Proteste gegen Rüstungsbau: Fünfeichen ruft zum Trauermarsch auf!
Protest gegen Rüstungspläne in Neubrandenburg: Demonstration am 8. November am Parkplatz Rotbuchenring für kritische Stimmen.

Proteste gegen Rüstungsbau: Fünfeichen ruft zum Trauermarsch auf!
In Neubrandenburg tut sich momentan einiges – der Bau eines neuen Ausbildungs- und Wartungskomplexes des Rüstungskonzerns General Dynamics European Land Systems (GDELS) sorgt für gemischte Gefühle in der Bevölkerung. Auf dem Areal des ehemaligen Bundeswehrstandorts in Fünfeichen soll in den kommenden Monaten eine hochmoderne Einrichtung entstehen, die bis zum nächsten Jahr fertiggestellt werden soll. Diese Bauvorhaben bringen jedoch auch Widerstand mit sich, besonders vonseiten der Linkspartei.
Die Proteste gegen die Pläne des Unternehmens wurden bereits lautstark angekündigt. Im Rahmen einer Demonstration, die am zweiten November-Wochenende stattfinden soll, ist ein Trauermarsch in Richtung Fünfeichen für Samstag, den 8. November, geplant. Treffpunkt für die Demonstrierenden ist um 9:45 Uhr auf dem Parkplatz Rotbuchenring, gegenüber der Sparkasse Lindenberg-Süd. Der Protest wurde vom BSW angemeldet und befindet sich aktuell in der Prüfung bei der Versammlungsbehörde des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, wie Nordkurier berichtet.
GDELS in Neubrandenburg
General Dynamics European Land Systems ist ein bekanntes Unternehmen mit Hauptsitz in Madrid, das 2003 gegründet wurde und seitdem einen boomenden Markt für militärische Fahrzeuge und Systeme bedient. Mit rund 2.400 Mitarbeitern an neun Standorten, darunter auch in Deutschland, entwickelt das Unternehmen nicht nur militärische Fahrzeuge, sondern auch Brückensysteme und Finanzdienstleistungen. Die Investition in den neuen Standort in Neubrandenburg beträgt mehrere Millionen Euro. Dies könnte der Region hochkarätige Arbeitsplätze bringen, betont Neubrandenburgs stellvertretender Oberbürgermeister Peter Modemann.
Laut historischer Aufzeichnungen sind im Wald von Fünfeichen über zehntausend Tote beerdigt, viele von ihnen Opfer des Zweiten Weltkriegs und sowjetischer Kriegsgefangenenlager. Die Stadt Neubrandenburg versichert jedoch, dass die neuen Pläne des Rüstungsunternehmens nicht die bestehende Mahn- und Gedenkstätte beeinträchtigen werden. Diese blieb auch weiterhin ein wichtiger Ort der Erinnerung, seit sie 1993 eingeweiht wurde.
Wachstum in einer umstrittenen Branche
Die Stimmung in der Rüstungsindustrie ist derzeit durchweg positiv. Die Bundesregierung plant, ab 2029 jährlich über 150 Milliarden Euro in die äußere Sicherheit zu investieren. Rüstungsunternehmen, darunter auch Rheinmetall, erwarten Milliardengeschäfte. Ein bemerkenswerter Trend ist, dass mehr und mehr zivile Unternehmen, wie der Outdoorhersteller Schöffel, Einstieg in den Verteidigungsbereich finden. Schöffel produziert beispielsweise spezielle Bekleidung für die Bundeswehr und hat bereits Aufträge von der Marine erhalten, wie Tagesschau berichtet.
Die steigenden Militärausgaben haben auch Auswirkungen auf die Branche: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche sprach von fast 400.000 Beschäftigten in der Verteidigungswirtschaft, und der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie verzeichnete einen Anstieg seiner Mitgliederzahl um über 300 in nur einem Jahr. Dies schafft neue Perspektiven, doch es gibt auch Bedenken, dass höhere Zinsen und steigende Staatsverschuldung den Wirtschaftsstandort langfristig unattraktiver machen könnten.
Neubrandenburg steht somit an einem Scheideweg: Der Bau des neuen Rüstungszentrums verspricht wirtschaftliche Impulse, während die anhaltenden Proteste an die reiche, aber auch traurige Geschichte des Standortes erinnern. Die kommenden Wochen könnten entscheidend sein, sowohl für die lokale Wirtschaft als auch für den sozialen Zusammenhalt in der Region.