Pendeln für den Traumjob: Lehrerin aus Neumünster kämpft um Anerkennung

Transparenz: Redaktionell erstellt und geprüft.
Veröffentlicht am
Impressum · Kontakt · Redaktionskodex

Jasmin Röschmann pendelt aus Neumünster nach Mecklenburg-Vorpommern, da ihr Lehrabschluss in SH nicht anerkannt wird.

Jasmin Röschmann pendelt aus Neumünster nach Mecklenburg-Vorpommern, da ihr Lehrabschluss in SH nicht anerkannt wird.
Jasmin Röschmann pendelt aus Neumünster nach Mecklenburg-Vorpommern, da ihr Lehrabschluss in SH nicht anerkannt wird.

Pendeln für den Traumjob: Lehrerin aus Neumünster kämpft um Anerkennung

Jasmin Röschmann aus Neumünster sieht sich in einer heiklen Situation, die viele Lehrkräfte in Deutschland betrifft. Die 31-Jährige hat 2021 an der Universität Greifswald ihren Abschluss in Gymnasiallehramt mit den Fächern Deutsch und Geschichte erworben. Doch trotz ihrer umfangreichen Qualifikationen bleibt ihr der Zugang zu einer begehrten Stelle an einer Grundschule in Schleswig-Holstein verwehrt. Wie ndr.de berichtet, wird ihre spezielle Zusatzqualifikation für die Grundschule in Schleswig-Holstein nicht anerkannt.

Die Folgen sind gravierend: Jasmin pendelt aktuell täglich rund 100 Kilometer nach Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Angesichts dieser langen Strecke steht sie täglich um 5 Uhr auf und hat massive Schwierigkeiten, rechtzeitig ihren zweieinhalbjährigen Sohn von der Tagesmutter abzuholen. Im Schnitt fährt sie wöchentlich etwa 1.000 Kilometer zur Arbeit, was sich nicht nur auf ihre Zeit, sondern auch auf ihre Finanzen auswirkt – die hohen Spritkosten belasten ihr Budget erheblich.

Hürden für hochqualifizierte Lehrkräfte

Für Jasmin gibt es theoretisch die Option, als Quereinsteigerin einen einjährigen Vorbereitungsdienst zu absolvieren, um an Grundschulen in Schleswig-Holstein arbeiten zu können. Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) hat bestätigt, dass dieser Weg möglich wäre. Doch für die engagierte Lehrerin ist dies keine attraktive Lösung. „Ich empfinde mich nicht als Quereinsteigerin“, sagt sie und bezeichnet den Vorbereitungsdienst als enormen Aufwand. Unterstützt wird sie von Franziska Hense, Co-Vorsitzende der GEW Schleswig-Holstein, die die Anerkennungspraxis des Ministeriums kritisiert. Sie betont, dass viele Lehrkräfte mit Zusatzqualifikationen aus anderen Bundesländern wie Jasmin oft vor ähnlichen Hürden stehen und nicht arbeiten dürfen.

Wie die Kultusministerkonferenz in ihren Regelungen festlegt, ist die gegenseitige Anerkennung von Lehramtsabschlüssen durchaus ein erklärtes Ziel der Bundesländer. Doch in der Praxis zeigt sich eine andere Realität. Diese wird auch durch die Statistik untermauert, die besagt, dass von 2715 Anerkennungsbescheiden im Jahr 2023 nur 312 als vollständig gleichwertig anerkannt wurden. Der Rest wurde abgelehnt oder erforderte Anpassungsmaßnahmen, die für viele Antragsteller kaum zu bewältigen sind kmk.org.

Ein langfristiges Problem

Röschmanns Fall illustriert den generellen Lehrkräftemangel in Deutschland, der langfristig zu einer Herausforderung werden könnte. Die Diskussion über Reformen zur Anerkennung von Ausbildungsinhalten konzentriert sich zunehmend darauf, weniger auf formalen Kriterien und mehr auf tatsächlichen Kompetenzen zu basieren. Dies könnte Mentorinnen und Mentoren die Möglichkeit geben, die Qualifikationen besser zu bewerten, statt sich ausschließlich auf Dokumente zu stützen. Derzeit erleben viele Lehrkräfte im Anerkennungsverfahren Abwertungserfahrungen, was ein solidarisches Miteinander in der Berufsgruppe untergräbt rat-fuer-migration.de.

Röschmanns Frustration ist verständlich; sie fragt sich, warum ihre Qualifikationen nicht anerkannt werden, während sie tagtäglich die Hürden der Mobilität und Anerkennung überwindet. Ihre Kollegen unterstützen sie, können aber auch nicht nachvollziehen, warum es für sie so problematisch ist, in Schleswig-Holstein eine Grundschule zu unterrichten. Diese Situation stellt nicht nur einen persönlichen Schmerz für viele Lehrkräfte dar, sondern wirft auch grundsätzliche Fragen über die Mobilität und die Anerkennung von Lehramtsabschlüssen in Deutschland auf.