frankenstraße 61, 18437 Stralsund, Deutschland - Was bewegt die Jugend in Stralsund? Ein spannendes Tanztheaterprojekt von der Jugendkompanie Perform[d]ance beschäftigt sich mit einem sehr ernsten Thema: der Erinnerungskultur in Deutschland. Unter dem Titel „Suche nach einer Erinnerungskultur in Bewegung“ wirft die Inszenierung einen einfühlsamen Blick auf die Verantwortung, sich mit der NS-Zeit auseinanderzusetzen, gerade in einer Zeit, in der Zeitzeugen rar geworden sind. Die Premiere fand bereits am 4. Juli 2025 in der Alten Eisengießerei Stralsund statt und wurde von einem lebhaften Publikumsgespräch begleitet, in dem die Zuschauer:innen sich mit den Hintergründen der Aufführung auseinandersetzen konnten.

Die nächste Vorstellung des Stücks steht heute, am 5. Juli, um 19:30 Uhr an, bevor es an den Tagen darauf, also am 6. und 8. Juli sowie am 9. Juli, weitergeht. Diese Aufführungen werden ergänzt durch eine interessante Mischung aus Swing und Ballroom der 1940er Jahre, die zusammen mit eindringlichen choreografischen Bildern von Gewalt und Menschlichkeit ein eindrucksvolles Spektakel ergibt. Weitere Vorstellungen folgen, unter anderem am 11. und 12. Juli.

Erinnerungskultur im Wandel

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist in Deutschland schon lange ein Thema. So wurde die deutsche Erinnerungskultur zum Teil als Verdrängungskultur beschrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die Gesellschaft in der Bonner Republik nichts von den eigenen Verbrechen wissen. Auch die DDR wies jede Verantwortung für die Gräueltaten des Nationalsozialismus zurück. Dies änderte sich jedoch mit der Student:innen-Bewegung der 1960er Jahre, die das Schweigen brach und die Gesellschaft dazu aufforderte, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Diese Wendung hat dazu geführt, dass die Verantwortung und das Erinnern heute zur Staatsräson gehören. Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) spielt hier eine entscheidende Rolle, indem sie Projekte fördert, die zur Reflexion der Polizeigeschichte anregen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten.

Gedenkstätten, Mahnmale und auch die Schularbeit sind Schlüssel zum Verständnis und zur Weitergabe der Geschichte. Schulen fungieren heute als wichtige Orte für die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit. Gleichzeitig wird die Dokumentation von Geschichten der NS-Opfer und der Zwangsarbeiter weiterhin gefördert, um ein umfassenderes Bild der dunklen Kapitel der deutschen Geschichte zu vermitteln.

Gedenken und die Herausforderungen der Vergangenheit

Die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes bleibt dennoch eine ständige Herausforderung. Besonders in einer Migrationsgesellschaft wie Deutschland wird es immer wichtiger, auch die Perspektiven und Geschichten unterschiedlicher Opfergruppen einzubeziehen. Historische Gedenktage, wie der internationale Holocaust-Gedenktag am 27. Januar, rücken die Bedeutung des Erinnerns in das Bewusstsein der Gesellschaft. Zudem gibt es kritische Diskussionen über die Gestaltung von Denkmälern, die ebenso wie das Denkmal „Bürger in Bewegung“ durch politische und finanzielle Hürden immer wieder auf die Probe gestellt werden.

Die Frage bleibt, wie diese Erinnerungen an Minderheiten und oft übersehene Gruppen – wie Jehovas Zeugen oder andere „Asozialen“ im NS-Park – in die heutige Erinnerungskultur integriert werden können. Wolfgang Benz, ein prominenter Historiker, plant, im Frühjahr 2025 weitere Denkanstöße zur Zukunft der Erinnerung zu veröffentlichen, um die öffentliche Diskussion anzuregen.

Die Tanzinszenierung von Perform[d]ance bietet nicht nur Unterhaltung, sondern auch einen Anstoß, um über diese wichtigen gesellschaftlichen Themen nachzudenken. Die Kombination von Bewegung und Musik aus der Zeit der NS-Herrschaft zwingt uns, die dunklen Seiten der Geschichte nicht zu vergessen und gleichzeitig nach Wegen zu suchen, um eine inklusive und vielfältige Erinnerungskultur zu fördern. Lassen Sie sich die Chance nicht entgehen, mehr über dieses bedeutende Stück zu erfahren und vielleicht sogar selbst Teil der Diskussion zu werden!

Details
OrtFrankenstraße 61, 18437 Stralsund, Deutschland
Quellen